~ 40. Kapitel ~

»Look what you made me do (Taylor Swift)«

Ich sitze auf einer ziemlich bequemen Zweisitzer- Couch bei Serafina zu Hause und verschränke meine Arme. Neben mir sitzt Joshua und hat einen Fuß unter sein anderes Bein geschoben. Schräg versetzt vor mir steht noch einmal die gleiche Couch. Auf ihr hocken Serafina und, leider, Anton. Beide schlürfen an einem großen Glas Wasser. Sport macht eben durstig.

Es herrscht betretenes schweigen, kein Wunder nach dem Vorfall von vorhin. Hätte ich Serafina vor dem Klettern nicht versprochen, dass ich zum Abendessen wieder zu ihr komme, würde ich hier auch ganz sicher nicht so sitzen, sondern schön alleine zu Hause.

Wenigstens konnte ich noch zu Hause duschen und mir frische Klamotten anziehen. Auch die Jungs und Serafina sind frisch geduscht und wieder ganz die alten.

Ich hatte also ein wenig Zeit, um mich zu Hause wieder abzureagieren, sonst hätte es sicherlich ein erneutes Donnerwetter gegeben.

Und vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn ich da bin, denn anscheinend ärgert meine Anwesenheit Anton extrem. Ist also ein super Grund, um mich nicht zu Hause zu verschanzen.

"Was wollen wir essen? Soll ich einen Salat machen?", fragt Serafina und unterbricht damit die Stille.

Anscheinend isst sie gerne Salat.

Joshua wirft seiner Schwester einen ziemlich vernichtenden Blick zu. "Ich hatte letzte Woche schon Salat.", erklärt er und grinst dann: "Mit Brot und Fleisch."

Serafina schaut ihn eine Sekunde nichtverstehend an, bevor der Groschen bei ihr fällt. Dann wirft sie ihm einen Blick zu, der dem Blick von Joshua vorhin ganz schön nahe kommt. "Döner ist doch kein Salat.", stellt sie fest und jetzt verstehe auch ich Joshuas kleinen Witz, der im Grunde nicht so witzig war.

Anton lächelt Joshua nur kurz zu, sagt aber nichts zum Thema. Auch ich halte einfach meine Klappe und beobachte Serafina die sich in der Couch zurücklehnt und anscheinend ein wenig beleidigt ist.

Schon wieder tritt diese drückende Stille ein und ich frage mich wirklich, ob ich nicht einfach verschwinden kann.

"Wollen wir etwas kochen?", fragt Anton nach ein paar Minuten, nachdem er noch einmal an seinem Wasser genippt hat und unterbricht damit erneut die Stille.

"Garantiert nicht. Du vergiftest uns noch alle.", fauche ich bissig und Serafina wirft mir einen warnenden Blick zu. "Ich bestelle einfach Pizza.", legt sie beschwichtigend fest und unterbricht Anton, der schon zu einer Erwiderung ansetzen wollte.

Zwar hatte ich ja gestern erst Pizza mit Joshua, aber ich akzeptiere ihr Friedensangebot mit einem Nicken. Ich kann Pizza einfach nicht widerstehen.

Serafina stellt ihr Wasserglas ab, steht auf und läuft durch das kleine Wohnzimmer, um an ihr Handy zu gelangen, welches sie wohl im Flur vergessen hat. Weil ich keine Lust auf Anton habe, folge ich ihr nach draußen und höre ihr dabei zu, wie sie für uns vier Pizzen zu sich nach Hause bestellt.

Danach folge ich ihr wie ein Dackel zurück ins Wohnzimmer. Die Aktion hat sich ja gelohnt.

Als ich an Anton vorbeigehen will, streckt er jedoch seine Beine genau in diesem Moment aus. Ich kann nicht mehr ausweichen, stolpere über seine Füße und fliege fast auf ihn drauf. In der nächsten Sekunde finde ich zum Glück mein Gleichgewicht wieder, spüre aber, wie mein komplettes Shirt durchnässt wird, da mir Anton den gesamten Inhalt, aus seinem Glas auf mein Shirt gekippt hat.

Zufall? Ich glaube nicht.

Schon wieder auf hundertachtzig sortiere ich schwankend meine Füße und drehe mich zurück zu ihm. Es mag zwar nur Wasser sein, trotzdem weiß ich, dass er diese Aktion mit voller Absicht gemacht hat und genau das macht sie so fies. Wasser hin oder her.

"Sag mal geht's noch?", rufe ich und bin schon wieder kurz davor, ihm eine reinzuzimmern. Jemand, der mich nicht kennt und mich jetzt sehen würde, hätte sicherlich einen komplett falschen Eindruck von mir. Als würde ich ständig Leute verhauen wollen.

Keine 'Leute'. Eigentlich nur Anton.

"Was ist dein Problem?", stelle ich mehr fest, als dass ich es frage.

Er schaut mich belustig an, bevor sein Blick über sein Werk fliegt. Auch ich schaue an mir herunter und stelle erschrocken fest, dass mein dünnes Shirt an den Stellen mit Wasser durchsichtig geworden ist. Also im Grunde komplett, da sich das Wasser schön ausgebreitet hat und durch die große Menge sogar etwas auf meine, zum Glück, schwarze Hose gelaufen ist. Super gemacht.

Joshua springt auf und läuft zu mir. "Das solltest du besser ausziehen.", rät er mir und deutet auf mein klitschnasses Shirt, unter dem sich sogar schon mein BH abzeichnet.

Ich werfe ihm meinen besten 'dein Ernst?'- Blick zu. "Ich zieh' mich doch jetzt hier nicht aus!"

"Nichts, was wir nicht schon gesehen hätten.", meint Anton dazu nur trocken und schaut gelangweilt zu mir hoch. Ich schnaufe genervt. Hätte ich doch nur selber ein Glas, dann hätte ich mich rächen können.

Aber man kann ja nicht alles haben.

Serafina, die die ganze Situation beobachtet hat, schaut nun überlegend zu mir. "Joshua, warum gibst du Rosa nicht ein paar neue Klamotten?", wendet sie sich langsam redend an ihren Bruder.

Ich kneife die Augen zusammen. Was soll das denn schon wieder? Warum gibt sie mir nicht einfach etwas aus ihrem, eh total überfüllten, Kleiderschrank?

Auch Joshua schaut sie verwirrt an, aber ihm scheint darauf genau so wenig etwas einzufallen, wie mir.

Doch als ich Serafinas Blick folge, meine ich zu wissen, warum. Sie will mit Anton hier unten alleine bleiben. Ich seufze auf. Verstehe mal einer ihre Logik. Sie lädt mich hier her ein, damit das nicht passiert, tut dann aber trotzdem alles dafür, mich loszuwerden.

Jetzt weiß ich auch warum Männer uns so kompliziert finden.

Joshua wirft ihr einen letzten nachdenklichen Blick zu und zuckt dann ergeben mit den Schultern. Geschwind greift er nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her. "Dann komm mal mit."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top