Zurück in Hogwarts
"Alice wir müssen los!" War ich die einzige, die gerade ein Déjà-vu hatte? Wie auch immer, auf jeden Fall lief der heutige Morgen genauso ab, wie mein allererster Tag in Hogwarts; ich hatte verschlafen, wir kamen fast zu spät zum Zug und dementsprechend kurz fiel unsere Verabschiedung aus.
"Ich hab dich lieb Mum!" winkend lehnte ich mich aus einem Fenster, während der Zug langsam anfuhr.
"Ich dich auch Schatz! Pass auf dich auf und schreib mir sobald wie möglich. Viel Spaß!" halb lachend, halb weinend lief meine Mum noch ein paar Meter neben mir her, bis sie schließlich nicht mehr mit dem Zug mithalten konnte.
"Abschiede konnte ich wirklich noch nie leiden..." seufzend ließ ich mich zurück auf meinen Platz gleiten und fing an mit meinen Haaren zu spielen um mich von meinem bereits jetzt einsetzenden Heimweh abzulenken.
"Ich finde Abschiede eigentlich ganz schön, weil sie in der Regel bedeuten, dass es ein Wiedersehen gibt." lächelnd sah Luna von ihrem Buch auf. "Was habt ihr so in den Ferien gemacht?". Mittlerweile war unsere kleine Runde komplett, denn Ron, Harry und Neville hatten es auch endlich geschafft unser Abteil zu finden.
"Was wohl? Ich habe die ganze Zeit in meinem Zimmer verbracht und sehnsüchtig auf Briefe von euch gewartet." Missmutig starrte Harry aus dem Fenster; ich hatte echt Mitleid mit ihm, es musste schrecklich sein die ganze Zeit bei Leuten zu leben, die ihn nicht wirklich gut leiden konnten. Aufmunternd reichte ich ihm einen Schokofrosch aus meiner Familienpackung, die übrigens innerhalb einer halben Stunde aufgebraucht sein würde, da ich sie mit all meinen Freunden teilte. "Es waren ja nur zwei Wochen und jetzt sind wir endlich wieder auf dem Weg nach Hogwarts. Ich habe mich übrigens sehr über deinen Brief gefreut," jetzt lächelte ich jeden an, "über all eure Briefe, ich hatte noch nie soviel Post auf einmal bekommen."
"Alscho isch habe die meischte Tscheit mit Fred und George Quidditsch gespielt." griff Ron kauend Lunas Frage wieder auf. "Quidditch im Winter?? Ihr lasst euch wirklich durch nichts vom Spielen abbringen." Kopfschüttelnd schnappte sich auch Hermine einen Schokofrosch. "Jedenfalls waren Alice und ich shoppen..." ihre Erklärung wurde durch ein gestöhntes "Shoppen, warum müssen Mädchen immer shoppen gehen?" von Ron unterbrochen.
"...und haben uns Kleider für den Frühlingsball gekauft und wenn ich mich an deinen Festumhang vom letzten Jahr erinnere, solltest du eine Shoppingtour vielleicht auch mal in Erwägung ziehen." fuhr Hermine unberührt fort. Ich musste grinsen, das war gut gekontert.
"W-wisst ihr schon, mit wem ihr dahin geht?" fragend sah Neville in die Runde und erntete nur allgemeines Achselzucken.
"Keine Ahnung, ich warte sowieso erstmal wer dieses Jahr Ballprinzessin wird, ehe ich jemanden frage. Wenn ich denn überhaupt hingehe." Ron schien von dem Thema ziemlich genervt zu sein, doch ich war jetzt erstrecht neugierig geworden.
"Ballprinzessin? Was soll das bedeuten?" Aufgeregt sah ich meine Freunde an; das war ja mal was ganz anderes als an meiner alten Schule.
Wie zu erwarten antwortete Hermine mir als erstes. "Die Ballprinzessin ist ein alter Brauch, der auf das frühe 17.Jahrhundert zurückgeht. Damals war es unter Zauberern üblich, dass jedes Jahr mehrere Bälle stattfanden, bei denen junge Mädchen 'in die Gesellschaft eingeführt', also allen vorgestellt, wurden. Diese Debütantinen hatten logischerweise keinen festen Begleiter für den Ball, da sie ja offiziell garkeine potenzielle Partner kennen durften. Deswegen entschieden sie gleich zu Beginn des Festes, mit wem sie den Abend verbringen würden. Um das ganze etwas abzukürzen: seit ein paar Jahren wird einige Wochen vor dem Frühlingsball die 'Prinzessin' ausgelost; diese geht dann ohne einen bestimmten Begleiter zum Ball und wählt dort unter denjenigen Jungen, die den Abend mit ihr verbringen wollen, ihren 'Prinzen' aus. Die beiden müssen dann alleine den ersten Tanz durchführen, danach dürfen dann auch alle anderen tanzen." Das war eine ganze Menge Informationen die ich erstmal verdauen musste. "Und was ist, wenn man die Prinzessin wird und nicht tanzen kann?" Ängstlich musterte ich meine Schuhe, vielleicht sollte ich doch noch in diesen Tanzkurs gehen.
"Das ist dann ungünstig", grinsend sah Harry mich an, "und genau deswegen bin ich so froh ein Junge zu sein, ich werde garantiert nicht als Prinzessin ausgewählt." Das wäre aber auch eine zu lustige Vorstellung und wie auf Kommando fingen wir alle an zu lachen.
"Da wäre ich mir nicht so sicher, Harry." Ungläubig starrten alle Neville an. "Es kann ja sein, dass die Prinzessin dich auswählt und dann musst du trotzdem tanzen. Aber du solltest dir nicht so große Sorgen machen Alice, solange der Junge ordentlich tanzen kann, kann eigentlich nichts schief gehen." schüchtern lächelte er mich an, während ich schon einen Schritt weiter dachte. "Und was ist, wenn beide nicht tanzen können?".
"Könntet ihr jetzt bitte mit diesem blöden Ball aufhören?" Knurrte Ron mich an anstatt meine Frage zu beantworten.
"Nö" sagten Hermine und ich gleichzeitig, sodass wir erneut einen Lachanfall bekamen.
"Nein Mum, lass mich noch n bisschen schlafen" nuschelte ich, als mich am nächsten Morgen jemand an der Schulter rüttelte.
"Würde ich ja gerne, aber wir sollten am ersten Tag nach den Ferien wirklich mal pünktlich sein." Gähnend blinzelte mich eine ebenfalls noch ziemlich müde Hermine an; möglicherweise hätten wir gestern doch etwas eher ins Bett gehen sollen. Noch nicht bereit mein kuscheliges Bett vollständig aufzugeben wickelte ich mich in meine Decke und machte mich so auf den Weg zu meinem Schrank. "So willst du aber nicht in den Unterricht gehen, oder?" Hermine beobachtete amüsiert, wie ich versuchte mich anzuziehen ohne meine Decke zu verlassen. Sie hatte sich inzwischen vollständig angezogen, während ich noch immer mit dem Pullover zu kämpfen hatte.
"Warum nicht, wäre doch mal eine willkommene Abwechslung, McConagall würde sich bestimmt freuen." Schnell schlüpfte ich in meine Schuhe; ich hatte es tatsächlich geschafft mich anzuziehen und gleichzeitig meine Decke nicht loszulassen.
"Und Snape erst, der würde dich vermutlich sofort von der Schule schmeißen wollen." Kichernd verließen wir den Schlafsaal, nachdem ich unglücklich meine flauschige Begleiterin auf meinem Bett zurückgelassen hatte.
"Wir dachten schon, dass ihr überhaupt nichtmehr kommt, was habt ihr denn so lange gemacht?" Bereits zufrieden am Essen begrüßten uns Harry, Neville und Ron am Frühstückstisch.
"Alice konnte sich nicht von ihrer Decke trennen." Hungrig nahm Hermine sich ein Brötchen, während ich mich für eine Schüssel Früchtemüsli entschied. "Wir hatten schon überlegt, ob ich sie vielleicht mit zum Unterricht nehmen könnte, aber da würde Snape vermutlich ausrasten."
"Bei dem wäre ich sowieso vorsichtig, irgendwas führt der im Schilde...." warnte Harry mich. Nachdenklich starrte ich zur Lehrertafel; durch James Nachhilfe hatte ich mich inzwischen um einiges verbessert, konnte Snape mich da immernoch auf dem Kiecker haben? Andererseits hatte ichs mir vermutlich schon in dem Moment mit ihm verdorben, als mich der sprechende Hut als Gryffindor einteilte.
"Erde an Alice", ungeduldig schnippte Hermine vor meinem Gesicht rum, "wir müssen zu Verwandlung, kommst du dann?" Schnell schaufelte ich den Rest meines Frühstücks in mich rein und eilte meinen Freunden hinterher.
"Alice."
"Woah, ist das jetzt deine Standardbegrüßung geworden?" Direkt vor mir war plötzlich James aus irgendeinem Gang aufgetaucht, sodass ich wiedereinmal genau in ihn hineinlief. Er lächelte und zog mich in eine andere Richtung.
"Vielleicht. Du bist übrigens falsch abgebogen, zu Verwandlung geht's hier lang." Seltsam, man sollte wirklich meinen, dass ich mich mittlerweile nicht mehr verlief, aber vermutlich würde mir das auch noch in zwei Jahren passieren.
"Freut mich, dass dir mein Geschenk gefällt."
"Mhm?" Verwirrt sah ich ihn an."Achso, ja. So ein Armband wollte ich eigentlich schon immer mal haben, danke nochmal aber das wäre echt nicht nötig gewesen." Verlegen spielte ich mit dem silbernen Kettchen, welches ich seit Weihnachten ständig trug. Irgendwie war es mir immer unangenehm, wenn mir jemand etwas schenkte und ich ihm nichts. James hingegen schien damit kein Problem zu haben, jedenfalls winkte er nur ab und verschwand mit einem "Doch war es; ich muss jetzt zu Kräuterkunde, wir sehn uns in Zaubertränke." in dem Korridor rechts von mir.
"Ich freu mich drauf." murmelte ich ihm noch hinterher; auf Snape hatte ich überhaupt keine Lust.
"Ich weiß, ist ja schließlich dein Lieblingsfach." rief er mir lachend zu; ich hätte nicht gedacht, dass er meine Worte gehört hatte, aber offenbar hatte ich mich getäuscht.
Kurz vor Stundenbeginn ließ ich mich auf meinen Platz neben Luna fallen; zumindest hatte ich es geschafft noch pünktlich zu kommen.
"Willkommen zurück in Hogwarts. Ich hoffe, Sie alle hatten schöne und erholsame Ferien und sind bereit für den Unterricht." Mit wehendem Umhang betrat McConagall den Raum. "Heute werden Sie sich darin üben lebende Objekte in Gegenstände zu verwandeln. Wer von Ihnen ein Haustier hat wird an diesem üben, die anderen holen sich bitte eine Kröte von mir ab." Als sie ihre kleine Ansprache beendet hatte, flogen etwa 15 Eulen durch das geöffnete Fenster herein und landeten auf den Tischen ihrer Besitzer; ihnen folgten einige Ratten, Katzen und Kröten, die sich ebenfalls verteilten. Ich zuckte kurz zusammen, als neben mir eine kleine schwarze Katze auf den Tisch sprang.
"Ich wusste garnicht, dass du eine Katze hast." überrascht sah ich Luna an.
"Sie gehört mir auch nicht; manchmal kommt sie zu mir, aber in der Regel tut sie nur das, was sie will." lächelnd streichelte sie über das seidige Fell.
"Auf Seite 368 in Ihren Büchern finden Sie einige Zaubersprüche zur Verwandlung von Tieren. Suchen Sie sich einen heraus und Versuchen Sie Ihr Glück." Während McConagall noch immer Anweisungen verteilte fingen die ersten schon an zu zaubern. Interessiert beobachtete ich das Geschehen um mich herum; Hermine hatte ihren Kater Krummbein in eine Blumenvase verwandelt, Neville schaffte es teilweise aus seiner Kröte einen Stein zu machen und auch meine anderen Mitschüler hatten nach einigen Versuchen mehr oder weniger großen Erfolg. Allmählich sollte ich wohl auch mal anfangen, also blätterte ich auf Seite 368 meines Buches und suchte mir einen vielversprechenden Zauber heraus. Konzentriert führte ich die beschriebene Bewegung aus und murmelte leise "Epistula". Mit einem leisen Krächzen verschwand Silberflügel und anstatt ihr lag auf meinem Tisch nun ein versiegelter Brief. Ungläubig starrte ich ihn an, normalerweise schaffte ich sowas nie beim ersten Versuch.
"Hervorragend Hathaway, besser hätte man es nicht machen können." Lobend betrachtete McConagall mein Ergebnis. "Versuchen Sie jetzt den Brief wieder in Ihre Eule zu verwandeln."
"Es ist so cool, dass wir wenigstens in Verwandlung etwas praktisches machen, sowas sollte es öfters in jedem Fach geben." Nachdem Hermine Krummbein in 5 verschiedene Dinge hintereinander verwandelt hatte, war sie besser gelaunt als wir anderen.
"Also wenn es nach mir ginge, könnten wir zumindest in Zaubertränke die Praxis ausfallen lassen." Lustlos überlegte ich, wie ich die nächste Stunde möglichst unbeschadet überstehen könnte. Wahrscheinlich würde Snape wieder jede Gelegenheit ergreifen um mich bloßzustellen, am liebsten würde ich einfach schwänzen.
"Hast du wieder Angst, dass du einen Trank in die Luft fliegen lässt? " zog Harry mich auf.
"Ich dachte dank deiner Nachhilfe bei Carter wärest du inzwischen ein Zaubertränkeass." Ron musste sich natürlich auch wieder einmischen.
Genervt verdrehte ich die Augen, warum musste er eigentlich ständig an James rumnörgeln?
"Um mich zu einem Überflieger in Zaubertränke zu machen, müsste ich wahrscheinlich ununterbrochen dafür lernen und das mindestens zwei Jahre lang, ohne zu schlafen, essen oder sonstwas anderes zu machen."
Inzwischen hatten wir mein verhasstes Klassenzimmer erreicht und ich ließ mich missmutig auf meinen Platz fallen; irgendwie wurde ich das Gefühl, dass Snape etwas ungutes vorhatte einfach nicht los.
"Ich muss Sie leider enttäuschen, aber der Unterricht wird heute ausfallen.", schnarrte dieser da auch schon. Ich wollte gerade jubelnd aufspringen, als mir klar wurde, dass es einen Haken geben musste. Ohne Grund würde Snape nie eine Stunde ausfallen lassen. Offensichtlich dachten das auch meine Mitschüler, jedenfalls war es totenstill. Langsam wanderte Snape durch die Gänge; bitte komm nicht zu mir, bitte nicht, flehte ich innerlich. Natürlich wurden meine Gebete nicht erhört.
"Ich hoffe, dass Sie inzwischen den fehlenden Stoff nachgeholt haben, andernfalls haben Sie ein Problem. Sie werden jetzt eine mündliche Vorprüfung ablegen, um Ihre Eignung für die ZAGs zu testen." Mit gefühlsloser Miene musterte er mich und zeigte schließlich auf einen fremden Mann neben sich. "Mr. Delacure und ich werden Sie prüfen, die restlichen Schüler können gehen." Niemand rührte sich, bis er ein genervtes "Sofort!" hinterher schickte.
Während alle anderen aufsprangen blieb ich wie gelähmt sitzen; wenn ich diese Prüfung verhauen würde, dürfte ich nicht an den ZAGs teilnehmen und ich war doch überhaupt nicht vorbereitet! Panisch vergrub ich den Kopf in den Händen.
"Alice, du schaffst das!" Unglücklich blickte ich auf und sah in die Gesichter von Hermine und James, die vor meinem Tisch knieten. "Du bist gut genug, denk immer daran, du weist alles, du kannst überhaupt nicht durchfallen." Ich lächelte gequält und versuchte nicht allzu kläglich auszusehen. "Ich werde mein bestes geben...."
"Granger und Carter, verschwinden Sie jetzt endlich!" schnauzte Snape die beiden an.
"Ich warte draußen." flüsterte James mir noch schnell zu, ehe Snape ihn herrausschob.
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