29.

9 Monate zuvor

Ich bin gerade in der Küche von A.N.G.S.T., als der Alarm losgeht. Ein schriller Ton, der einem durch Mark und Bein geht, er fährt einem ins Trommelfell und bringt es schmerzhaft zum Vibrieren, sodass ich mir die Hände auf die Ohren presse. Es soll einfach aufhören! Was soll das denn? In der Sekunde, in der ich mir meine Hände auf die Ohren presse, dringt noch ein weiterer Knall in mein Gesicht. Mit erschrecken stelle ich fest, dass ich das Silbertablett mit dem Essen für die Testpersonen auf den Boden gefallen lassen habe und sich der gesamte Inhalt des Topfes gerade über den Boden ergießt. Oh nein, was bin ich nur für ein Dummerchen? „Maria! Komm!", werde ich angebrüllt und es zieht jemand gewalttätig an meinem Oberarm, reißt mich schon fast weg. Ich muss doch die ganze Sauerei aufwischen, denn ich habe keine Lust auf eine Bestrafung! Allerdings wird genau in dieser Sekunde die Tür geöffnet und Janson steckt schreckensbleich seine Visage ins Zimmer. „Haut ab, los, in den Bunker! Macht schnell!", ruft er und ich gleich schon wieder verschwunden. Sein Anblick hat mir echt Sorgen bereitet, denn wenn Janson etwas Angst bereitet, dann müssen wir alle Angst haben. Deswegen lasse ich die Sauerei nun auch einfach Sauerei sein, lasse mich vom Koch mitschleifen und ziehe mich auf den Gang zurück. Der wimmelt nur so von Leuten von A.N.G.S.T. Alle sind sie auf dem Weg zum Bunker. Was ist denn nur geschehen? Und wo ist Newt? Ich kann ihn nirgendwo erblicken, die Menschenmasse drängt mich weiter vorwärts, völlig unfreiwillig, ich habe keine Chance, nach ihm Ausschau zu halten. Beruhige dich, er wird sicherlich auch gerade in Sicherheit gebracht werden! Ich muss das einfach glauben, sonst drehe ich völlig durch. Zwischen den anderen Leuten eingequetscht hüpfe ich beinahe die Treppenstufen in den Bunker hinunter, als schrilles Gekreische in mein Ohr dringt. Es klingt so schrill und grausam und diesen Ton habe ich das letzte Mal in meiner Schule vernommen. Es hat einen Hauch von Tod in sich, dass sich einem die Haare aufstellen. Blanke Angst breitet sich aus. Es sind die Cranks. Sie haben uns überfallen. Es bricht eine Massenpanik aus, durch die ich fast zertrampelt werde. Ich komme kaum voran, habe Angst, dass sie mich holen werden. Da, nur noch ein paar Meter! Ängstlich schiebe ich mich weiter vor und quetsche mich in den völlig dunklen Bunker. Ich verkrieche mich gleich in die Ecke, die am weitesten von der Tür entfernt ist. Am weitesten vom Grauen entfernt. Ich bin an Körper gepresst, die ich im Dunklen nicht erkennen kann, von denen ich allerdings das panische Atmen vernehmen kann und rieche, wie so vor Panik ganz schön schwitzen. Alles ist so dunkel hier, dass ich fast nicht die eigene Hand vor Augen erkenne. In der Sekunde, in der die schwere Tür allerdings geschlossen wird, zücken einige ihre Taschenlampen, die einiges an Licht spenden. Wenigstens etwas, das lockert die angespannte Atmosphäre ein bisschen und ich kann nun endlich erkennen, an wen ich meine Körperteile presse. An Newt schon mal nicht, das erkenne ich in der ersten Sekunde. Miss Miller sitzt alleridngs neben mir. Wow, da muss ich jetzt schon hier rumgammeln und dann auch noch neben so jemandem? Danke vielmals! Ich will mich einfach nur mit Newt in sein Zimmer verziehen! „Na, Maria. Hast du den Alarm erst später bemerkt? Kein Wunder, seit du dich mit den Testpersonen beschäftigst, machst du bei allen Übungen nicht mehr mit. Und jetzt hast du den Salat, ich wette Janson hat dich mal wieder darauf aufmerksam gemacht." Muss sie mich denn so nerven? Sie geht mir, seit ich sie kenne, immer nur auf den Geist. „Wo sind die Testpersonen?", frage ich sie. „Das würde mich echt mal interessieren, irgendwo hier müssen sie ja sein." Miss Miller sieht mich mit einem Blick an, den ich nicht wirklich deuten kann. Er ist viel zu merkwürdig. Bei ihr ist das aber vielleicht doch nichts zu Merkwürdiges, denn eigentlich müsste jedem auffallen, dass diese Frau nicht mehr ganz knusper ist. „Sie sind hier auch irgendwo, ich habe sie schon gesehen, allerdings weiß ich jetzt nicht, wo. Entspanne dich, Maria, du wirst sie bald wiedersehen. Du wirst es auch ohne deine Freunde einige Stunden aushalten, da bin ich völlig unbesorgt." Ich muss aber zu Newt! Wenn das hier so weitergeht, werde ich mich selbst auf die Suche nach ihm machen. „Psst!", zischt auf einmal jemand links neben mir. Es ist Julia, die einige Meter von mir entfernt sitzt. Sie winkt mir zu, dass ich mich zu ihr setzen soll. Endlich weg von Miss Miller, weg von ihrem Anblick und ihrer Visage. Gibt es eigentlich außer meinen Freunden überhaupt irgendjemanden, den ich hier auch nur annähernd mag? [Newt, wo seid ihr?] Ich fühle mich nun endlich nicht so sehr beobachtet, dass ich mir erlauben kann, mit ihm zu kommunizieren. [Wir sitzen in der Ecke direkt neben der Tür. Wenn du es schaffen solltest, dich vorzukämpfen, dann wäre es toll, wenn du mir Gesellschaft leisten könntest.] Ich kann spüren, wie er mich vermisst, denn mir geht es einfach genau so. Es ist wie ein klaffendes Loch in meinem Herz, das nur wieder durch ihn gefüllt werden kann. [Ich muss noch kurz mit Julia sprechen und dann versuche ich mich, zu euch vorzudrängen.] „Maria, siehst du diese Öffnung dort?", fragt Julia mich, als ich neben ihr auf dem Boden angekommen bin. Sie deutet mit ihrem Finger auf die uns gegenüberliegende Wand, auf der ich ganz schwach im Schein der Taschenlampe eine Einkerbung, wohl für eine Tür, erkenne. „Ich habe schon viel über solche Türen gehört auch mal etwas von dieser. Sie führt durch einen unterirdischen Gang bis zum äußersten Rand der Stadt. Bei unserer Flucht, müssten wir es nur irgendwie in den Bunker schaffen und von ihm aus dann durch den Gang fliehen. Darauf wird niemand kommen, wir bleiben unentdeckt und kommen schnell voran. Das ist unsere Chance." Ich muss ihr zustimmen, das wäre wirklich eine Chance, um möglichst unauffällig von hier zu entkommen. Dass muss ich gleich Newt mitteilen. [Newt, Julia hat mir gerade mitgeteilt, dass wir durch den Weg entkommen können. Es ist eine Tür, die bis zum Rand der Stadt führt. Wir könnten durch sie entkommen.] Wir sind mit unserem Fluchtplan viel weitergekommen. Jetzt müssen wir nur noch die Cranks loswerden. Das könnte allerdings schwer werden.

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