IV
Die Motivation bei Blondies Kollege ist überschaubar, als er den Weg zur Burg hinauf geschlendert kommt. Es ist kurz vor elf - Zeit zu arbeiten. Unteranderem auch für meine Schwester, die außerhalb der Burg, im Falkenhaus wohnt. Dort ist sie Nachbarin von Artgenossen, Falken und Bussarden.
Von meiner Stange aus sehe ich den Kollegen nur, bis er hinter einer roten Wand verschwindet, die ein gutes Stück hinter dem zweiten Burgtor auf der linken Seite einen kleinen Bereich absperrt. Dazu zählt auch die Startbahn der Gänsegeier und drei Sprenkel. Für die Greifvögel, die von der Burg aus starten: einer für der Weißkopfseeadler, einer für den Aguja und einer für den Wüstenbussard.
Einige Lautsprecher sind auch hier oben in der Burg angebracht, andernfalls würde das die Arbeit der Falkner erschweren. Jeder Vogel hat nämlich sein eigenes Stichwort. Um es leicht zu halten ist das meist der Name des Vogels, der als nächstes fliegen soll. Man darf aber nicht vergessen, dass manches seine Vorbereitungszeit braucht, vor allem in der Burg ist man überwiegend am hin und her rennen. So hilft es einem zum Beispiel bei der Zeiteinschätzung, wenn man den Text kennt.
Der erste Vogel, mit dem die Show eröffnet wird, ist der Wüstenbussard aus der Burg. Eine alte Dame, die früher tatsächlich gejagt hat. In der Show ist es ihre Aufgab einen Jagdanflug zu demonstrieren. Natürlich darf man jetzt kein lebendes Kaninchen über die Wiese laufen lassen. Abgesehen davon, dass die Tierpfleger das nicht tun würden, ist lebendfüttern in Deutschland verboten. Deshalb hat Blondie in ihrer Tasche schon ein Balg bereit. Ein ausgestopftes Kaninchenfell, auf dem eine kleine Futterbelohnung festgeknotet ist, welche die Jägerin anschließend natürlich fressen darf.
Steht der Kollege dann mit ihr auf der Faust bereit, läuft Blondie mit dem Balg los und schaut dabei, ob sie an der Beuteattrappe interessiert ist. Je nach Wind und Wetter muss die alte Dame erst noch einmal abdrehen und sich in einen der Bäume stellen. Im Idealfall zeigt die alte Dame wie es aussehen kann und hockt am Ende auf ihrer Beute. Von dort sollte man sie nicht einfach runter ziehen, denn das wäre ein enormer Vertrauensbruch. Und das ist nicht erstrebenswert, wenn man noch weiterhin zusammen arbeiten möchte. Wie die meisten basiert nämlich auch die Vogel-Mensch-Beziehung auf Vertrauen.
Um einen solchen Vertrauensbruch zu verhindern bietet man dem Vogel einen Gegentausch an: Für seine Beute erhält er auf der Faust eine weitere Futterbelohnung. Bei der richtigen Jagd könnte man nach einer kleinen Futterbelohnung auf der Faust, mit dem Vogel noch weiter jagen. Doch in unserm Fall ist ihr Job damit gemacht und sie wird im Falkenhaus zwischengeparkt. Denn mit vollem Kropf nochmal den Vogel zu starten und dann auch noch bergauf, würden sie keinem zumuten.
Danach darf der Aguja, ebenfalls aus der Burg heraus, seine Runden drehen und bekommt dabei immer mal wieder eine kleine Belohnung vom Kollegen auf der Burgmauer oder von Blondie unten auf der Flugwiese. Dabei erzählt sie immer einen Teil zu der Art, zum Beispiel erklärt sie das jeweilige Flugbild der Tiere und wie das im Zusammenhang mit ihrem Lebensraum steht. Am Ende gibt es auch für ihn eine große Abschlussbelohnung auf der Faust, wenn er am ersten Burgtor beim Kollegen auf dem Handschuh landet. Und ab hier beginnt nun das Rennen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top