54.Schreckliche Wahrheit

AMANDA

Orangensaft, Eier, Toast, alles ist auf dem Tablett.
Heute morgen bin ich früh aufgestanden um vor Justin wach zu sein und ihm ein Früstück zu machen.
Ich habe kein Auge zu bekommen, meine Gedanken kreisten nur um Justin.
Gestern war er total zerstört, so sehr, dass er mich nicht mal bei sich haben wollte.
Ich frage mich immer noch was passiert ist.
Aber heute wird es bestimmt besser, hoffe ich mal.

Ich bin schon dabei zu gehen, als ich eine schöne Blume in einer Vase sehe und sie mit auf das Tablett lege.
Sieht perfekt aus. Ich hoffe ich kann ihm damit eine Freude machen.
Mit langsamen schritten laufe ich die Treppe hoch und gehe ihm wecken.
Mit diesem feinen Frühstück kann er gut in den Tag Starten.
Und wer weiss, vielleicht wird er sich mir anvertrauen.
Oben abgekommen spüre ich wie mein Herz schneller schlägt, denn ich bin ein wenig aufgeregt.
Was wenn er mich wieder weg schickt? Wenn er nicht mit mir reden will?
Ich atme tief durch und versuche diese Gedanken zu verdrängen.
Stattdessen rede ich mir ein, dass es heute besser wird als gestern.

Während ich auf das Zimmer zu laufe, kommt zu meiner Überraschung Justin auch schon  heraus.

Er ist hellwach und fertig angezogen. Scheint als wolle er irgendwohin gehen.
Ich runzle die Stirn.
"Guten Morgen. Ich wollte dich wecken und dir Frühstück bringen, aber du bist ja schon wach."
"Ich habe schlecht geschlafen.", sagt er und bindet sich seine Uhr um, während er auf mich zu kommt und dann gleich an mir vorbei geht.
Offensichtlich hat er immer noch schlechte Laune. Doch ich versuche das zu ignorieren.
"Willst du lieber in der Küche essen?", frage ich und gehe ihm mit dem Tablett nach.
"Ich habe keinen Hunger." Seine Stimme klingt kalt und er geht weiter in Richtung Treppe.
Na super, dieser Versuch scheint wohl nach hinten los gegangen zu sein.
Ich stelle das Tablett auf einer Komode ab und gehe ihm nach. "Wo gehst du denn so früh hin?"
Justin dreht sich zu mir um und sieht mich stirnrunzelnd an. "In's Studio. Ich muss wieder ein wenig Gas geben. Das Geld verdient sich nicht von selbst." Dies gesagt, geht er die Treppe runter.
Schnell eile ich in mein Zimmer, nehme mir meine Jacke und meine Tasche und gehe ihm hinterher.
"Ich habe für heute alles abgesagt, dem entsprechend habe ich frei. Also komme ich mit.", sage ich während ich die Treppe runter renne.
Er versucht mir zwar die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen, doch ich gebe nicht so schnell auf.
Gestern habe ich ihn in Ruhe gelassen, aber heute wird er mich nicht so schnell los. Er wird mit mir reden müssen.
Ich laufe ihm schweigend nach, bis wir draussen ankommen und ich beschliesse wieder etwas zu sagen.
"Tut mir leid, ich will dir nicht die Laune verderben, aber was soll dieser Auftritt? Wieso bleibst du heute nicht lieber zu Hause und verarbeitest das mit deiner Mutter? Ich weiss, dass etwas schief gegangen sein muss." Am Ende des Satzes wird meine Stimme sanft.
Es ist ein heikles Thema und ich möchte ihn nicht verärgern.
Justin bleibt abrupt stehen und dreht sich langsam zu mir um.
Einen Moment lang schweigt er und sieht mich nur an, doch dann kommt er auf mich zu.
Er legt seinen Arm um meinen Nacken und dreht mich in richtung Haus, wo er mit mir zurück lauft. "Wieso bleibst du nicht lieber hier und wir sehen uns nachher? Ich muss jetzt Arbeiten.", sagt er gelassen.
Er klingt fast so, als wäre alles normal. Doch mir kann er nichts vor machen.
Wir bleiben vor der Tür stehen und ich weiss genau, dass er möchte, dass ich rein gehe.
Ich schaue ihn an und seufze. "Na gut, tu ruhig so als wärst du nie traurig und hättest nur Interesse daran mehr Geld zu verdienen. Aber damit das klar ist, ich weiß es besser. Und du Justin Bieber bist kein Roboter.", sage ich ernst und ziehe die Augenbraue hoch.
Justin sieht mich erstaunt an.
Ohne auf eine Antwort zu warten gehe ich zurück ins Haus.
Gestern war er völlig fertig weil etwas mit seiner Mutter passiert ist und heute tut er so, als wäre alles in Ordnung, alles wie immer.
Wieso tut er nur so? Ich weiss genau, dass er leidet, es aber zu verbergen versucht und deswegen diese gleichgültige Maske aufsetzt.
Irgendetwas muss ich doch machen können und ich weiss es gibt nur eine Person die mir einen guten Rat geben kann.
Aber diese ist momentan auch keine grosse Hilfe.
Bei Selena angekommen stelle ich fest, dass sie offensichtlich nicht allein zu Hause ist, sondern ihren neuen Freund bei sich hat.

Ich liebe ja Jacob, er ist mein bester Freund, aber ich hätte gerne einen Moment Ruhe mit meiner Freundin und zwar alleine.
Sie kennt Justin schon seit Jahren und sie weiss bestimmt was zu tun ist, wenn er so drauf ist.
Doch solange Jacob hier ist, hat sie nur Augen für ihn.
Ständig küssen sie sich und turteln rum. Ich wusste garnicht, dass sie schon so verliebt sind.
Das zu sehen deprimiert mich irgendwie, da es mit mir und Justin momentan nicht so gut läuft.

"Ich denke ich lasse euch Turteltauben mal alleine.", sage ich nach einer, für mich halben Ewigkeit, und merke gleich selber wie genervt ich mich anhöre.
Doch es ist mir egal, ich laufe einfach nach draussen ohne auf eine Reaktion von ihnen zu warten.
Ich bin her gekommen weil ich einen Rat von meiner besten Freundin brauchte und nicht um alleine in einer Ecke zu sitzen, während sie mit ihrem Freund knutscht.

"Amanda....Amanda warte doch.", sagt Selena die mir hinterher kommt.
Damit habe ich nicht gerechnet.
"Wolltest du mir nicht etwas sagen?", fragt sie und bleibt vor mir stehen.
Das fällt ihr aber früh auf. 
Ich kreuze die Arme vor der Brust. "Ja, genau Sel. Aber du warst zu sehr mit deinem Freund beschäftigt." Meine Stimme ist ernst.
Selena's Miene wird weich, fast entschuldigend.
"Komm.", sagt sie und nimmt meine Hand.
Dann setzt sie sich mit mir auf eine Bank in ihrem riesigen, wunderschönen mit Blumen bedeckten Garten. "Was ist los?", fragt sie sanft.
Zwar bin ich gerade ein wenig wütend auf sie, aber ich brauche ihren Rat.
"Bei mir und Justin läuft es gerade nicht so gut.", sage ich traurig.
Selena runzelt die Stirn. "Du meinst-", sie macht eine kurze Pause und zieht die Augenbraue hoch.
Ich runzle die Stirn. "Nein, nicht das.", sage ich rasch.
Es geht dabei nicht um den Sex, oder um die Zärtlichkeit im allgemeinen. Auf was für Gedanken kommt sie nur.
Grinsend schaue ich Selena an. "Aber danke, dass du und Jacob mich daran erinnert habt.", sage ich und merke wie sie dabei leicht rot und verlegen wird.
Sie so turteln zu sehen hat mir gezeigt, wie sehr ich Justin's Zärtlichkeit vermisse.
Doch dies ist nicht der hauptsächliche Grund.
"Er schliesst mich aus. Er ist mit seinen Gedanken woanders.", sage ich nun leise. "Normalerweise würde ich sagen, so ist er eben manchmal, aber diesmal ist es anders. Ihn belastet etwas und ich wünschte er käme damit zu mir. Ich habe alles versucht um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da bin. Doch es interessiert ihn nicht. Dabei will ich doch nur, dass es ihm besser geht.", erkläre ich mich.
Langsam werde ich selber deprimiert, wenn ich daran denke, dass mein eigener Freund mich ausschliesst.
Was soll ich sonst noch tun damit er sich mir anvertraut?
Selena schaut mich mitleidig an und streicht mir über den Kopf. "Weisst du, Justin war nie ein Fan von grossen Worten. Du solltest das nicht persönlich nehmen."
Ich hebe meinen Blick und schaue Selena an. "Ich dachte er hätte mich endlich in sein Leben rein gelassen. Aber da habe ich mich wohl geirrt."
"Lass ihm Zeit, er wird ganz bestimmt noch mit dir reden. Was auch immer ihn beschäftigt, lass es ihn zuerst selber verarbeiten.", rät sie mir.
Das klingt gar nicht mal so falsch.
Klar hätte ich gerne gehabt, dass er mich in sein Leben einbezieht, aber er ist halt einfach ein verschlossener Mensch und das muss ich akzeptieren.
Er muss diese Sache wahrscheinlich zuerst selber verarbeiten, bevor er mich rein lassen kann.
"Ich gehe jetzt. Danke für deinen Rat." Ich stehe auf und Selena tut es mir gleich. "Denkst du du kommst klar?"
Ich nicke. "Ich gehe jetzt nach Hause. Geh du wieder zurück zu deinem Freund."
Wir verabschieden uns und ich verlasse ihre Villa.
Wolken haben sich am Himmel breit gemacht und es wird auf einmal ziemlich Grau. Sieht so aus als würde gleich ein Gewitter kommen. Das Wetter passt gut zu meiner Stimmung.
Leider fühle ich mich immer noch verletzt, mies und ausgeschlossen.
Ich hätte so gerne gehabt, dass Justin sich mir anvertraut hätte.
Doch wenn es ernst wird, verfällt er wieder in sein altes Muster. Er trinkt, wird kalt und abweisend.
Das ist einfach etwas womit ich nicht klar komme. Es verletzt mich und es zieht mich selber auch runter.
Die ersten Regentropfen beginnen zu fallen und ich ziehe meinen Regenschirm aus der Tasche.

Zu Hause angekommen laufe ich direkt nach oben in mein Zimmer.
Auf meinen Schreibtisch lege ich meine Tasche ab, hole meinen Ipod aus der Schublade und entscheide mich dafür, in die Küche zu gehen.
Ein bisschen Musik hören und ein bisschen etwas süsses knabbern wird mir bestimmt gut tun.
Süsses macht wieder glücklich und die Musik wird mich ein wenig ablenken können.
Doch als ich meine Zimmer verlasse, beobachte ich, dass Justin's Tür offen steht.
Neugierig laufe ich hin und schaue durch den offenen Spalt.
Justin sitzt auf dem Boden und sieht ziemlich fertig aus.
Es war so klar, dass es ihm nicht gut gehen kann.
Heute Morgen wollte er stark rüber kommen, aber ich wusste es war nur eine Maske die er sich aufgesetzt hatte.
Ich zögere vor der Tür und weiss nicht was ich tun soll.
Eigentlich möchte ich eintreten und für ihn da sein. Doch anderer seits habe ich Angst, dass er mich wieder abweist und weg schickt.
Was soll ich tun?

Nach einiger Zeit des trödelns, beschliesse ich nun ein zu treten.
Justin schaut zu mir hoch und schweigt.
Sein Blick ist so verloren, so traurig. Seine Augen sind gerötet, als hätte er geweint.
Ohne ein Wort zu sagen laufe ich auf ihn zu und setze mich neben ihn auf den Boden.
Langsam nehme ich seine Hand in meine und bin überrascht als er sie fest umklammert.
Ich dachte er würde sie weg ziehen, doch das tut er nicht.
"Es tut mir leid.", murmelt er.
Rasch lasse ich meinen Blick von unseren Händen ab und schaue zu ihm hoch.
Er aber starrt fest auf die Wand. "Ich wollte stark sein und mir einreden, dass das was passiert ist mir nicht nahe geht. Doch dabei habe ich dich weg gestossen."
Beim hören dieser Worte spüre ich wie mir warm um's Herz wird.
Mein Freund ist wieder da, er ist wieder hier und beginnt, sich mir zu öffnen.
Ich lege meine Hand an seine Wange und drehe seinen Kopf in meine Richtung.
Als sein Blick nun meinen trifft, schaue ich ihm fest in die Augen. "Ich denke du hattest einfach nur Angst. Angst vor deinen Gefühlen. Doch so bist du nicht mehr. Du bist stark, du gibst Menschen Halt, du gibst mir Halt. Aus dir wird gerade ein Mann und zwar einer, der nicht weg läuft.", sage ich ernst und streiche ihm über die Wange.
Er hält meine Hand und küsst sie, danach lehnt er seinen Kopf gegen die Wand und schliesst die Augen. Dabei massiert er sich die Schläfen.
Es macht mich echt fertig ihn so traurig zu sehen.
Nach kurzer Zeit des Schweigens, öffnet er sie wieder. "Sie wollte mich nicht haben.", sagt er nun.
Ich spüre wie ich verkrampft und steif werde.
Das zu hören bereitet mir ein Stechen in der Brust.
"Wie meinst du das?", frage ich vorsichtig.
"Mein Vater hat sie überredet mich zu behalten. Also hat sie die Schwangerschaft durchgezogen und ist danach gegangen.", antwortet er. "Sie war jung, sie wollte noch leben und ihre Erfahrungen machen. Für sie war ich einfach nur ein Fehler. Mein Vater hat mich so gut er konnte alleine gross gezogen und als ich dann berühmt wurde, wollte sie mich plötzlich sehen. Doch nicht weil sie mich kennen lernen wollte, sondern weil ich reich wurde und sie in der scheisse saß. Mein Vater hat sie nicht an mich ran gelassen weil er es besser wusste. Irgendwann hat sie aufgehört mich zu suchen. Sie hat einen Mann getroffen, ihn geheiratet und hat jetzt zwei Kinder.", erzählt er und klingt dabei eher gleichgültig als verletzt.
Als ob er von jemand anderem reden würde.
Aber ich weiss genau, dass er leidet.
Mitleidig schaue ich ihn an.
Ich kann einfach nicht glauben was ich da gerade erfahren habe.
Wie kann man als Mutter nur so grausam sein. Ich verstehe es nicht.
"Du hast Geschwister?", ist das einzige was ich so halbwegs raus bekomme.
Justin nickt. "Einen Bruder und eine Schwester. Sie sind 5 und 7. Doch sie wissen nichts von mir. Ihr Mann weiss nichts von ihrem früheren Leben und so soll es auch bleiben, meinte sie."
Ohne es zu kontrollieren kocht die Wut in mir hoch.
Sie führt ein perfektes Schein-Leben und verdrängt ihre Vergangenheit. Sie belügt alle und nur um ihr Gesicht zu wahren, stösst sie ihren eigenen Sohn weg. Ich kenne diese Frau nicht, aber die Tatsache dies zu wissen, lässt mich sie hassen.
"Sie hat dich nicht verdient.", sage ich wütend. Nein, das hat sie wirklich nicht. Justin ist ein wunderbarer Mensch, sie hat keine Ahnung was sie sich entgehen lässt.

Justin schaut mich an und erzwingt sich ein minimal erkenbares Lächeln.
"Ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Ich habe keine Mutter.", sagt er und sieht mich dabei an. "Weisst du, ich bin 22 Jahre damit klar gekommen, dass meine Mutter uns verlassen hat. Jetzt fühle ich mich nur noch beschämt, dass ich auf einmal so viel Hoffnungen in sie gesetzt habe. Es ist aber eine Tatsache, dass ich keine Mutter habe. Das wird sich nie ändern." Seine Stimme klingt tief und verletzt. Er leidet und zwar sehr.
"Das heisst aber nicht, dass du alleine bist." Ich nehme seine Hand in meine und wir schauen uns intensiv an.
Seine Miene wird von verletzt zu erstaunt als er merkt, dass mir die Tränen in die Augen treten. Doch ich kann sie nicht zurück halten, diese ganze Sache verletzt auch mich.
Sanft streicht er mir über die Wange und ich lege meine Hand über seine.
"Du hast mich.", füge ich hinzu. "Ich bin jetzt deine Familie." Mein Blick bleibt fest auf seinen gerichtet und ich sehe, dass auch er Tränen in den Augen hat.

Mit einer schnellen Bewegung zieht er mich zu sich hin und umarmt mich.
Ich schlinge sofort meine Arme um seinen Nacken und drücke ihn fest an mich.
Das mit seiner Mutter ist schrecklich, sowas hat er nicht verdient.
Doch ich bin für ihn da, für immer. Ich werde ihn nie alleine lassen.

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