Mir ist zum weinen zumute. Obwohl es mir gut geht! Ich bin nicht krank, hab keine Schmerzen, bin nicht alleine, denn ich habe Freunde und Familie, die ebenfalls wohl auf sind, ich werde von ihnen geliebt, hab einen Job, der mir eigentlich Spaß macht. Und trotzdem hab ich dieses Beklemmen auf der Brust.

Ich will weinen, wegen der Misshandlungen, die jeden Tag stattfinden und stillschweigend hingenommen werden. Wegen der Kriege, die geführt werden, nur wegen Geld und Macht, wobei Freunde getrennt und Familien auseinander gerissen werden. Wegen der Menschen, die sich jeden Tag so viele Dinge vornehmen und am Ende kaum einen Punkt abgehakt bekommen. Zu diesen Menschen möchte ich nicht gehören. Und doch bleibt meine Liste mit den Dingen, die ich noch erledigen muss immer gleich lang. Manchmal wird sie noch was länger, aber selten verschiedet ein Punkt.

Andere würd ich darum belächeln - so sind Menschen nun mal, nehmen sich was vor, um am Ende des Tages etwas geleistet und ein gutes Gefühl zu haben, aber versinken dann doch lieber in Büchern, Serien oder Filmen. Aber ich, ich hasse mich dafür. Für jeden verschwendeten Tag, an dem ich nichts geschafft habe! Vielleicht weil ich denke irgendwem was schuldig zu sein.

Wäre da nicht die Leere in mir, dann würde ich vielleicht weinen. Würde schreien und um mich schlagen. Dabei würde ich vielleicht diese verdammte Wut auf mich zerschlagen, dass am Ende wirklich keine Gefühle mehr in mir sind.

Stattdessen bleibe ich ruhig und kontrolliert, nach außen hin. Denn insgeheim weiß ich, dass ich die Kontrolle schon wieder an die Krankheit verloren habe. Aber würde ich das sagen, dann würde es zur Realität werden. Wobei es bereits jeden Tag Teil meiner Realität ist. Im Moment will ich nur, dass alle weiterhin das Bild von mir sehen, welches ich ihnen zeigen will. Und das ist ganz bestimmt nicht das kranke Mädchen!