"Mein Kleid!"

Hallo :) freut mich, dass ihr weiterhin fleißig lest, wer Lust hat, kann sich ja mal "Neville, der Junge der überlebt hat" von flipsflops anschauen, ich finde die Story echt gut :). So jetzt gehts aber los.

Mist, vielleicht hätte ich mich doch von Mum hinfahren lassen sollen. Aber nein, ich musste ja unbedingt darauf bestehen, dass sie in Ruhe zu ihrem neuen Buchclub geht und ich einfach mit der U-Bahn fahre. Tss, das hatte ich nun davon: völlig verloren stand ich an der Waterloo-Station und hatte keinen Plan wo ich überhaupt hin musste. Zwar hatte Hermine mir am Telefon nochmal alles ganz genau erklärt und ich hatte mir sogar aufgeschrieben, wo ich aussteigen musste, doch leider wusste ich nicht einmal welche Linie ich nehmen musste. Großartig, Alice, wirklich großartig, jetzt starrst du schon seit 5 Minuten dieses bescheuerten Fahrplan an und bist immer noch nicht schlauer, nervte diese blöde innere Stimme, die immer in den sinnlosesten Situationen auftauchte, mich.
Nachdem ich ein letztes Mal ratlos die ganzen verschiedenen Nummern, Haltestellen, Uhrzeiten und was auch immer das sonst noch war, zu entschlüsseln versuchte, beschloss ich seufzend jemanden um Hilfe zu bitten. Konnte ja eigentlich nicht so schwer sein, also los. Nagut, den lieber nicht, der sieht irgendwie gruselig aus; die Frau dahinten scheint es sehr eilig zu haben und den Penner frage ich auch nicht. Auf diese Art sortierte ich alle potentiellen Helfer aus und entschied mich letztendlich eine junge Frau mit einem Kinderwagen anzuquatschen; wer Kinder hatte, musste schließlich nett sein. Hoffte ich zumindest.
"Ähm... Entschuldigen Sie bitte, ich bin neu hier in London und weiß nicht, mit welcher Linie ich fahren muss. Könnten Sie mir vielleicht helfen?" nervös brachte ich meine Bitte hervor und atmete erleichtert aus, als sie mich freundlich anlächelte.
"Ja, gerne. Weist du denn, wohin du musst?"
"Ähm ja, ich muss zur....", schnell kramte ich meinen bereits völlig zerknitterten Notizzettel heraus, ".... Victoria-Station in Westminster."
"Oh, das ist ganz einfach. Du musst einfach mit der 221 durchfahren, die Stationen werden ja angesagt." sie sah mich neugierig an. "Du bist Amerikanerin, richtig? Du hast einen leichten Akzent...." Ihr Handy klingelte und sie verschwand mit einem letzten freundlichen Lächeln. Ich murmelte noch schnell ein Danke und stellte mich meinem nächsten Problem: wo bekam ich ein Ticket her? Ticket, Ticket, Ticket.... grübelnd ging über den Bahnsteig. Irgendwo musste man doch sowas kaufen können!
Endlich, dort vorne stand einer dieser Automaten; wenn ich jetzt nicht gerade Pech hatte und sich das Teil als Snackautomat herausstellte war ich gerettet. Ja! Am liebsten würde ich jetzt einen kleinen Freudentanz aufführen, aber dafür hatte ich erstens keine Zeit und zweitens wollte ich nicht, dass mich irgendein Muggel für verrückt erklärte.
Wahllos drückte ich auf dem Bildschirm rum; ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was ich nehmen musste, aber Einzelticket klang schonmal nicht schlecht. So, jetzt noch Zielort auswählen uuund bezahlen.
Es ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen Sie es erneut.
"Du blödes Mistding!" fluchend trat ich gegen den Metallkasten; das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Während ich erneut meine Glück versuchte, schielte ich zu der Anzeige der kommenden Bahnen. In 2 Minuten musste ich fertig sein.
Ihr Ticket wird gedruckt.
"Komm schon, komm schon..." nervös tänzelte ich auf der Stelle - warum dauerte das denn so lange?
Bitte entnehmen Sie Ihr Ticket.
Boar, endlich ich dachte schon das wird nie etwas. Genervt schnappte ich mir den Papierschnippsel und rannte zu der gerade einfahrenden U-Bahn. Schnell drängelte ich mich hinter einer fülligen Frau durch die Tür und ließ mich auf einen freien Platz fallen. Puh, ich war noch nicht einmal im Laden angekommen und war schon total fertig; das konnte ja noch heiter werden.

"Alice!" Hermine umarmte mich stürmisch als ich aus dem völlig überfüllten Zug taumelte.
"Oh man, wenn ich gewusst hätte, dass U-Bahn fahren so anstrengend ist, hätte ich das niemals gemacht." theatralisch tat ich so, als würde ich in Ohnmacht fallen, während Hermine nur ungläubig lachte.
"Ach komm, so schlimm kann es doch garnicht gewesen sein." Sie hakte sich bei mir unter und zog mich in Richtung Rolltreppen.
"Oh doch, erst wusste ich nicht, mit welcher Linie ich fahren musste und dann hat auch noch dieser blöde Fahrkartenautomat ewig gebraucht und mir fast nicht mein Ticket gegeben."
Neugierig sah ich mich um, hier in Westminster war alles ganz anders als in dem Stadtteil in dem ich wohnte. Und überall waren gestresste Leute, dass war ja schon fast so schlimm wie in New York.
"Und wohin genau müssen wir jetzt?" Ich konnte weit und breit keine Kleidungsgeschäfte entdecken.
"Dort drüben; wir müssen in den 8.Stock von dem Hochhaus da." Aufgeregt zeigte Hermine auf einen zum Großteil verglasten Wolkenkratzer.
"Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Höhenangst habe?" misstrauisch starrte ich an der endlosen Fassade nach oben. Ich hatte alles andere als Lust jetzt dort hoch zu gehen, wovon sich Hermine jedoch nicht beeindrucken ließ. Ohne auf meinen Protest zu achten, zog sich mich ins Innere zu den Fahrstühlen.
"Ja hast du, aber so schlimm kann es doch nicht sein, oder? Ich meine, du hast in New York gelebt, da gibt es doch fast nur Hochhäuser."
"Was nicht heißt, dass mir die Dinger geheuer sind. Mal ganz abgesehen davon, dass die Hochhäuser in denen ich schon war keine verglaste Fassade hatten...." murmelte ich bedrückt; auch wenn meine Angst nicht so stark war, dass ich nicht in das oberste Stockwerk eines Wolkenkratzers gehen konnte, machte mir die Höhe zu schaffen. Ich hatte einfach lieber festen Boden unter den Füßen.
"Okay, dann würde ich sagen, dass du jetzt immer nur zur Wand schaust, in Ordnung?"
"Waru....ach du Scheiße!" Blitzschnell wich ich an die Holzwand des Aufzugs zurück; warum hatte mir denn niemand gesagt, dass die anderen Wände und der Boden verglasst waren?!? Panisch schloss ich die Augen und versuchte ruhig zu bleiben. Ein, aus, ein, aus, ein, aus,.... Ich versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren und so zu verdrängen, dass ich unter mir in mehr als 20 Metern Entfernung die Straße sehen konnte.
"Alice?" vorsichtig und immer bereit meine Augen sofort wieder zu schließen blinzelte ich in Hermines besorgtes Gesicht. "Wir sind da, es ist alles in Ordnung."
Ich wette, sie hatte nicht damit gerechnet in welcher Geschwindigkeit ich den gruseligen Aufzug verlassen konnte. Erleichtert lehnte ich mich an die Wand neben der Aufzugstür.
"Können wir zurück die Treppen nehmen?" bat ich meine Freundin.
"Ja, natürlich. Es tut mir echt so leid, wenn ich gewusst hätte, dass dir das so zu schaffen macht, wären wir gleich gelaufen oder ich hätte dich zumindest vorgewarnt." Unglücklich sah sie mich an und ich wusste, dass sie deswegen noch ewig ein schlechtes Gewissen haben würde, also winkte ich ab und versuchte die ganze Sache runterzuspielen.
"Ach, dann hätten wir ja eine halbe Stunde gebraucht ehe ich die letzte Stufe hochgekrochen wäre. Und jetzt kann ich zumindest sagen, dass ich schonmal in einem verglasten Fahrstuhl gefahren bin. Also, wo gibts jetzt die Prinzessinenkleider?"
Hermine schien immer noch nicht ganz beruhigt zu sein, ging jedoch nicht weiter auf meine Höhenangst ein, wofür ich ihr sehr dankbar war.
"Da vorne um die Ecke."
"Oh mein Gott, oh mein Gott, ich fass es nicht." Ich freute mich wie ein kleines Kind an Weihnachten als wir das Geschäft betraten. Mein vorhin eher scherzhaft gemeinter Begriff 'Prinzessinenkleider' passte hier einfach perfekt. Von großen, bauschigen Reifröcken über elegante Roben und Hochzeitskleider bis hin zu mit Taft und Spitze verzierten Ballkleidern war hier alles dabei; ich fühlte mich wie im Himmel, sowas wollte ich schon immer mal anprobieren.
"Ich wusste, dass es dir gefällt." grinste Hermine mich an. "Das war die Aufzugsfahrt doch wert."
"Auf jeden Fall." stimmte ich ihr zu und wanderte staunend durch die Reihen. Einer meiner Träume war gerade definitiv Wirklichkeit geworden.
"Was für Kleider brauchen wir überhaupt? Lang oder kurz?" Ja, das war tatsächlich eine meiner wichtigsten Fragen; wäre schließlich ganz schön peinlich, wenn alle Mädchen in einem langen und ich in einem kurzen Kleid kommen würde. Oder andersherum.
"Kurz würde ich sagen, auf dem Frühlingsball kann man eigentlich tragen, was man will, aber die meisten kommen in kurzen Kleidern." Prüfend hielt sie ein hellblaues Exemplar vor sich. "Was hälst du von dem?"
"Beißt sich irgendwie mit deinen Haaren.." befand ich nach einem kritischen Blick. Seufzend legte Hermine es wieder weg.
"Stimmt schon, aber der Stoff ist einfach so schön." Lachend zog ich sie weiter, bei einer so großen Auswahl musste es ja noch mehr passende Kleider geben.
Ich probierte mich im Endeffekt durch ein bonbonrosanes mit glitzerndem Oberteil, ein lilanes Ungetüm aus Stoffschichten und ein fast durchsichtiges hellblaues, doch irgendwie war ich mit keinem zufrieden. Erschöpft von dem ganzen An-und Ausziehen ließ ich mich neben Hermine auf eine gepolsterte Bank fallen. Sie hatte sich inzwischen für ein zartrosanes, trägerloses Kleid mit einem leicht glitzernden Band unter dem Busen entschieden.
"Irgendwie sind die alle nicht die richtigen...." seufzte ich deprimiert; es konnte doch nicht sein, dass ich unter all den Kleidern nichts passendes fand.
Tröstend legte Hermine ihren Arm um mich. "Wir finden schon noch etwas für dich, keine Sorge. Hast du dahinten schon geguckt?" Entschlossen zog sie mich in einen Gang links von uns, den ich bis jetzt noch nicht betreten hatte.
"Stop!", ruckartig hielt ich an, "DAS ist mein Kleid!" Überglücklich tanzte ich um Hermine herum. "Das ist es, endlich, ich habe es gefunden!"
Das Objekt meiner Freude war ein trägerloses, weißes Kleid. Der obere Teil war mit einigen Glitzersteinen besetzt und der Rock bestand aus unzähligen Schichten hauchdünnenen Stoffes. Es war einfach mein Traumkleid, ich hatte mich sofort in es verliebt.
"Na dann, zieh dich endlich um!" Hermine freute sich genauso sehr wie ich und schnell verschwand ich in der nächsten Umkleidekabine.

"Wow, das sieht echt großartig aus." staunte Hermine als ich fertig war.
"Nicht wahr? Jetzt fehlen nurnoch die richtigen Schuhe" glücklich drehte ich mich im Kreis, sodass mein Kleid sich noch mehr bauschte, als es eh schon tat.
"Die können wir hier auch noch kaufen, dann müssen wir uns nicht extra umziehen und können gleich sehen, ob sie auch wirklich passen." Völlig aufgedreht liefen wir barfuß in unseren so gut wie gekauften Ballkleidern zu den großen Schuhregalen.
"Das sind aber ganzschön viele...." ungläubig starrte ich die Regalreihe entlang; damit könnte man ein ganzes Schuhgeschäft füllen.
"Ich schätze mal, dass ich am besten weiße Schuhe nehmen sollte, oder?" fragend sah ich meine beste Freundin an, ich hatte von sowas keine Ahnung.
"Ja, ich denke schon.....Am besten wären aber ein mattes weiß und nicht sowas glänzendes." nach ein paar Augenblicken des Suchens zog sie einen bildschönen Schuh mit etwa 10cm Absatz hervor. "Wie wäre es mit dem?"
"Perfekt, als wäre er für mein Kleid gemacht", freute ich mich, "wehe, die haben keine 39 mehr." Zu meinem Glück erwischte ich noch das letzte Paar in meiner Größe.
Hermine entschied sich nach langem Überlegen für ein blassrosanes Modell und zur Feier des Tages (und weil gerade Winterschlussverkauf war) gönnten wir uns noch jeweils eine kleine passende Handtasche und schleppten unsere Errungenschaften schließlich zur Kasse.
"Puh, das war ganzschön anstrengend, mir tun total die Füße weh, obwohl wir garnicht soviel gelaufen sind..."klagte ich; immerhin mussten wir nicht gigantische Einkaufstüten mit uns rumtragen, da wir diese dank einem schon früher ausgeführten Ausdehnungszaubers problemlos in unsere Taschen stopfen konnten.
"Bist du sicher, dass wir jetzt die Treppen nehmen wollen?" mitleidig sah Hermine mich an; ich wusste, dass ihre Füße genauso weh taten und trotzdem würde sie notfalls mit mir die endlosen Stufen hinunterlaufen.
"Nein..... Ich glaube, ich werde einfach die Augen zumachen, während wir mit dem Fahrstuhl fahren, so schlimm wirds schon nicht werden." antwortete ich mit einem gequälten Lächeln.
"Wirklich? Wir können auch laufen, das ist kein Problem."
"Nein Hermine, wir fahren jetzt mit diesem blöden Aufzug ehe uns noch die Füße abfallen." entschlossen drückte ich auf den Knopf und betrat das gläserne Teil. Während der gesamten Fahrt ließ ich die Augen zu, weswegen es zum Glück nicht ganz so schlimm war. Trotzdem war ich erleichtert wieder festen Boden betreten zu können.
"Wie wärs, hättest du noch Lust auf einen Eisbecher? Gleich um die Ecke ist ein grandioses Eiscafé."
Lachend umarmte ich die überraschte Hermine. "Weist du eigentlich, dass du die beste Freundin bist, die ich je hatte?"

So, das wars auch schon wieder :). Ich hoffe euch hats gefallen, wer meine Geschichte "Caeth-Die Rebellen" mitverfolgt, hat möglicherweise einige Parallelen entdeckt :D. Ich muss mich schonmal für mögliche Fehler bezüglich der U-Bahn Linie und der Schuhgröße von Alice entschuldigen, die Haltestellen an denen sie ein-und aussteigt gibt es zwar, aber ich habe nirgends Informationen über die Linie gefunden also habe ich mir die ausgedacht. Die Schuhgröße habe ich so wie in Deutschland gelassen, weil ichs einfach angenehmer finde und bevor jetzt jemand auf die Idee kommt in London nach dem Hochhaus und dem Laden zu suchen, die habe ich mir auch ausgedacht :D.Schöne Ferien noch.

Ps: Hat nochjemand außer mir so ein Problem mit Zügen und Ticketautomaten jeglicher Art wie Alice? ;)

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