Die Schlacht am Erebor
Mitten in der Nacht hörte ich ein Geräusch. Ich wachte auf und sah gerade noch so, wie Bilbo gehen wollte. "Warte!", flüsterte ich. Bilbo drehte sich um. "Ronja, du kannst nicht mit. Gandalf hat recht." "Das ist mir doch egal. Ich weiß, was passieren wird. Und jetzt auf, gehen wir." Mit diesen Worten nahm ich meinen Bogen, schnallte mit den Köcher auf den Rücken und wir gingen los.
Im Schutze der Dunkelheit erreichten wir die Mauer und kletterten schnell nach oben.
Am Morgen versammelten sich die ganzen Elben vor dem Erebor und auch Bard war mit seinen Leuten da. Wir alle standen auf der Mauer und schauten dabei zu, wie Thranduil und Bard durch die Menge geritten kamen. Es war eine bedrückte Atmosphäre. Thorin schoss einen Pfeil vor die Hufe von Thranduil's Elch mit den Worten: "Der nächste trifft euch zwischen die Augen." Die Zwerge jubelten, nur ich war still. Ich blickte mich um und sah Bilbo versteckt hinter ein paar Steinen. Da ließ Thranduil alle Elben die Bögen spannen und die Zwerge versteckten sich still hinter der Mauer. Alle bis auf Thorin und mich. Ich wusste ja, dass sie nicht schießen würden.
Thranduil gab ein Zeichen und die Elben steckten ihre Pfeile zurück. "Wir kommen um euch zu sagen, dass die Begleichung eurer Schuld angeboten und angenommen wurde.", sagte Thranduil. "Welche Begleichung? Ich habe euch nichts gegeben. Ihr habt nichts.", meinte Thorin. Da holte Bard den Arkenstein aus seiner Tasche und hob ihn hoch. "Wir haben das hier.", rief Bard. "Sie haben den Arkenstein. Diebe! Wie kommt das Erbstück unseres Hauses in eure Hände? Dieser Stein gehört dem König!", rief Kili. "Und der König soll ihn bekommen. Mit unserem Wohlwollen.", meinte Bard und steckte den Stein zurück in seine Tasche. "Aber zuerst muss er zu seinem Wort stehen." "Sie wollen uns zum Narren halten. Das ist nur eine List. Eine dreckige Lüge. Der Arkenstein liegt in diesem Berg versteckt! Das ist eine Täuschung.", schrie Thorin. "Nein, das ist keine Täuschung.", sagte Bilbo und trat näher an uns heran. "Bilbo nein!", sagte ich. "Der Stein ist echt. Ich hab ihn ihnen gegeben.", fuhr er unbeirrt fort. Alle waren erschrocken. "Du?", fragte Thorin. "Ich hab ihn als meinen vierzehnten Teil genommen." "Du hast ihn mir gestohlen." "Dir gestohlen? Nein. Mag sein, dass ich ein Dieb bin, aber doch ein ehrlicher, behaupte ich. Ich bin bereit, dafür auf meine Ansprüche zu verzichten." "Auf deine Ansprüche? Deine Ansprüche. Du hast keinen Ansprüche an mich du elender Wurm!" "Ich wollte ihn dir schon geben. Viele Male wollte ich es, aber..." "Aber was, du Dieb?" "Du hast dich verändert, Thorin. Der Zwerg, den ich in Beutelsend kennenlernte, hätte sein Wort niemals gebrochen. Hätte nie an der Treue der Seinen gezweifelt!", rief Bilbo. "Du sprichst nicht zu mir von Treue. Werft ihn den Wall hinunter!" "Das werde ich nicht zulassen!", rief ich und stellte mich vor Bilbo. "Geh mir aus dem Weg, sonst werfe ich dich mit ihm nach unten." "Versuch es doch!", rief ich und spannte meinen Bogen. Thorin lachte kurz und schnappte sich meinen Bogen. Ehe ich mich versah, lag mein Bogen auch schon unten bei Thranduil und Bard. "Warum gehorcht ihr mir nicht? Dann mache ich es eben selbst!", rief Thorin. Er packte meine Hand und warf mich nach hinten gegen die Mauer. Ich stöhnte auf. Schmerz! Dann nahm er Bilbo und hielt ihm über den Abgrund.
Da kam Gandalf und redete mit Thorin. Ich konnte es nicht verstehen, weil ich so Schmerzen hatte. Thorin war abgelenkt und Bilbo kam zu mir. Er half mir hoch und zusammen schafften wir es nach unten. Wieder auf sicherem Boden brach ich in mich zusammen. Bilbo blieb bei mir. "Ronja?", fragte er. "Es geht gleich wieder.", meinte ich und versuchte, mich aufzurichten. Die anderen redeten wieder und es dröhnte nur so in meinem Kopf. "Wollt ihr Frieden oder Krieg?" "Ich will Krieg!"
Da kamen die anderen Zwerge unter der Führung von Dain, Thorin's Vetter. Gandalf kam zu mir und half mir auf. Die Elben positionierten sich neu und Gandalf redete mit Dain. Gejubel kam vom Berg. Die Zwerge wollten gerade angefangen, zu kämpfen. Da bebte die Erde und die Erdwürmer kamen hervor. Schon begann der Angriff der Orks. Die Schlacht hatte begonnen!
Wir standen da und schauten, wie die Zwerge und Elben kämpften. Ich stand bei Gandalf und Bilbo. "Äh Gandalf. Ist es ratsam hier zu stehen?", fragte Bilbo. Ich musste lächeln. Doch meine Schmerzen rissen mich zurück in die Realität. Ich stöhnte. Gandalf wandte sich zu mir und hielt seine Hand auf meine Stirn. Er flüsterte etwas, wie damals bei Thorin und meine Schmerzen wurden weniger. Erleichtert atmete ich auf. "Danke.", sagte ich. Als Antwort erhielt ich ein Nicken. Wieder ertönte ein lautes Horn.
"Kommt ihr zwei! In die Stadt!", rief Gandalf und wir rannten los. In der Stadt war die Hölle los. Orks und Trolle brachen durch die Mauern und alle Menschen schrien. Ich hielt mich an Gandalf und Bilbo und wir kämpften. Es stand nicht gut, dass wusste ich. Bald schon waren die Orks zu nahe und ich musste mit meinem Dolch kämpfen. Ich betete, hier wieder heil raus zukommen.
Bald schon war in der Stadt weniger los, weil alle Orks den Berg angriffen. Etwas später hörten wir ein Horn. "Thorin.", sagte Bilbo leise. Wir hörten eine Glocke. Ich schaute über die Mauer, auch Bilbo stand auf. Wir drei rannten zu einer anderen Mauer. "Die Zwerge, sie ziehen in den Kampf.", sagte Bilbo. "An der Seite ihres Königs.", stellte ich fest. Wir liefen weiter durch die Stadt und kämpften. "Gandalf, Ronja!", rief Bilbo, denn wir waren getrennt worden. Bei einer Mauer fanden wir ihn. "Das ist Thorin.", meinte Bilbo. "Und Fili, Kili und Dwalin. Er nimmt seine besten Krieger mit.", sagte Gandalf. "Und was haben sie vor?", fragte Bilbo. "Der Schlange den Kopf abschlagen.", sagte ich und seufzte, denn ich wusste, was passieren würde.
Da kamen Legolas und Tauriel auf uns zu geritten. "Gandalf!", rief Legolas. "Legolas. Legolas Grünblatt.", stelle Gandalf fest und wir eilten zu den beiden. "Ein zweites Heer ist im Anmarsch. Bolg führt Orks aus Gundabad an. Sie werden schon bald hier eintreffen." "Gundabad. Das war ihr Plan von Anfang an. Azog greift uns an und dann stößt Bolg mit seinen Scharen aus dem Norden dazu.", meinte Gandalf. "Dem Norden? Wo ist der Norden genau?", fragte Bilbo. "Am Rabenberg.", seufzte ich. "Aber Thorin ist da oben. Und Fili und Kili. Sie sind alle da oben.", rief Bilbo. "Ja.", antwortete ich traurig. Alle schauten mich an.
Gandalf lief los, um Thranduil zu bitten, Truppen zum Rabenberg zu schicken, um Thorin und Co. zu warnen. Thranduil weigerte sich natürlich. "Ich gehe.", kam es von Bilbo und ich wusste das ich mitgehen würde. "Mach dich nicht lächerlich. Das schaffst du nie.", meinte Gandalf. "Warum nicht?", fragte Bilbo. "Weil sie dich kommen sehen und dich töten werden." "Werden sie nicht. Sie werden mich nicht sehen." "Das kommt nicht infrage. Ich erlaube es nicht." "Ich bitte nicht um Erlaubnis, Gandalf." Bilbo ging los. Ich wusste, jetzt würde er den Ring aufziehen. "Ich gehe auch.", meinte ich und bevor mich Gandalf zurück halten konnte, war ich auch schon weg.
Ich rannte los und tötete unterwegs viele Orks. Ich lief und lief um mein Leben. Trotzdem machte ich langsammer, damit Bilbo mich noch nicht sah. Ich rannte und rannte. Es war nicht einfach, denn ich musste den steilen Berg hinauf hetzen. Kurz nach Bilbo kam ich schließlich an. "Such Fili und Kili. Ruf sie zurück." "Thorin, bist du dir sicher?" "Tu es. Wir kämpfen an einem anderen Tag." Ich atmete schwer. Alle drehten sich zu mir um. "Ronja?", fragte Bilbo. Ich komnte nicht sprechen, deshalb hob ich meine Hand und zeigte auf Azog, der Fili hinter sich her zog. Azog redete wieder in schwarzer Sprache. "Flieht.", rief Fili. "Nein.", meinte Thorin. "Lauft!", schrie Fili noch ein letztes Mal, bevor er von Azog durchstochen wurde und vom Turm fiel. Alle waren geschockt. Kili rannte los. Thorin schrie nach ihm und Dwalin nach Thorin. Ich blieb bei Bilbo und spürte Tränen über meine Wange laufen. Trauer verwandelte sich in Wut und als die Orks kamen tötete ich einen nach dem anderen. 'Bald wird auch Kili tot sein, danach Thorin.' Bilbo warf Steine auf die Angreifer und ich bemühte mich, alle abzuwehren.
Da schlug Bolg Bilbo ins Gesicht und er fiel bewusstlos auf den Boden. Ich rannte zu ihm und zog ihn hinter eine Mauer. Dann kämpfte ich weiter. Ab und zu warf ich einen Blick auf den Eisfläche um zu sehen, wie weit Thorin schon im Kampf mit Azog war. Einen Moment war ich unaufmerksam, aber das genügte schon und einer der Orks packte mich. Ich trat ihm gegen die Beine und schnitt ihm mit meinem Dolch die Kehle durch. Als keine Orks mehr kamen, blickte ich zur Eisfläche. Da sah ich die Adler, die uns zu Hilfe eilten. 'Ja!', dachte ich und freute mich.
Und dann sah ich Thorin auf der Fläche laufen. Unter der Scholle musste Azog schwimmen, ohne Frage. Ich rannte los und schrie: "Thorin lauf!" Doch in diesem Moment bohrte sich Azog's Schwert durch seinen Fuß und sie kämpften weiter. Ich rannte auf das Eis und versuchte, Thorin zu Hilfe zu eilen. Ich wollte meine Pfeile abschießen, aber ich hatte keine mehr! Das Schwert von Azog kam Thorin gefährlich nahe. "Nein!", brüllte ich, doch schon ließ Thorin es geschehen. Der Schänder durchstach ihn und wurde dann von Thorin aufgespiest. Ich hielt inne.
Azog war tot und Thorin trat an den Rand des gefrorenen Wasserfalls. Bilbo und ich rannten fast gleichzeitig los, als Thorin in sich zusammen brach. Als wir ankamen hustete und stöhnte Thorin. "Bilbo. Ronja.", keuchte er. Wir knieten uns neben ihn. "Nicht bewegen, nicht bewegen. Lieg still.", sagte Bilbo und schaute sich die Wunde an. Er musste würgen. "Ich bin froh, dass ihr hier seid.", sagte Thorin. "Pscht, pscht.", meinte ich. Thorin stöhnte. "Ich möchte in Freundschaft von euch scheiden." "Du warst schon immer mein Freund. Daran wird sich auch nichts ändern.", sagte ich und fing fast an zu weinen. "Du gehst nirgendwo hin, Thorin. Du wirst Leben.", sagte Bilbo. "Ich möchte zurücknehmen, was ich am Tor gesagt habe. Du hast getan, was ein wahrer Freund tut. Vergib mir. Ich war zu blind, es zu sehen. Es tut mir so leid, dass ich dich in solche Gefahr gebracht habe.", meinte er zu Bilbo. "Nein, ich bin froh, dass ich mit dir durch die Gefahren gehen durfte, Thorin. Um jede bin ich froh. Das ist viel mehr, als irgendeinem Beutlin zukommt." "Und Ronja, es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe.", meinte er dieses Mal zu mir. "Ist schon Ok.", sagte ich leise und Tränen liefen mir die Wangen hinunter. "Leb wohl, Meisterdieb. Kehr zu deinen Büchern zurück. Und zu deinem Sessel. Pflanze deine Bäume. Sieh zu wie sie wachsen. Gäbe es nur mehr, die ein Zuhause höher achten als Gold. Diese Welt wäre ein viel glücklicherer Ort. Und du, mach es auch gut, Ronja. Kehre nach Hause zurück. In deine Welt. Lese unsere Geschichte. Lebe dein Leben.", sagte Thorin. Er stöhnte und dann trat er aus dieser Welt.
Mir schossen Tränen in die Augen und ich fing an zu weinen. Bilbo sagte noch etwas, was ich nicht hören konnte. Ich war so traurig, wie noch niemals zuvor. Noch nie war ich so traurig gewesen. In meinem ganzen Leben.
So, fast fertig. Eigentlich wollte ich ja noch etwas warten, aber ich konnte einfach nicht anders. Das nächste Kapitel wird dann vermutlich auch das letzte sein.
Bis dann 👋
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