Ein schwieriges Gespräch

Die nächsten Tage erging es mir nicht besser. In der Schule war ich unkonzentriert und selbst Zuhause oder bei meinen Freunden konnte ich an nichts anderes mehr denken, als an dieses Vulpix. Es war zum verrückt werden. Auch mein Entschluss, dass ich nächsten Samstag zum Pokémonkäufer gehen werde, beruhigte mich nicht sonderlich. Es blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten und die Tage irgendwie zu überstehen. Dann war es soweit. Ich lag in meinem Bett und überprüfte das heutige Datum. Samstag. Endlich! Eine Woche war mir noch nie so lange vorgekommen. Ohne groß nachzudenken zog ich mich an und ging zum Supermarkt. Ich bemerkte an der Dunkelheit, dass es noch ziemlich früh war, was mich wunderte, da ich ein ziemlicher Langschläfer war. Aber die Gedanken ans Vulpix ließen mich die letzten Tage nicht wirklich schlafen und so war es auch heute. Naja, das frühe Aufstehen hatte heute etwas Gutes. Denn je früher ich wusste, dass es dem Pokémon gut ging, desto besser war es für mich. Eine weitere Woche mit den quälenden Gedanken würde ich auf keinen Fall überstehen. Ich näherte mich der Stelle und erst jetzt spürte ich, wie aufgeregt ich war. Die Gedanken ans Vulpix hatten die Anspannung auf das kommende Gespräch mit dem unfreundlichen Mann vollkommen ausgeblendet. Wie sollte ich nur vorgehen? Was, wenn er sich weigerte, mir zu erzählen, wo die Pokémon hingebracht werden? Unzählige solcher Fragen und Ängste breiteten sich in mir mit jedem weiteren Schritt auf den LKW aus. Nun sah ich das Fahrzeug vor mir. Aus der Ferne versuchte ich zu sehen, ob es der selbe Mann wie beim letzten Mal war. Zuerst sah ich nichts, doch dann beobachtete ich, wie jemand aus dem Fahrerhaus ausstieg. Ohne jeglichen Zweifel war es der Mann. Dies erkannte ich schon daran, wie er genüsslich eine Zigarette in den Mund schob. Er ekelte mich echt an. Je länger ich ihn aus sicherer Entfernung beobachtete, desto lauter hörte ich mein Herz klopfen. Ich verstand nicht wirklich, warum ich so eine Scheu hatte. In solchen Situationen blieb ich doch ansonsten immer gelassen. Außerdem war es nur eine simple Frage, die ich stellen wollte. Aber nachdem ich einsehen musste, dass ich meine Körperreaktionen nicht steuern konnte, und ich es nicht noch mit Warten verschlimmern wollte, ging ich auf den LKW zu. Der Mann sah mich und ich konnte seinen ungläubigen Blick erkennen, was mich noch unsicherer werden ließ. Er schien sich wohl noch gut an mich zu erinnern. Ich stand noch nicht einmal direkt vor ihm, schon brüllte er laut zu mir: "Was willst denn du schon wieder hier? Du hast doch gar kein Pokémon bei dir!" Ich versuchte ruhig zu bleiben und sein gereiztes Auftreten zu ignorieren. Stattdessen suchte ich nach Worten, mit denen ich es schaffen würde, ihn zum Reden zu bringen, was bestimmt nicht leicht war, so schlecht wie er gelaunt war. "Es geht um mein Vulpix.", versuchte ich ein Gespräch anzufangen, doch der Mann unterbrach mich sogleich: "Dein Vulpix? Jetzt nicht mehr. Es gehört uns!" Ich ging nicht darauf ein und wollte auch nicht zugeben, dass er da sogar recht hatte. Daher versuchte ich, die nun entscheidende Frage nach dem Aufenthaltsort vom Vulpix zu stellen, wobei ich anfing zu stottern, da ich einfach Angst hatte, dass sie nicht von ihm beantwortet werden würde. Beim Stottern kam mir der Mann schon wieder dazwischen: "Was willst du denn von mir? Das Pokémon hast du an uns verkauft und ich werde es dir auch nicht zurückgeben. Was gibt es da noch zu besprechen? Also hau ab!" Während er das sagte, wurde ich wütend. Seine unfreundliche Art regte mich auf. Mit Wut im Bauch brüllte ich ihn dann genauso an, wie er es mit mir getan hatte: "Ich will das Vulpix auch gar nicht wieder! Ich will nur wissen, wo es hingebracht wurde, damit ich nachsehen kann, ob es ihm gut geht." Dass ich plötzlich so laut wurde, hatte mir der Mann wohl nicht zugetraut, da er verblüfft vor mir stand und für einen Moment sprachlos war. Ob er mir es jetzt verraten würde? Ich schien nah dran zu sein, da der Mann nachdachte. Um ihn noch mehr zu ermutigen, dass er mir half, sagte ich ihm diesmal mit flehender Stimme: "Bitte! Ich will wirklich nur wissen, ob es ihm gut geht." Ich sah den Mann jetzt mit erwartungsvollem Blick an. Er machte aber keine Anstalten etwas zu sagen und schob sich stattdessen nochmals eine Zigarette in seinen Mund, was mich ungeduldiger werden ließ. Er hatte keine Ahnung, wie wichtig es für mich war, dass er endlich seinen Mund aufmachte. Es kam mir wie Stunden vor, als er dann seine Zigarette aus dem Mund nahm und mir seinen Rauch ins Gesicht pustete. In mir brodelte es wieder, aber ich beherrschte mich, um ihn nicht zu verärgern. Schließlich sagte er: "Du willst wirklich wissen, wo das Pokémon ist? Tja, dass hättest du dir vor dem Verkauf überlegen müssen. Denn die Pokémon werden wieder an Leute verkauft, deren Addressen ich dir unmöglich verraten kann. Aber falls es dich tröstet, die neuen Besitzer kümmern sich alle gut um die Pokémon." Ich wusste nicht, was ich von dieser Antwort halten sollte. Einerseits war ich froh, irgendetwas an Information bekommen zu haben, aber andererseits war mir das nicht genug. Mein Vulpix sollte also wieder verkauft werden. Aber würde es sich in diesem verletzten Zustand überhaupt verkaufen? Selbst wenn, kein Mensch würde mehr als 50€ für es zahlen, wenn man sich ein gesundes Vulpix auch fangen konnte. Wenn das aber mit dem Verkauf stimmte, musste das Vulpix ja irgendwo zum Verkauf angeboten werden. Deshalb fragte ich nach, denn vielleicht würde ich es ja in einem Laden wieder sehen können. Den Mann schien aber die Lust allmählich zu verlassen, mit mir weiter zu reden, sodass ich ihn wieder mürrisch sprechen hörte: "Ich habe dir schon genug gesagt. Und nachdem ich dir nicht verpflichtet bin, deine Fragen zu beantworten, kannst du nun verschwinden." Doch ich flehte ihn an, in der Hoffnung, dass er mir doch verriet, wo die Pokémon verkauft werden. "Nein! Das geht dich nichts an! Und jetzt verschwinde!", maulte er mich an und drehte mir den Rücken zu. Spätestens an dieser Stelle musste ich einsehen, dass ich nicht mehr Informationen aus ihm herauskriegen würde. Enttäuscht verließ ich den Platz.

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