21.

2 Jahre zuvor

Ich bin schon viel zu spät dran. Was denkt Newt wohl? Dass ich ihn versetzt habe? Es ist schon schlimm genug, dass ich ihn die letzten Tage auf Grund eines Seminares nicht sehen konnt. Vier Tage war ich in New York gewesen, doch das einzige, was wir eigentlich beschlossen hatten, war, dass wir uns noch mehr beeilen mussten. Das Labyrinth würde in etwas weniger als zwei Jahren in Betrieb genommen werden und bis dahin müsste ich mir etwas einfallen lassen, dass Newt da nicht reinmuss. Das ist die einzige Aufgabe in meinem Leben, zumindest das, was mir auch wirklich etwas bedeutet. Newt ist mein Leben und ich bin ihm zum Glück genau so wichtig. Er hat keine Freundin und ich bin die einzige für ihn, seine allerbeste Freundin. Immer, wenn ich an ihn denke, dann bekomme ich so ein Kribbeln im Bauch, als hätten sich Schmetterlinge dort angesiedelt und wenn ich bei ihm bin, dann ist es noch stärker. Ich weiß nicht, was das ist, wahrscheinlich nur unsere innige Freundschaft. Darüber habe ich noch mit niemandem gesprochen und habe es auch nicht vor. Schnell husche ich in die Küche und hole die Portion für die Testpersonen ab. Das ist mittlerweile Alltag für mich und dass ich etwas spät dran bin, fällt auch niemandem auf. Imaginär wische ich mir die Schweißperlen von der Stirn und laufe schnell auf den Gang, bevor noch irgendjemand auf die Idee kommen kann, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Ich bin gerade kurz vor dem Aufenthaltsraum der Testpersonen, als Julia auf einmal meinen Weg kreuzt. Ich taumele und schwanke einge Sekunden wie ein sinkendes Schiff hin und her, bis ich mein Gleichgewicht wiederfinde. Was ist denn nur? Warum hat sie es denn so eilig? Julia packt mich am Handgelenk und zieht mich in eine Ecke. „Julia, was ist?", frage ich, doch sie presst mir ihren Zeigefinger auf die Lippe und bedeutet mir, zu schweigen. „Sie schreiten mit den Labyrinthexperimenten immer weiter voran. Bald werden schon die ersten ins Labyrinth geschickt werden, schon in wenigen Wochen haben sie es geplant. Wir müssen etwas dagegen untehmen. Komm heute Abend in Raum7, da besprechen wir alles!" Warum ist sie auf einmal der gleichen Meinung wie ich, obwohl sie meine noch nicht einmal kennt? Was bringt sie dazu, die Jugendlichen vor dem Labyrinth bewahren zu wollen? Sie hat doch niemanden, an dem ihr Herz hängt. „Und bring Newt mit. Und ... Thomas." Ich wusste doch, dass an der Sache noch was dran ist. Sie und Thomas? Ich kann mir das echt schwer vorstellen, doch jetzt, da sie es sagt, würde das das träumerische Verhalten der beiden in den letzten Wochen erklären. „Alles klar", nicke ich und mache mich auf den Weg zu Newts Zimmer. Schnell bringe ich noch den anderen ihr Essen und stecke Thomas einen kleinen Zettel zu, auf dem der Plan für heute Abend steht. Nun steht endlich meinem Treffen mit Newt nichts mehr im Wege. Schnell begebe ich mich zu seinem Zimmer. Mein Herz pocht in meiner Brust, so aufgeregt bin ich, ihn wiederzusehen. Die letzten Tage waren die reinste Folter für mich, ich habe ihn ständig vermisst! Mit meiner Hand klopfe ich auf die Tür, unser vereinbartes Klopfzeichen. Mein Puls steigt mit jeder Millisekunde, die ich vor seiner Tür warte. Was ist denn nur in letzter Zeit mit mir los? Warum bekomme ich immer Herzrasen? Die weiße Tür wird geöffnet und ich husche schnell ins Zimmer, damit die Tür hinter mir geschlossen werden kann. „Maria, endlich bist du zurück", jubelt Newt, als wir endlich alleine sind. Ich sehe ihm in seine schokoladenbraunen Augen und falle ihm um den Hals. Er erwidert die Umarmung, erdrückt mich dabie fast, da er in letzter Zeit durch die sportlichen Tests ziemlich an Muskeln zugelegt hat. Ich bin so froh, endlich wieder hier bei ihm zu sein! „Die letzten Tage waren der reinste Horror, ich habe dich ständig vermisst. Nachts habe ich immer von diesem Moment geträumt, dass du zurückkommst und ich dich endlich wieder in meine Arme schließen kann." Mein Kopf ruht auf seiner Schulter, während ich seinen Worten lausche. Es tut so gut, zu wissen, dass es ihm genau so ging, seine Wärme nun zu spüren und in seinen Armen zu sein. Er ist mein bester Freund. „Newt, ich muss dir was sagen", sage ich, doch es fällt mir schwer, ich will diesen tollen Moment nicht verderben. Er löst sich aus der Umarmung und setzt sich auf die Bettkante. „Was gibt es? Maria, du weißt, du kannst über alles mit mir sprechen!" Ich setze mich neben ihn und hole tief Luft. „Du darfst mit niemandem darüber sprechen. Die Schöpfer planen, euch in ein Labyrinth zu stecken, um eure Verhaltensweisen auf alle möglichen Situationen zu testen. Sie wollen somit ein Heilmittel für den Brand finden. Das werde ich aber verhindern, Newt, ich werde dich auf keinen Fall gehen lassen! Heute Abend treffen wir uns mit Julia und Thomas, um mit ihnen anzufangen, einen Plan auszuarbeiten, damit wir das verhindern dürfen. Hör zu, ich lasse es nicht zu, dass sie dich da reinstecken, verstehst du?" Newt sieht mich an, doch ich kann blanke Panik in seinem Blick erkennen. Er hat wirklich nichts geahnt und nun ist seine Angst riesig. Wir müssen einen Weg finden, um das zu stoppen. Wir müssen von A.N.G.S.T. entkommen, doch wo sollen wir dann leben? So viele Fragen, doch Newt darf auf keinen Fall ins Labyrinth, da werde ich mich mit meinem Leben gegen wählen. „Du vertraust mir doch oder?", frage ich ihn, während er noch bleicher im Gesicht wird. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, wenn ich ihn so in Angst sehe. „Ich vertraue dir mein Leben an, Maria."

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