🌅 05

Erfrischt steigt Inho aus der Dusche, trocknet sich nur grob ab und sucht sich ein neues Outfit aus dem Schrank. Da es Abend wird und im Restaurant angemessene Kleidung erwünscht ist, entscheidet er sich nun für eine lange schwarze Hose und sein Lieblingsshirt mit den Shakespeare-Zitaten und dem kleinen Rehkitz auf der Brust.

Mit grummelndem Bauch macht er sich auf den Weg zum Buffet. Mittags hatte er nur etwas Kleines und viel Alkohol, dementsprechend ist er nun hungrig. Dass um diese Uhrzeit sowohl seine Frau als auch sein Seitensprung im Restaurant sind, fällt ihm erst an der Tür wieder ein. Für einen Rückzug ist es zu spät, da Hyunuk ihn entdeckt und mit offenem Mund ansieht.

"Äh, hi", grüßt er ihn und Hyunuk klappt die Kinnlade hoch.

"Du hast Nerven", meint er. "Hätte nicht gedacht, dass du das ernst meinst, dass wir uns um sechs hier treffen."

"Du bist auch hier", stellt Inho fest.

"Naja... Jek hatte Hunger." Hyunuk deutet auf einen hell gekleideten jungen Mann, der sich soeben ein wenig Weißbrot auf den Teller legt und dann verwirrt um sich blickt, weil sein Begleiter nicht mehr neben ihm steht.

"Ah ja. Geht's ihm besser?", erkundigt sich Inho nach ihm.

"Ja. Weitaus besser, fast schon zu gut", grummelt Hyunuk.

"Was ist los?" Neugierig tritt Inho noch näher. Hyunuk zieht ihn beiseite, damit sie nicht mehr mitten im Eingang stehen und ein Hindernis für die anderen Restaurantbesucher darstellen.

"Nun. Er hatte heimlich versucht, die Massage umzubuchen, weil er auf keinen Fall mit mir dorthin wollte, und es mir bis zum letzten Moment verschwiegen, aber mich mit einem Fremden dort auflaufen zu lassen, fand er superwitzig."

"Oh", macht Inho mitleidig. Ihm wird warm im Bauch bei der Erinnerung daran, was dort passiert ist. Zu warm. "Aber naja, es war schön... oder?", murmelt er unsicher.

"Willst du mich veräppeln?" Hyunuk scheint verärgert. "Wir haben deine Frau betrogen!", zischt er.

"Ich weiß", sagt Inho kleinlaut.

"Warum hast du sie überhaupt geheiratet?"

Beiderseitiges Magengrummeln verschont Inho vor einer Antwort. "Lass uns was zu Essen holen und dann reden", schlägt er vor.

"Ich bin mit Jek hier, schon vergessen?", erinnert Hyunuk ihn. Inho seufzt und sieht ihn traurig an, dann dreht er sich um und macht sich auf den Weg zum Buffet. Er hat Hunger.

Hyunuk folgt ihm. "Inho, warte."

"Kann ich bei euch sitzen? Ich hab keine Lust, meine Frau und ihre Mutter bei ihrem Dinnerdate zu begleiten." Aus dem Augenwinkel sieht er die beiden an einem Zweiertisch sitzen.

"Wo warst du denn??", ertönt eine aufgeregte Stimme hinter ihnen.

"Äh, Jek... hast du schon 'nen Tisch?", fragt Hyunuk den kleinen, schlanken Kerl.

"Ja, da drüben", erwidert er und zeigt auf einen Zweiertisch in der Nähe.

"Wir brauchen noch einen Stuhl mehr, sicherst du uns den Platz dort?", bittet Hyunuk ihn und deutet auf einen größeren Tisch. Jek macht es ohne nachzufragen. Verwundert schaut Inho ihm hinterher. "Was?", fragt Hyunuk gereizt und entschuldigt sich sofort dafür. "Tut mir leid, dass ich dich so angehe. Es ist nur..."

"Schon gut. Mach dir keine Vorwürfe wegen dem, was passiert ist."

"Aber ich hab dich..."

"Ich war derjenige, der dich dazu überredet hat, es durchzuziehen", versucht Inho die Schuld auf sich zu nehmen.

"Naja, du wusstest nicht wirklich, was auf dich zukommt."

"Hyunuk, hör zu." Inho hat einen riesigen Kloß im Hals und Hyunuk in die Augen zu sehen macht es nicht besser. Es macht ihm bewusst, dass Hyunuk in ihm war und sie von nun an auf sehr intime Weise miteinander verbunden sind. Aber es ist nicht nur das.

"Was?", fragt er leise, weil Inho nichts mehr von sich gibt.

"Keine Ahnung", flüstert dieser und kann sich kaum von Hyunuks Blick lösen. "Hab vergessen, was ich sagen wollte."

"Lass uns essen", seufzt Hyunuk, drückt ihm einen Teller in die Hand und schaufelt sich Unmengen auf seinen eigenen Teller. Gemeinsam setzen sie sich zu Jek an den Tisch. Hyunuk räuspert sich. "Ähm. Das ist er."

"Oh." Jeks freundliches Lächeln verwandelt sich in einen besorgten Gesichtsausdruck.

"Du weißt also schon Bescheid. Toll. Meine Frau sitzt übrigens da drüben." Vage wedelt Inho mit der Hand und widmet sich dann seinem Essen. Die Stimmung am Tisch ist erdrückend.

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