Im Kern der Firma
Unmöglich, das alles in Worte zu fassen, blickten wir ins blanke Leid. Obwohl es totenstill hier war, konnte man nur zu deutlich erahnen, welch laute Schreie hier einst die Luft zum Erzittern gebracht hatten. Zusätzlich stieg uns der Geruch von Verbranntem und auch der Gestank toter Körper in unsere Nasen, was uns umso mehr spüren ließ, dass hier ungeheures Leid stattfand. Es war nicht der Raum, in dem die Pokémon eingesperrt waren, nein. Es war der Ort, an dem sie getötet wurden und das Fell abgerissen bekamen. So konnten wir hinten im Raum zahlreiche Säcke sehen, in denen tote Pokémon drinnen waren, denen man das Fell schon abgerissen hatte. Ohne ihr Fell waren sie wohl nur noch Abfall, den es zu entsorgen galt. Diese Erkenntnis machte uns fassungslos. Simon sprach angewidert: "Wie kann man den Pokémon nur sowas antun?" Auch ich konnte mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie krank diese Leute in der Firma sein mussten. Pokémon hatten doch wie wir Menschen Gefühle und konnten ebenso Schmerzen empfinden! Wir sahen uns die weitere Einrichtung des Raumes an und stellten schnell fest, wie sie wohl vor der Häutung getötet wurden. In den Schränken fanden wir nämlich zahlreiche Elektroschocker und auch Giftspritzen. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Alles nur wegen dem Pelz. Nur deswegen wurden so viele Pokémon hier gequält und umgebracht. Selbst ich, der kein Pokémonfreund war, musste hier mit den Pokémon mitfühlen. Immerhin waren es Lebewesen. Und diese hatten das selbe Recht auf Leben wie wir. Die Vorstellung, dass mein Vulpix mit den Schockern zu Tode gegrillt wurde, ließ mich noch bleicher werden. Diese Mistkerle! Wut über die Firma stieg in mir auf und ich rief: "Das werden sie mir noch büßen." Obwohl es wirklich schwer war, noch länger hier im Raum zu verweilen, taten wir es, um noch Fotos zu schießen. Dabei versuchte ich durch die Müllsäcke hindurchzusehen, um festzustellen, ob mein Vulpix darunter war. Glücklicherweise fand ich es nicht, jedoch bedeutete dies gar nichts, da ich es auch übersehen haben konnte. Außerdem war es gut möglich, dass es bereits an den Tagen zuvor hier war. Doch daran wollte ich nicht denken. Solange noch Hoffnung bestand, wollte ich dran glauben. Nachdem wir genügend Beweismaterial gesammelt hatten, wollten wir uns dieser düsteren Atmosphäre nicht länger aussetzen und wir traten hinaus.
Es war schwer, den letzten Raum hinter sich zu lassen, der uns schon sehr trüb gestimmt hatte, aber immerhin war noch ein Raum übrig. Allerdings brauchte man bei diesem wirklich kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass nur noch der Raum übrig blieb, in dem die Pokémon eingesperrt waren. Wir näherten uns der Tür also und merkten gleich, dass diese schon einen kleinen Spalt offen stand. "Das muss definitiv der Raum sein, in den die Männer die Pokémon hinbringen. Hoffentlich sind sie nicht gerade drinnen.", meinte Simon. Um das zu überprüfen, öffnete ich die Tür noch ein kleines bisschen mehr und blickte vorsichtig hinein. Ich gab Entwarnung und so sahen wir uns auch noch den letzten Raum an. Dabei erhöhte sich meine Anspannung nochmals, denn nun würde ich feststellen, ob mein Vulpix noch am Leben war, denn eines war klar; sollte mein Vulpix nicht in diesem Raum sein, würde es sicher tot sein. Mit einem mulmigen Gefühl trat ich hinein und schon beim ersten Schritt hinein, hörten wir die selben Schreie, wie wir sie auch im LKW gehört hatten. Doch um einiges lauter. Obwohl der Raum zuvor schon unerträglich war, war es hier nicht weniger schlimm. Überall an den Wänden waren Käfige aufgestellt, die sogar mehrmals übereinander gestapelt waren, um möglichst viele Pokémon unterzubringen. Doch damit war es noch nicht genug; auch in der Mitte waren diese Käfige bis zur Decke hin aufgestellt, was diesen Raum, wenn man direkt am Eingang stand, in einen linken Gang, wo links die Käfige an der Wand und rechts die Käfige von der Mitte standen, und in einen rechten Gang teilte, wo die Käfige der Mitte dann links und die an den Wänden rechts standen. Wir mussten auf jeden Fall kräftig schlucken; die Schmerzen und Ängste, die die Pokémon uns über die Schreie mitteilten, gingen uns so nah, dass wir selbst eine Gänsehaut bekamen. Aber wem würde es nicht nahe gehen, von hunderten leidenden Lebewesen umringt zu sein? Simon meinte: "Komm, lass uns jetzt auch noch hier Fotos machen und dann nichts wie weg hier." Obwohl mein Herz so mitfühlte und ich am liebsten alle sofort befreit hätte, hatte Simon damit recht, dass wir nur wenig Zeit hatten. Je länger wir brauchten, umso mehr erhöhte sich das Risiko, dass wir erwischt werden würden. Also holte ich mein Smartphone heraus und schoss Fotos, während ich die verschiedenen Käfige durchging. "Hier finde ich das Vulpix doch nie. Es sind viel zu viele!", stellte ich entsetzt fest. In jedem Käfig waren die Pokémon mit mehreren auf engstem Raum zusammengequetscht. Sie konnten sich nicht bewegen und mussten in ihren Ausscheidungen leben. So schlimm hatte ich es mir nie und nimmer vorgestellt. Es war kaum zu glauben, dass Menschen so derartig grausam sein konnten. Weil mein Vulpix hier nicht zu finden war, blieb uns nichts anderes übrig, als später mit der Polizei nach ihm zu suchen, wo wir dann alle befreien würden. So gingen wir in Richtung Tür, hörten jedoch plötzlich Stimmen. Simon und ich sahen uns sofort mit offenem Mund an. "So ein Mist! Sie kommen!", sagte Simon sichtlich nervös. Uns blieb keine andere Wahl, als uns zu verstecken, also versteckten wir uns ganz hinten zwischen den beiden Gängen; also direkt hinter den Käfigen in der Mitte. Wir hörten die Männer in den Raum eintreten und zum Glück schienen sie nicht tiefer in das Zimmer hineinzugehen, sodass sie uns nicht hinter den Käfigen bemerkten. Sie öffneten einen Käfig, wozu sie nicht einmal einen Schlüssel brauchten, und legten die neuen Pokémon hinein. Wir konnten sie sprechen hören: "Ich versteh das nicht. Warum für jedes Pokémon 50 Euro bezahlen, wenn man sie doch ganz einfach billig züchten kann." "Du hast recht. Das sollten wir mal dem Vorstand sagen. Dann werden wir bestimmt befördert!" "Du sagst es. Mist, hier sind die Käfige alle voll. Vielleicht ist hinten noch was frei..." Die Männer kamen zu uns nach hinten und obwohl wir eigentlich nur in den anderen Gang gehen mussten, war ich trotzdem so überrascht, dass mir ein sehr dummes Missgeschick passierte. Mein Smartphone rutschte mir nämlich aus der Hand und landete nicht gerade leise auf dem Boden. Simon sah mich sofort mit schockierenden Augen an. Ich war so blöd! Sofort hob ich es auf und hoffte darauf, dass die Schreie der Pokémon meine Tollpatschigkeit überdecken würden. Doch da wurde ich enttäuscht. "Hey, ihr da! Was habt ihr hier zu suchen?", hörten wir schon einen der Männer rufen. Während ich wie paralysiert da stand, rief Simon zu mir: "Schnell, laufen wir zum Ausgang zurück!" Da das wohl der einzig vernünftige Plan war, liefen wir zur Tür, jedoch handelten die Männer sehr schnell und einer rief: "Nichts da! Ariados, versperr ihnen den Ausgang mit Spinnennetz!" Noch ehe wir die Zimmertür erreichten, war der Ausgang plötzlich durch ein ziemlich großes Spinnennetz blockiert, das ziemlich stabil aussah. Mist, wir waren gefangen!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top