🌅 06
"Tut mir leid, dass es bei euch nicht so gut läuft", meint Jek, nachdem er sein weiches Brot gegessen hat und nun eine Banane schält.
"Haha, das ist die Untertreibung des Jahrhunderts", sagt Inho bitter. "Vor unserer Hochzeit war sie so süß! Und dann macht sie aus unserer Hochzeitsreise einen Mädelsurlaub mit ihrer Mami. Unter Flitterwochen stelle ich mir was anderes vor."
"Oh Mann, das klingt echt... mies." Mitfühlend schaut Jek ihn über den Tisch hinweg an.
"Kannst du laut sagen. Und was führt euch hierher?"
"Meine Eltern hatten das Hotel und den Flug schon gebucht, aber dann kam Mamas Hand-OP dazwischen, deshalb hab ich die Reise mit meinem besten Freund angetreten", erzählt Hyunuk.
"Klingt toll", findet Inho. Weitaus besser als sein eigener Aufenthalt hier.
Jek ist ganz begeistert. "Ist es auch! Dieser Urlaub tut echt gut! Außer heut Mittag, aber jetzt geht's ja wieder." Kaum taucht eine junge Kellnerin an ihrem Tisch auf, um sie nach Getränkewünschen zu fragen, ist er noch mehr Feuer und Flamme. Das ist wohl die Hübsche, von der Hyunuk erzählt hat, und offensichtlich beruht Jeks Interesse auf Gegenseitigkeit.
"Na, wenigstens bei ihm läuft es gut, wie schön", murmelt Inho und lächelt. Hyunuk sagt nichts dazu. Er bestellt sich ein Bier und Inho entscheidet sich für Rotwein.
Jek entschuldigt sich nach einer Weile, um mit der Kellnerin flirten zu gehen, und nun sitzen die beiden Männer schweigend am Tisch und nippen an ihren Gläsern. Inho hat das starke Bedürfnis, seines zu exen.
"Ist deine Frau noch da?", erkundigt sich Hyunuk nach einer Weile.
"Nee. Die macht mit ihrer Mutter Pärchen-Cocktailabend."
"Ah ja, den Cocktailgutschein haben wir auch noch, aber Jek verträgt nichts."
"Es gibt auch alkoholfreie. Meine Schwiegermutter trinkt nämlich nie."
"Achso."
Konzentriert beobachtet Hyunuk den Schaum auf seinem Bier. Inho starrt auf das scheinende, dunkle Rot seines Weins.
"Wirst du es ihr sagen?", fragt Hyunuk leise.
"Keine Ahnung. Dazu bräuchte ich erstmal die Gelegenheit in Ruhe mit ihr zu reden. Seit wir hier sind, hatten wir kaum drei Minuten miteinander", klagt Inho ihm sein Leid.
"Wie wäre es mit abends vorm Schlafen?"
"Entweder verschwindet sie mit Mami auf irgendeiner Abendveranstaltung und ich schlafe schon, wenn sie zurückkommt, oder ich drehe einsame Runden durchs Hotel und genieße die Aussicht. Ob du es glaubst oder nicht, aber die letzte Nacht hat sie nicht einmal in unserem Bett geschlafen, sondern nebenan bei Mami."
"Nochmal: Wieso hast du sie geheiratet?"
"Frag ich mich inzwischen auch. Das klingt sicher fies, ich liebe sie doch, die Situation macht mich nur so fertig... Wir waren ungefähr ein Jahr zusammen und ich wollte eigentlich Kinder, also war zeitig klar, dass wir heiraten und dann Babys machen. Wir hatten nur noch keine Gelegenheit dazu."
"Warte. Du hattest noch nie... ihr habt... sag bloß?"
"Doch, vor der Ehe ein paarmal, aber mit Kondom und so wirklich begeistert war sie nicht. Ich dachte, nach der Trauung wird alles besser, aber wir hatten nicht einmal eine richtige Hochzeitsnacht, die haben wir im Flieger verbracht und wollten es dann hier ganz romantisch machen."
"WAS?" Hyunuk schaut ihn entsetzt an. Inho setzt sein Weinglas an und trinkt es in einem Zug leer, dann hebt er die Hand in Richtung des nächstbesten Kellners, damit der ihm nachschenkt.
"Warum ist ihre Mutter überhaupt hier? Ich meine... du hast sie ja sicher nicht freiwillig mitgenommen?"
Inho schaudert es, als er daran zurückdenkt. "Meine Frau hat die Reise gebucht. Sie wollte das Ziel und das Hotel aussuchen und ich hab sie machen lassen. Hätte ich mal lieber nachgeschaut, was sie da treibt... als ihre Mutter uns zum Flughafen begleiten wollte, hab ich mir nichts dabei gedacht. Selbst als wir überraschend viele Koffer aus dem Auto geladen haben und das Taxi eilig abgedüst ist, hab ich nicht kapiert, was da los ist und dann stand ich unter Schock. Ich wollte es einfach nicht glauben, und als ich sie gefragt hab, was zur Hölle das soll, hat sie den Spieß umgedreht und gemeint, wie enttäuschend das wäre, dass ich ihre Mutter offenbar nicht leiden könne. Ich konnte es echt nicht fassen."
"Das ist auch nicht zu fassen", murmelt Hyunuk und kippt sein Bier hinter.
"Ich hab es erst am zweiten Tag hier realisiert, als ich die ganze Zeit allein im Hotelzimmer darauf gewartet habe, dass die beiden von ihrer Shoppingtour zurückkehren. Und ich muss es noch über eine Woche aushalten!", jammert Inho und ext das nächste Glas Wein. Hyunuk legt ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter.
"Es tut mir sehr leid. Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun."
"Oh ja, das kannst du", haucht Inho leise und sieht ihm in die Augen.
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