7. Interessante Jagd (extra lang!)

Toby

Murrend wachte ich langsam auf. Irgendetwas wollte mich ernsthaft wecken! Ich knurrte nur vor mich hin und zog die Decke über meinen Kopf. Das ist die erste Nacht gewesen, in der ich mal normal geschlafen habe. Und dann wollte jemand von mir, dass ich aufstehe.
Ich hörte von irgendwoher ein kehliges Lachen, daraufhin wurde mir auch schon meine geliebte Decke weggezogen. Na toll!

Langsam machte ich ein Auge auf und sah Weyl neben meinem Bett stehen, mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Idiot, auf meine Kosten macht er sich lustig.
>Komm, du solltest langsam aufstehen! Es ist schon 11 Uhr< sagte er zu mir und ging dann aus dem Zimmer raus.
Dafür war ich ihm sehr dankbar, wobei es auch nicht selbstverständlich ist.

Das alles kam mir nicht richtig vor, bis gestern wusste ich nicht mal was normaler Schlaf war, warum sollte es jetzt anders sein?
Keine Zeit, um nachzudenken. Ich genieße einfach die Zeit, in der ich frei von all dem Leid bin.
Schmerzvoll hievte ich mich auf, meine Glieder taten so weh. Zum Glück nicht mehr wie früher, ich spürte eine deutliche Besserung. Leicht fasste ich an meinen Bauch-Hüftbereich, ein langer Verband umfasste meinen Unterkörper. Innerlich dankte ich Weyl dafür.

Ich begab mich ins Bad, mir fiel leider sofort mein Spiegelbild auf. Noch nie hab ich mich richtig betrachtet aber, ich muss zugeben, so schlecht sah ich gerade gar nicht aus. Mit kaltem Wasser wusch ich mir noch mein Gesicht, um mir meine Müdigkeit nicht mehr ansehen zu lassen. Gerade als ich Klamotten raussuchen wollte, merkte ich, dass ich doch nicht weiß, wo Kleidung ist. Aber dieser Typ ist echt toll! Er hat mir schon irgendwelche Sachen auf dem Bett bereitgelegt.

Schnell schlüpfte ich in die Kleidung hinein und ging zu der Tür. Knarzend öffnete sie sich und ich sah zaghaft hinaus. Nichts war zu sehen.
Ich irrte ein bisschen in den Fluren herum, bis ich auf einen Raum traf, der wie ein Wohnzimmer aussah. Es standen zwei Männer dort, beide drehten sich zu mir um, als sie mich sahen. Einen von ihnen erkannte ich, als Weyl, der mich behandelt hat. Naja, der andere.. War der Psycho.

Man könnte denken, ich hätte einen Geist gesehen aber das war nicht so. Vorsichtig ging ich ein paar Schritte rückwärts und mein Puls stieg stetig an. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Diese Bilder vor mir. Das Blut, sein Grinsen, seine Hände, das Messer.
Doch dann, lächelten mich beide an.
Ehm, falsche Szene, falscher Ort!?

>Schön, dass du meine Sachen gefunden hast. Gut siehst du aus! Dann komm mal lieber mit, bevor du mir noch umkippst, Kleiner< sagte Weyl ganz nett zu mir und schob mich leicht durch eine andere Tür, die nach draußen führte! Was will er denn draußen mit mir? Nicht, dass ich was dagegen habe, ich war doch noch nie draußen gewesen!

>Was ist denn los? Lass uns gehen< sagte er neben mir und schaute mich ganz komisch an.
>I-Ich war doch noch n-nie draußen gewesen..< meinte ich, als wäre das eine Begründung.
Nun schaute er mich doch verständnisvoll an und legte eine Hand auf meine Schulter, die eine wohlige Wärme in mir auslöste aber gleichzeitig auch Angst.
>Tut mir echt leid! Ich zwing dich zu nichts, mach einfach den ersten Schritt<

Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Zuerst zog ich mir die Schuhe aus, um das Gras zu spüren, die Natur. Ich grub meine Zehen in das feuchte Gras und atmete tief ein. Hier fühlte ich mich frei! Ich lief los, frei von allem, einfach irgendwo hin. Weyl folgte mir auf Schritt und Tritt und beschützte mich, zumindest dachte ich das.
Ich hörte das Wasser rauschen, die Vögel zwitschern. Alles war so völlig neu aber wunderschön.

Wir blieben stehen, als wir an einem Fluss angekommen waren, da fing mein Begleiter gleich an zu reden.
>Weiter sollten wir nicht gehen, über dem Fluss und noch etwas weiter, ist schon die Grenze zu einem anderen Revier<
>Dann gehen wir nicht weiter< antwortete ich nur darauf und drehte mich zu ihm um. Es muss doch einen Hacken geben, warum er mich mit nach draußen genommen hat.
>Was willst du von mir, warum hast du mich mitgenommen?< fragte ich ihn unvermittelt. Überhaupt, warum ich grad so eine große Klappe hatte, wusste ich selbst nicht! Aber bei ihm fühlt es sich okay an.

>Naja, ich dachte du solltest mal das Jagen lernen. Normalerweise ist es unser natürlicher Trieb aber du hast es nie gelernt. Deswegen gehen wir jetzt jagen! Aber mur was kleines.. Wie einen Hasen< erklärte er mir etwas aufgeregt und guckte mich dann fragend an.
Jagen? Klingt gut. Aber was ist jagen?

Idiot! Jagen heißt deinen Arsch zu bewegen und dir dein Essen selbst zu besorgen.

Celencia!? Auch mal wieder da?

Pff. Das ist jetzt aber echt gemein von dir. Ich bin immer da! Also mach dich auf die Pfoten, ich helfe dir beim jagen.

Danke! Dann verlass ich mich mal auf dich.

Und ich hoffe, dass ich mich wirklich auf sie verlassen kann. Bei ihr weiß man ja nie.
Ich sah rüber zu Weyl und sein Gesichtsausdruck war nicht erfreulich, erst da merkte ich, dass ich ihm keine Antwort gegeben habe!
>Ja, klar! Jagen wär eine tolle Idee< antwortete ich zu spät, als kleine Entschuldigung lächelte ich ihm zu. Seine Miene hellte sich sofort wieder auf und es ging weiter, als wäre nie was gewesen.

Er ging voraus, am Fluss vorbei und ich stapste ihm hinterher.
Eine ganze Weile passierte garnichts aber dann drehte er sich zu mir und zeigte, dass ich leise sein sollte, indem er einen Finger auf seinen Mund legte. Er schob mich vorsichtig neben sich, sodass ich an ihm vorbei sehen konnte und tatsächlich! Dort saß ein kleiner Hase, der an dem Gras rumnagte.

Jetzt gab mir Weyl zu verstehen, ruhig hier stehenzubleiben. Langsam ging er um die Bäume herum und legte seine Sachen ab.
Ich musste ihn einfach beobachten, so wie er dort schleicht. So vorsichtig, wie ein Raubtier. Er verwandelte sich nun zu einem wundervollen Wolf, er hatte zwar normales graues Fell. Doch seine Augen, sie sind stechend bernsteinfarbig, beinah Gelb!
Trotzdem sah er gefährlich aus und konzentrierte sich nur auf den Hasen.

Kein einziges Geräusch war zu hören. Aufeinmal sprang Weyl so schnell nach vorn auf den Hasen, dass ich es nicht mal mit den Augen verfolgen konnte. Er sah zu mir rüber und anscheinend konnte ich nun zu ihm. Eine seiner Pfoten hatte er auf dem Hasen drauf, während der Hase sich darunter wandt.
Ich hockte mich neben den Wolf und sah hinunter auf den Hasen, gleichtzeitig hörte ich Weyls Stimme in meinem Kopf.

>Probier du es. Ich habe es dir vorgemacht, jetzt versuch du es auch. Verwandel dich und ich lasse dann den Hasen los< erklärte er es mir über unsere Gedanken. Der Mindlink war immernoch eine interessante Sache, doch darauf komme ich später zurück.
Ich zog mich auch aus, so wie er zuvor schon. Dann verwandelte ich mich.

Ich war nicht mal halb so leise wie Weyl dabei. Es tat weh, wegen den ganzen Verletzungen aber als es dann  vorbei war, fühlte ich mich stärker. Beinahe hätte ich vergessen, wie schön es ist, als ein Wolf dazustehen.

Wurde auch mal Zeit, Kleiner!

Innerlich lachte ich kurz auf, doch meine Aufmerksamkeit galt wieder Weyl.
>Fertig, Wölfchen?< fragte er mich und ich sah sein Grinsen vor mir, automatisch musste ich auch Grinsen.
>Ja!< rief ich und da ließ er den Hasen los.
Der Hase flitzte los, ich sofort hinterher. Ich hatte ihn schon beinah, machte mich zum Sprung bereit und sprang! Leider, verlief das anders als erwartet. Genau auf meiner kleinen Schnauze fiel ich hin. Vor meinen Augen sah ich diesen doofen Hasen und ich wurde wütend. Kann doch nicht wahr sein!

Ich knurrte laut auf und rannte ihm wieder hinterher. Oh, man. Das ging sehr, sehr lange so. Doch auch ich Tollpatsch musste irgendwann Erfolg haben. Nach ungefähr 10 Minuten Verfolgunsjagd, hatte ich dieses Vieh endlich!
Glücklich quickte ich auf und sah zu Weyl. Er lachte die ganze Zeit nur rum und ich sah ihn verständnislos an. Ich ließ den Hasen wieder laufen, der auch sofort im Dickicht verschwand.

Weyl kam zu mir und legte eine Hand auf meinen Kopf, um mich zu kraulen. Ich gab einen Ton von mir, der einem Seufzen nahe kommen sollte. Nach einer ganzen Weile von Streicheleinheiten verwandelte ich mich zurück. Das hatte er anscheinend gemacht während ich so konzentriert auf den doofen Hasen war.
Er legte einen Arm um meine Schulter und führte mich zurück zu der Stelle, wo wir uns verwandelt hatten.

Fix zogen wir uns wieder an und gingen langsam zurück in die Höhle der Löwen. Doch jetzt war es gar nicht mehr so schlimm für mich. Ich würde alles nochmal durchmachen, weil ich nun weiß wie toll das Leben sein kann. Weyl lenkte mich weiterhin ab, wir lachten, redeten bis wir ankamen.

Und was war mit Celencia? Tja, die hat garnichts mehr gesagt. Von wegen, sie hilft mir beim jagen!
Trotzdem entging mir ein merkwürdiges Gefühl nicht.

So, als hätte ich etwas verloren.

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Tadaaaaa~! Hier ist ein extra langes Kapitel als Entschuldigung. Wie gefällt euch das, was hier alles passiert ist?

Fun Fact: ich hab seit kurzem eine Tastatur mit einem Neon blauen Wolf darauf. xD Finde ich mega passend. :3

Die Idee für dieses Kapotel kam von einen guten Freund. Er sagte nur "Jagd" und ich hatte sofort eine Idee! Danke❤

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