Der Fund
Die Schulklingel ertönte. Endlich! Sofort packte ich meine Hefte ein und freute mich schon auf das jetzt beginnende Wochenende. Beim Einpacken hörte ich Simon, einer meiner besten Freunde: "Und ich hatte schon gedacht, der Unterricht würde heute niemals enden!" Ich nickte nur und gemeinsam gingen wir dann aus der Schule. Gerade weil wir heute einen unangekündigten Test geschrieben hatten und ich alles andere als gut vorbereitet gewesen war, hatte ich nicht die beste Laune. Da kam es passend, dass ich heute mit Simon ins Kino gehen wollte, das mich wieder auf andere Gedanken bringen würde. Weil wir noch nicht diskutiert hatten, welchen Film wir schauen, wollte ich ihn gerade fragen, als wir plötzlich auf einer Wiese vor der Schule zwei Mitschüler sahen, die ihre Pokébälle in die Luft hoben. Simon rief begeistert: "Boah, ein Kampf! Komm Leon, den müssen wir uns ansehen!" Ich verzog mein Gesicht und hatte nach diesem Tag nun wirklich keinen Bock darauf, sodass ich sagte: "Ne, ich geh schon mal nach Hause. Wir treffen uns dann um vier bei mir, okay?" Er stimmte mir zu und eilte dann zur Wiese. Ich schüttelte daraufhin leicht den Kopf und machte mich auf den Heimweg. Was war an diesen kleinen Monstern nur so toll? Mich nervten sie nur. Gerade das Eneco meiner Mutter, das im Haus überall Lärm machte. Es ging sogar soweit, dass ich bei meinem Zimmer immer die Tür schließen musste, da es sonst immer hineinkam und Unheil angerichtet hat. Mein zerkratzter Bildschirm vom Laptop ist da nur ein Beispiel. Beim Gehen hörte ich dann auf einmal einen leisen Schrei, was sich sehr komisch angehört hatte. Ich sah nun auf die Wiese links vom Weg, aus der der Schrei gekommen war. Doch ich erkannte nichts. Vielleicht war auch einfach das Gras zu hoch oder ich hatte mich aber verhört. Ich wollte schon weitergehen, als ich wieder den sanften Schrei hörte. Es klang so, als wäre jemand ernsthaft verletzt und so ging ich jetzt vorsichtig durch das Gras. Hoffentlich würde mich hier kein Pokémon angreifen, dachte ich mir, während ich weiter im Gras Ausschau hielt. Dann fand ich es. Es lag ganz klein zusammengekneult am Boden und zitterte am ganzen Körper. Sein Fell war rotbraun gefärbt und auffällig war sein Schwanz, der einem Fächer sehr ähnlich war. Ich wusste zwar nicht, was es genau war, aber auf jeden Fall war es ein Pokémon. Genauso sicher stand für mich fest, dass das kleine Wesen unbedingt Hilfe brauchte. Und da ich im Moment der Einzige war, musste wohl ich ihm helfen, obwohl ich mich überhaupt nicht mit Pokémon auskannte. Ich bückte mich also zu ihm und nahm es behutsam in meine Arme. Es machte auch keine Anstalten sich vor mir zu verteidigen, sodass es ganz ruhig blieb. Dem Pokémon schien es wirklich ganz schlecht zu gehen, denn ich wusste schließlich durch meine Mitschüler, dass sich Pokémon nicht leicht fangen lassen und viele ziemlich scheu waren. Zuhause angekommen legte ich es zuerst auf den Küchentisch. Da meine Eltern noch nicht da waren, musste ich mich wohl selbst um das Pokémon kümmern, was mich ärgerte, weil ich gehofft hatte, dass meine Mutter sich darum kümmern würde. Als Erstes holte ich einige warme Decken und richtete im Wohnzimmer ein gemütliches Plätzchen für das Pokémon ein. Vorsichtig legte ich es dann dahin. Es zitterte immer noch, was mir fast schon leid tat. Jetzt sah ich auch, dass eines seiner Pfoten blutete. "Was war ihm nur passiert?", dachte ich mir hierauf. Auf jeden Fall musste ich einen Verband oder Ähnliches auftreiben, nicht, dass das Pokémon die Decken dreckig machte. Nachdem ich das geschafft hatte und ich mich um die Pfote gekümmert hatte, setzte ich mich erschöpft ins Sofa. In dem Moment kam meine Mutter nach Hause, die sich wunderte, dass ich im Wohnzimmer war, weil ich mich sonst immer in mein Zimmer verzog. Noch ehe ich was zu sagen brauchte, sah sie das Pokémon und rief: "Oh, wie süß! Was hast du denn da Schönes gefangen?" Ich erklärte es ihr und machte deutlich, dass ich es nur mitgenommen hatte, um es zu versorgen. Meine Mutter sah es immer noch erfreut an und meinte: "Ach wie schade! Mein Eneco würde sich über einen Spielkameraden sicher freuen." Diese Idee schlug ich ihr gleich wieder aus dem Kopf, indem ich sagte: "Oh nein, ein Pokémon reicht völlig im Haus! Es kommt definitiv weg, sobald es wieder gesund ist." Mir fiel nun ein, dass das Pokémon bestimmt etwas zu Essen und Trinken brauchte, weshalb ich meine Mutter fragte, wo sie das Pokémonfutter aufbewahrte. Nachdem sie es mir gesagt hatte, tat ich das Pokémonfutter in eine Schüssel und das Wasser in eine andere. Beide platzierte ich dann vor das Pokémon. Weil ich im Augenblick nicht mehr für das Pokémon tun konnte, ging ich in mein Zimmer, um ein wenig Zeit für mich zu haben, als es plötzlich an der Tür klingelte. Sofort sah ich auf meine Uhr und war überrascht, dass es schon vier Uhr war. Wegen dem Pokémon war ich total durcheinandergekommen. Ich öffnete die Tür und sah Simon. "Man, wieso starrst du mich so an? Hast du es etwa vergessen?", fragte er mich. Ich erzählte ihm dann, was los war, und wie ich es mir schon denken konnte, begann er zu strahlen und lief ins Haus hinein, um es sich anzuschauen. Er betrachtete es und sagte: "Wow, das ist ein Vulpix! Ein Feuerpokémon." Es interessierte mich eigentlich gar nicht, was es war, trotzdem sagte ich scherzhaft: "Du meinst, es könnte das Haus hier abfackeln?" Er verneinte natürlich und meinte dann: "Hey, und weißt du was? Wenn das Vulpix wieder fit ist, kannst du mich und mein Magnayen herausfordern. Ist das nicht toll?" Warum wollte keiner verstehen, dass ich es garantiert nicht behalten werde? Leicht verärgert sagte ich ihm das. Doch Simon blieb da gelassen und hatte noch immer ein bisschen Resthoffnung, dass ich es doch behalten werde. Auf jeden Fall hatte ich jetzt keine Lust mehr über das Pokémon zu sprechen und machte ihn auf den Film im Kino aufmerksam, der bald lief. Daraufhin machten wir uns auf den Weg.
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