III
Ein paar Male sehe ich die Blondine noch über den Burghof laufen. Weiter hinten in der Burg haben noch zwei Eulen ihr Zuhause. Um die muss sie sich natürlich auch kümmern, bevor sie mit der Vorbereitung für die Flugshow im Falkenhaus anfangen kann.
Blondie ist noch nicht lange weg, da kommen schon die ersten Besucher hinauf geschlendert. Ein älteres Pärchen, die sich langsam den steilen Weg hinauf erkämpfen. Vor den Gänsegeiern, kurz hinter dem zweiten Burgtor, legen sie eine wohlverdiente Pause ein und lassen sich dabei von zwei jüngeren Menschen überholen. Es sind ebenfalls ein Mann und eine Frau, doch das Verhältnis in dem sie zueinander stehen, ist für mich ein Rätsel, dafür sind ihre Gefühle zu unstimmig.
Die zwei steuern geradewegs auf das Adlerhaus zu, wo meine Voliere die erste in der Reihe ist. Bereit mit der Arbeit zu beginnen, richte ich mich auf und zeige mich von meiner besten Seite. Trotzdem merke ich schnell, wie das Mitleid kurz über das Gesicht der Frau huscht und eine kaum merkliche Wut nach sich zieht, während es den Mann von negativen Gefühlen unberührt lässt.
„Wegen meines Zuhauses brauchst du mich nicht bemitleiden.", versuche ich ihr zu vermitteln.
Doch meine Worte erreichen ihr Bewusstsein nicht einmal im Ansatz. Sie verschließt sich, wenn auch nicht gewollt, vor meiner Wahrheit. Entschieden für die Wut, hat sie ihre Ansicht zur Wahrheit gemacht und stellt sich gegen die meine, welche ich jeden Tag versuche zu lehren. Was eine schwierige Aufgabe ist, wenn nur wenige Menschen offen für die Worte der Tiere sind. Gerade bei Menschen wie ihr, quält es mich, wie sie denken, sie seien im Recht.
Wenn ich jedoch ehrlich bin, machen Leute wie sie, meine Arbeit erst wichtig. Denn denen, die sich bewusst darüber sind, was hier wirklich hinter den Kulissen abgeht, brauche ich wohl kaum erklären, wie gut es mir hier geht.
Inzwischen waren sie weitergegangen und sahen sich meine Nachbarn an. Aber ich gebe nicht auf, meine Botschaft zu überbringen. Diesmal wähle ich einen einfacheren Satz: „Es geht mir hier gut." Doch auch das zweite Mal prallen meine Wörter an ihrer Mauer aus Wut und Eigensinn ab. Sie will überhaupt nicht die Wahrheit hören, begreife ich. Jemand hat sie sehr verletzt, deshalb will sie wütend sein, auf die Menschen, die unseren Planeten vernichten, die Natur nicht wertschätzen und Geschöpfe nicht respektieren. „Wer hat dir so weh getan?", brach die Frage, vom Schmerz angesteckt, ungeplant aus mir heraus.
Es ist nicht meine Aufgabe, diese Wunde mit ihr zu heilen. Ich bringe Bewusstsein in die Menschen, Einsicht und Verständnis. Ihre Probleme lösen, müssen sie jedoch selber. Trotzdem würde ich sie nicht so leicht aufgeben. Etwas, dass ich nicht vorhabe jemals zu tun: Die Hoffnung auf Veränderung aufgeben. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtiger den je, etwas für Veränderung zu tun. Und die Hoffnung nicht aufgeben, ist schonmal der erste Schritt.
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