Gefangen
Entsetzt blickten wir zu den Männern und entdeckten das Pokémon, welches unseren Fluchtversuch unmöglich gemacht hatte. Es war eine übergroße rotrosa Spinne, die mit ihrem spitzen Horn und ihren beiden scharfen Mundwerkzeugen sehr gefährlich aussah. Zudem verfügte sie über einen spitzen Stachel an ihrem Hinterleib, was mich noch mehr verängstigte. Die Männer sahen uns triumphierend an: "Ihr glaubt doch nicht, dass ihr einfach rausgehen könnt und unser Geheimnis über die tollen Mäntel verratet." Wütend entgegnete ich: "Es ist vorbei! Wir werden jetzt die Polizei rufen!" Ich holte mein Smartphone aus meiner Hosentasche, doch als ich den Notruf wählen wollte, wurde das Smartphone wie von Geisterhand aus meiner Hand gezogen. "Was zum!", entfuhr es mir und sah die Männer nun lachen. Neben dem Spinnenpokémon stand jetzt ein weiteres Pokémon. Eines das deutlich eleganter auftrat und auch verblüffend hübsch aussah. Es erinnerte an eine kleine Tänzerin, da es tänzelnde Bewegungen vollführte und auch ein weißes kurzes Kleid besaß. Ansonsten war sein Körper grün und sein Gesicht war größtenteils von seinen grünen Haaren verdeckt. Simon rief: "Das war dieses Kirlia mit seiner Psychokinese!" Einer der Männer lachte: "Gut erkannt! Und jetzt werden wir euch fesseln, um euch dann nach draußen zu bringen, damit ihr dann von der Polizei abgeführt werdet. Und ohne Beweise werden nicht wir bestraft sondern ihr!" Im selben Moment zog das Kirlia, auch Simons Smartphone aus der Tasche, um es dann den Männern zu übergeben. Somit konnten wir der Polizei wirklich nichts mehr beweisen. Sie würden uns für verrückt halten. Unsere Lage sah schon aussichtslos aus, da sprach Simon, der noch nicht aufgegeben hatte: "Soweit wird's nicht kommen! Magnayen, los!" Simon griff nach seinem Pokéball und warf ihn in die Luft. Es erschien ein hundeähnliches Pokémon mit dunklem Fell, welches ich natürlich schon oft gesehen hatte. Ich sah zweifelnd zu meinem Freund und fragte: "Bist du sicher, dass du gegen zwei gewinnen kannst?" Simon schien nicht nervös zu sein und wusste wohl um sein Können: "Da habe ich schon schlimmere Konstellationen gehabt. Sorgen bereitet mir nur der Typennachteil. Aber mein Magnayen wird das schon hinkriegen." Sein Pokémon fletschte kampfbereit die Zähne. Die Männer staunten, als sie das Magnayen erblickten und ließen ihre Pokémon daraufhin auch in Angriffstellung gehen. Simon gab das erste Kommando: "Tackle auf Ariados!" Das Magnayen stürmte auf die Spinne los, musste jedoch seinen Angriff abbrechen, als es mit seinem Giftstachel auf es schoss. Der Hund wich geschickt aus und blendete die Spinne nun mit einem Sandwirbel. Ariados hatte jetzt Probleme, Magnayen zu sehen, weshalb es sein Tackle nun erwischte. Mit dem selben Angriff wollte es nun auch das Kirlia, was sich bis jetzt noch zurückgehalten hatte, attackieren, doch als die Augen des Magnayen auf die des Kirlias trafen, begann der Hund zu taumeln und zu gähnen. "Verdammt!", fluchte Simon. Ich wusste nicht, was passiert war, konnte mir aber denken, dass Kirlias aufleuchtende Augen schuld sein mussten. Magnayen wackelte immer mehr und brach schließlich zusammen, um zu schlafen. "Es schläft!?", rief ich geschockt und wusste, dass damit unsere Niederlage feststand. Die Männer lachten und so waren wir machtlos, als Ariados mit Fadenschuss zuerst Magnayen einwickelte und dann uns beide, sodass wir uns nicht mehr bewegen konnten. Ich sah die Männer wütend an: "Wie könnt ihr nur für diese Firma arbeiten? Ihr seid doch auch Trainer. Bedeuten euch die Pokémon nichts?" Deren Antwort entsetzte mich: "Pokémon sind nur unsere Werkzeuge. Wieso sollten wir mit ihnen Mitleid haben?" Simon rief aufgebracht: "Wie kann man nur so herzlos sein!" Einer der Männer sprach nun: "Jetzt haltet mal den Schnabel. Ihr bleibt jetzt erstmal hier, damit wir den Boss informieren können." Nach diesen Worten verschwanden sie aus dem Zimmer und ließen uns gefesselt am Boden zurück.
Darüber entsetzt, dass wir in so kurzer Zeit in solch große Schwierigkeiten geraten waren, blickte ich stumm zu Boden. Weil ich aber noch nicht aufgeben wollte, versuchte ich mich von den klebrigen Fäden zu befreien, die sowohl um meine Beine als auch um meinen Oberkörper gewickelt waren, sodass ich weder aufstehen noch meine Arme bewegen konnte. Allerdings waren diese Mühen vergeblich. Es machte sich der Gedanke breit, dass es nun wirklich vorbei war. "Vielleicht hätten wir doch nach den Fotos vom LKW abhauen sollen.", murmelte ich vor mich hin, was Simon direkt neben mir natürlich hörte. Er sah mich sauer an: "Ach was." Aber so saßen wir am Boden gefesselt in einem Raum, der nun um zwei leidende Wesen reicher geworden war. Bei dem Gedanken sah ich zu den Käfigen, von denen manche sogar direkt hinter mir waren und ich mich so gesehen an diese anlehnte. Dass wir alle diese Pokémon nicht vor dem Tod retten konnten, machte wütend, aber auch traurig. Deprimiert malte ich mir meine Zukunft aus und versuchte einzuschätzen, was meine Eltern dazu wohl sagen würden, als mir plötzlich ein sehr bekannter Schrei zu Ohren kam. Hatte ich mir das gerade eingebildet? Das war doch eindeutig der Schrei von meinem Vulpix, wie ich es damals im Wohnzimmer schon so oft gehört hatte. Da der Schrei von hinten kam, drehte ich meinen Kopf um und sah auf den Käfig, der keinen Zentimeter von mir entfernt war. Was ich sah, konnte ich nicht glauben. "Vulpix! Du bist es wirklich!", rief ich voller Freude und vergaß meine missliche Lage vollkommen. Simon fragte mich: "Woher willst du wissen, dass es genau das ist?" Das war für mich leicht festzustellen, schließlich hatte dieses Vulpix immer noch meinen Verband um eine seiner Pfoten. Allerdings konnte ich sehen, dass dieser schon ganz blutig war, was mich sofort trüb stimmte. "Das ist alles nur meine Schuld", sagte ich zornig auf mich selbst. Das Vulpix schien mich wieder zu erkennen und suchte sich nun einen Weg durch die anderen Pokémon, um vorne ans Gitter zu kommen. "Vulpix!", rief es vergnügt und freute sich offenbar über meine Anwesenheit. Simon fand es auch rührig und meinte: "Es freut sich, dich wieder zu sehen." Schuldbewusst sah ich in die strahlenden Augen von Vulpix und sagte: "Eigentlich gibt es doch keinen Grund dazu. Hätte ich dich damals nicht mitgenommen, wärst du jetzt nicht hier und würdest nicht..." Ich konnte das, was passieren würde, nicht aussprechen. Das Vulpix schien mich nicht zu verstehen und steckte nun seine schwarze Schnauze durch die Gitterstäbe, um mich mit ihr anzustubsen. Zu gerne hätte ich es in diesem Moment gestreichelt, aber meine Hände waren leider verbunden. Immer noch zum Vulpix gerichtet sprach ich nun: "Weißt du, mir tat das unglaublich leid, dich weggegeben zu haben. An dem Tag war ich einfach überfordert gewesen und habe wohl die schlimmste Entscheidung meines Lebens getroffen. Ich habe zwar alles gegeben, um dich wieder zu holen, aber nicht einmal das habe ich geschafft. Es tut mir leid."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top