Kapitel 23 - Emotionen
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien die Sonne durch das Fenster in das Zimmer. Einen Moment lang beobachtete ich friedlich die winzigen Staubteilchen, die im hellen Sonnenlicht tanzten. Die Tür ging einen Spalt auf und Kay schaute vorsichtig ins Zimmer. "Ich war schon beim Becker. Mach dich fertig, dann gibt es Frühstück." Er lächelte mich an. Als ich nickte, schloss er die Tür wieder leise. Ich strampelte die warme Decke weg und streckte mich ausgiebig. Gestern Abend hatte ich mir aus dem Schrank von Kays Schwester ein weißes Top und eine Schlafanzughose ausgesucht, damit ich nicht in Jeans schlafen musste. Einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, wieder Zuhause in meinem Bett zu liegen und wie ein ganz normales 16-jähriges Mädchen aufzustehen. Doch als mir bewusst wurde, dass Montag war und die Mittagssonne bereits am Himmel stand, zerplatzte mein Traum im Nichts. Ich war nunmal nicht normal. Normale Jugendliche gingen am Montagmorgen in die Schule. Stattdessen spielte ich Fangen mit der Polizei, wegen eines Mordes, den ich nicht einmal bewusst begangen hatte. Auf einmal wurde mir die Skurrilität dieser Geschichte bewusst und ich musste laut loslachen.
Kay schaute erneut in mein Zimmer. "Na, du hast aber gute Laune." Grinsend setzte er sich neben mich auf mein Bett. "Willst du mich daran teilhaben lassen?", fragte er verschmitzt. Ich schnappte nach Luft. Unter Lachentränen erzählte ich ihm meinen momentanen Alltag. "Das ist doch einfach schräg, oder?" Mit Tränen in den Augen schaute ich ihn von der Seite an. Dann hielt ich inne. "Was ist mit dir? Gehst du auch noch zur Schule?" Kay wich der Frage aus. "Das spielt gerade doch keine Rolle, oder?" Ich zuckte mit den Schultern. "Hmm", machte ich.
Irritiert, ob ich gerade lachte oder weinte, wandte ich den Blick ab und schaute auf den Teppichboden. Als ich erneut losprusten musste, veränderte sich das Lachen innerhalb ein paar Sekunden in ein Schluchzen. Irgendwo zwischen Ironie und Traurigkeit hing ich fest, Tränen liefen mir über die Wangen. Ich legte meinen Kopf in Kays Schoß. Er streichelte mir langsam über die Haare und betrachtete mich besorgt. Ich blickte nach oben in seine Augen. "Tut mir leid, dass ich so eine Heulsuse bin. Das ist alles nur gerade etwas viel", erklärte ich unter Tränen. "Alles ist gut. Lass es raus. Danach geht es einem besser", erwiderte Kay lächelnd. "Womit habe ich dich nur verdient?", fragte ich mit einem Lächeln auf den Gesicht. Kurz danach durchschüttelte mich erneut ein Weinkrampf.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top