33.
5 Monate zuvor
Ich sitze hier in einem dunklen Verließ, an die Wand gelehnt, Julia neben mir uns sterbe innerlich fast. Für mich gibt es keinen Grund mehr, zu leben. Sie haben Julia und mich hier hergeschickt, da wir Verräter sind. Newt, Lilli, Scott und Thomas wurden ins Labyrinth geschickt und ich werde Newt nie wiedersehen, das kann ich vergessen. Ich habe seit einem Monat nicht mehr das Gefühl gehabt zu leben, manchmal ist mein Körper so gnädig und erlaubt mir, einfach nichts zu spüren. Dann döse ich an meinem Platz, tue nichts und denke auch über nichts nach. Nur meistens ist dies nicht der Fall, ich darf wohl nicht einfach nur vor mich hin vegetieren, eine leere Hülle eines Menschen, der nichts mehr in seinem Leben hat, nein, ich muss leiden, ich darf das nicht einfach ausblenden. Deswegen sitze ich den ganzen Tag hier rum, halte mich in der klirrenden Kälte eng umschlungen, da er es nicht mehr tun kann und denke an ihn. Ich weiß, dass er nun im Labyrinth ist und sein neues Leben hat. Er leidet nicht, das ist wenigstens etwas Schönes, denn er kann sich nicht an mich erinnern. Allein der Gedanke, dass Newt auf der Lichtung jemand anderes haben könnte, ist wie ein Splitter in mein Herz. Er ist weg. Für immer. Nie wieder kann ich diese Grübchen sehen, wenn er lächelt, dieses bezaubende Lächeln. Diese Funkeln in den Augen, sein Gesicht, das sich rötet, wenn er mich sieht und ich ihn ansehe. Seine Lippen, die meine berühren. Sein warmer Atem, der meine Haut berührt und durch den ich eine Gänsehaut bekomme. Seine sanften Hände, die über meine Wange streichen. Seine Stimme, wenn er sagt, dass er mich liebt. Mein Herz brennt, wie wenn man es gerade anbrennen würde und mir kullern die Tränen die Wange hinunter, unaufhörlich, da es das nie wieder geben wird. Nie. Wieder.
„Maria, wir müssen doch irgendetwas machen können! Wenn wir unsere nächste Essensportion bekommen, dann können wir den Mann zusammenschlagen, uns den Schlüssel schnappen und uns dann in diesen Bunker verziehen. Wenn wir durch die Tür gehen, werden wir früher oder später in die Außenwelt gelangen. Wir können das wirklich schaffen, Maria! Aber dafür musst du aufhören, Trübsal zu blasen und mich mal unterstützen!" Julia tigert auf und ab und fährt sich durch ihre braunen Haare, während sie sich einen Plan ausdenkt, wie wir von hier verschwinden können. Ich kann nun mal nicht mehr. Ich bin zerbrochen und mich kann nichts mehr zusammenfügen, warum versteht sie das denn nicht? „Julia, du kannst das gerne durchziehen, aber ich werde nicht verschwinden. Ich weiß, dass er nicht weiß, wer ich bin, doch ich liebe ihn und werde ihn auch immer lieben. Unser Plan ist gescheitert, doch ich werde ihn nicht alleine lassen. Eines Tages wird er aus dem Labyrinth entkommen, sie werden es aus dem Labyrinth schaffen und dann wird er wieder bei mir sein! Ich kann das nicht ... Newt ... er ... er ... muss sich an mich erinnern! Was soll ich denn machen? Julia, ich liebe ihn so sehr und er weiß nichts über unsere gemeinsame Vergangenheit. All die Jahre, von Freundschaft bis zu Liebe, alles wurde bei ihm mit einem Nadelstich ausgelöscht." Ich wiege wie ein kleines Kind hin und her. Julia muss auch an Thomas denken, sie liebt und vermisst ihn schließlich auch, aber dennoch denkt sie positiver. Sie denkt, dass wir es schaffen können zu entkommen und kommt so fast täglich mit einer neuen Methode, von hier zu entkommen, allerdings sind die meisten völlig unterbelichtet. Es ist die Verzweiflung, sie steckt hier überall, es ist, als würde sie sich an den Wänden wie Kleister festkleben und uns immer wieder angreifen. Was sollen wir denn nur machen? Wir können schlecht für den Rest unseres Lebens hier drin bleiben! Ich bin ein 15- jähriges Mädchen, das hier in einer Art Knast hockt, obwohl ich noch mein ganzes Leben vor mir habe. Und ihm ist ein anderes Schicksal vorbestimmt. Ich darf noch nicht mal sehen, was auf der Lichtung abläuft, sie bieten mir noch nicht einmal die Möglichkeit, ihn zu sehen. „Entschuldigen Sie, Sir, wir müssen dringend mit Miss Paige sprechen. Es ist eine äußerst wichtige Angelegenheit. Sie müssen sie auf jeden Fall zu uns bringen!" Der Mann, den ich nicht sehe, da ich noch immer meinen Kopf gesenkt habe, fängt an, zu lachen. Er lacht, als wäre Julias Forderung das Lächerlichste auf dieser Welt. „Ich habe mit das Labyrinth erbaut und ich werde Ihnen sagen, dass es etwas Wichtiges ist. Sicherlich will keiner von Ihnen, das es ein Defekt im Labyrinth gibt, allerdings werden Sie es nie erfahren. Es ist alleine Ihre Entscheidung!" Diese Worte haben ihn wohl zum Denken angeregt, denn ich kann hören, wie er sich zurückzieht und dann in sein Walkie-Talkie spricht. Er will nicht Schuld daran sein, dass A.N.G.S.T. etwas zustößt, was ich natürlich in gewisser Weise auch verstehen kann. Hoffentlich geht unser Plan auf. Ich lasse meinen Kopf wieder auf meine Knie sinken, während ich auf Änderungen warte. Selbst, wenn Ava vorbeikommen sollte, kann es sicherlich noch etwas dauern, da sie sehr beschäftigt ist. Sie arbeitet an ihren Plänen, die wohl wieder zu nichts führen werden und durch die wieder nur Menschen leiden müssen. Es ist aussichtslos, doch vielleicht können Julia und ich es eines Tages schaffen, dass die Lichter aus dem Labyrinth entkommen dürfen. Ich darf die Hoffnung nie aufgeben! Aber was ist denn, wenn ich Newt wiedersehe? Ich würde ihm schluchzend in die Arme fallen und ihn küssen wollen, doch er würde mich angewidert von sich wegschieben, da er sich nicht an mich erinnern kann. Er wird mich nie wieder lieben! Nie wieder werden die Worte 'Ich liebe dich' seinen Mund verlassen und wenn, dann nur für jemand anderen, jemand Neuem, dem er seine Liebe schenkt. Ich würde ihm am liebsten den Liebesbrief, den er mir geschrieben hat, mittels der Box auf die Lichtung schicken, dass er weiß, dass ich hier bin. Es schmerzt einfach so sehr, so sehr, dass ich einfach am Boden zerstört bin. Ich bin einfach kraftlos und ohne Zukunftsperspektive. Eine leere Hülle eines Menschen. Nicht mehr willig, irgendetwas zu tun. Ich will das einfach nicht, will es nicht akzeptieren, doch ich kann nichts ändern. Ich kann nur darauf hoffen, dass wir mit Ava irgendeinen Pakt eingehen können, damit wir von hier aus der Zelle verschwinden können. Das ist erst einmal der erste Schritt und dann können wir weiterüberlegen. „Guten Tag, Ladies." Avas Stimme lässt mich aufblicken.
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