32.
6 Monate zuvor
Ich wache durch rohe Gewalt auf, da jemand einen Gegenstand oder eine Person gegen mich drückt. „Nein! Lassen Sie mich los! Lassen Sie Maria und mich gehen! Wir haben nichts verbrochen!" Das ist Newts Stimme! Plötzlich erinnere ich mich auch wieder daran, was gestern geschehen ist. Ich bin bei ihm im Zimmer eingeschlafen und nun ist wohl irgendjemand in sein Zimmer gekommen und hat uns erwischt. Schnell reiße ich die Augen auf und sehe Ava Paige und Mr. Janson vor uns stehen. Was wollen die denn hier? Ich weiß, dass ich mich eigentlich nicht bei Newt aufhalten darf, aber dennoch ist das kein Grund, hier aufzukreuzen und eine große Sache daraus zu machen. „Es ist so weit, Janson. Nehmen Sie ihn und bereiten Sie ihn vor. Und du, Maria, für dich haben wir auch eine schöne Strafe." Was meint sie denn? Zu was soll Newt bereit gemacht werden? In genau dieser Sekunde wird vor der Tür auf dem Flur jemand an uns vorbeitransportiert. Es sind Scott, Thomas und Lilli. Scott und Thomas werden bewusstlos vorbeigeschleift. Sie hängen wie nasse Säcke über dem Boden, ihre Augen sind eingefallen und sie sehen total leblos aus. Lilli im Gegenteil schlägt und tritt um sich, was das Zeug hält. Sie strampelt wie besessen und schafft es somit auch fast, die Männer abzuwehren, doch nur fast. Einer zückt eine Spritze, sticht es ihr in den Arm und sie verstummt schlagartig. „Maria", wimmert sie in letzter Sekunde, als sich ihr Kopf auf die linke Seite legt, ihre blonden Locken ihr über die Schulter fallen und sie mich mit leerem Blick ansieht. Sie werden ins Labyrinth gesteckt! Und Newt ist an nächster Stelle! Was kann ich denn nur tun, dass er nicht mitgenommen wird? Ich muss irgendetwas tun! Er kann mir doch nicht einfach weggenommen werden! So nahe sind wir dran, zu fliehen. Wir haben alles so lange geplant, um ein Leben in Freiheit haben zu können, doch nun werde ich Newt nie wieder sehen können. Er wird einfach verschwinden, von der Bildfläche verschwinden, A.N.G.S.T. hat ihn in ihrer Gewalt und ich kann nichts für ihn tun. „Hast du noch irgendwelche letzten Worte? An uns oder an deine 'Freundin'?", fragt Janson und zischt das Wort 'Freundin' wie, als wäre es Gift. Seine Visage ähnelt in diesem Moment so sehr der einer Ratte. „Lassen Sie sie in Ruhe! Sonst werden Sie sich wünschen nie geboren zu sein!" Newt funkelt ihn voller Hass an und dann wendet er sich an mich. Ich bin immernoch an ihn geschmiegt, zwar in einer ziemlich verkrüppelten Lage, aber dennoch berühre ich ihn. Ist dies nun der Abschied? Mein Herz ist wie in ein Fass voller Gift getaucht. Es schlägt nicht, es schmerzt. Tränen fließen meine Wange hinunter, sie sind ebenfalls wie Gift, die meine Haut verätzen. Ich kann das nicht länger aushalten, das ist einfach nur Folter! Newt muss bei mir bleiben! Ich liebe ihn doch so sehr! Er darf mich nicht verlassen, wir haben uns auf alles vorbereitet. Ich kann das nicht! Ich zittere wie Espenlaub, meine Hände schlottern unkontrolliert in der Gegend umher und selbst wenn ich versuche, sie zu kontrollieren, klappt es einfach nicht. Newt greift nach meinen Handhälften und presst sie gegeneinander. Er streicht mir mit seinem Finger sanft über den Handrücken und murmelt leise 'pssschht'. „Alles wird gut. Du darfst jetzt nicht aufgeben, Maria. Julia und du, ihr seid nicht für dieses Leben bestimmt. Ihr beide werdet es von hier wegschaffen und euch ein neues Leben aufbauen. Du wirst jemand Neuen finden und ihn lieben, das würde mir gut tun. Vergiss nur nie, dass du die Liebe meines Lebens bist, die Quelle meines Lebens. Ohne dich ist es nicht lebenswert, jeden Tag sehe ich dich und weiß, dass ich alles richtig gemacht habe, denn du bist bei mir. Ich liebe dich so sehr, Maria. Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich. Auch wenn ich auf der Lichtung bei den anderen bin und sie mich dazu zwingen, dich zu vergessen, wirst du immer ein Teil meines Lebens sein. Ich werde nicht vergessen, das verspreche ich dir. Wir werden uns wiedersehen, in einer anderen Welt!" Ich wimmere wie ein kleines Kind und zittere nun am ganzen Körper. Newt beugt sich vor und presst seine Lippen auf meine, es ist kein sanfter Kuss, dieser Kuss ist hart und so, als würde er mich am liebsten immer bei sich tragen. Es ist unser letzter Kuss. Für immer. Nie wieder wird es so eine Situation geben, nie wieder werde ich seinen vertrauten Duft einatmen können. Nie wieder kann ich meine Lippen auf seine legen. Nie wieder werde ich diese Schmetterlinge in meinem Bauch spüren, wenn er bei mir ist. Nie wieder. Es ist vorbei. Ich kann mich jetzt am liebsten gleich erschießen gehen. Ich liebe Newt so sehr! Ich kann das nicht! Ich spüre, wie er sanft seine Hand von meiner löst. Ich will schreien, um mich treten, flehen, dass er bei mir bleiben soll. Doch es ist sinnlos, die panische Angst lähmt mich. Janson beugt sich über Newt und ich kann aus einem dicken Schleier aus Tränen erkennen, wie er ihm eine Spritze in seine Vene gibt, Newt auf mir zusammenklappt und dann von mir weggezogen wird. Ich sterbe! Ich habe das Gefühl, als würde man mir mein Herz in millionen Fetzen zerreißen. Und dann schreie ich. Ich schreie auf, lasse den ganzen Schmerz raus, während die Liebe meines Lebens davongetragen wird und vor mir auch alles dunkel wird.
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