3. Gefangen in der Dunkelheit

Toby

Ich hatte schon längst das Zeitgefühl dafür verloren, wie lange ich nun schon dort unten war. Die ganze Zeit über war es eiskalt. Überraschend, dass ich nicht längst erfroren war. Um die Kälte wenigstens umgehen zu können, hatte ich mich in meiner Wolfsform zusammengerollt. Mein Fell konnte mich schützen, denn als Mensch hatte ich keine Kleidung und wäre damit noch schneller erfroren.

Ich dachte oft an den Kampf von vor zwei Tagen zurück. Es sah wahrscheinlich so aus, als wäre ich bewusstlos, doch ich habe alles um mich herum gespürt. Die Verletzungen, die ich mir von den Wölfen zugezogen hatte, waren zu viel für meinen Körper und so konnte ich mich keinen Millimeter bewegen. Da war dieser eine Wolf, dessen Blick ich auf mir gespürt hatte. Zu gern hätte ich in dem Moment gesehen, wer es war. Ich konnte seine Gefühle schwach spüren. Sie waren sehr verwirrend, sodass ich nichts mit ihnen anfangen konnte.

Ich spürte nur, dass eine gewisse Verbindung zu ihm vorhanden war. Warum er mich wohl nicht mitgenommen hat? Oder mir wenigstens näher kam? Einerseits, war ich aber auch froh gewesen, denn wenn er mich mitgenommen hätte, hätte ich das bestimmt nicht überlebt. Er würde mich immer verfolgen, egal, wo ich wäre.

Langsam kam ich aus meinen tiefen Gedanken wieder zurück in die Wirklichkeit. Das Zittern meiner Glieder wurde unerträglich. Ich spürte das getrocknete Blut auf dem Boden, der Gestank des Urins, der mir in die Nase stieg. Beinahe kam mir mein Mageninhalt hoch, obwohl ich diese Umgebung längst gewöhnt sein müsste.

Tränen fingen an aus meinen Augen zu treten und liefen an meiner Schnauze entlang. Die Erinnerungen an diese schrecklichen Wölfe kamen wieder zurück. Wieder und wieder holten sie mich zu sich, um mich zu quälen und zu foltern. Seelische Wunden schließen sich nie. Seit ich denken konnte, war ich hier bei ihnen. Nicht von Anfang an aber an alles, was davor geschah, konnte ich mich nicht erinnern. Nur ein paar einzelne Erinnerungen, die sich in mein Innerstes brannten. Ich träume oft, dass es so wird, wie am Anfang meines Lebens. Mit einer Familie. Doch man bekommt nicht alles, was man sich wünscht.

Plötzlich ging im Flur ein Licht an. Das helle Licht strahlte durch den Spalt unter der Tür hindurch. Für einen kurzen Moment hielt ich die Luft an. Mein Herz hämmerte kraftvoll gegen meinen Brustkorb.

Nicht schon wieder! Wann nimmt es ein Ende?

Die Tür ging auf und dieser Bedienstete kam auf mich zu. Man konnte ihn mit einem Schrank vergleichen, wenn man genauer hinsah. Seine Augen strahlten einen neutralen aber kalten Ausdruck aus.

"Steh auf Wolf."
Ich versuchte mich aufzuraffen, doch meine Beine gaben zitternd nach. Sie sind wund und ich spürte ein Brennen in ihnen, die verbliebenen Spuren dieser unerträglichen Folter.

"Ich habe dir gerade etwas gesagt!" Seine Stimme klang nun schon um einiges bedrohlicher. Ich jaulte auf, um ihm zu signalisieren, wie schmerzhaft es für mich ist. Er kratzte sich nachdenklich am Kinn aber kam dann auf mich zu. Seine starken Arme hoben meinen Wolfskörper hoch, was mir einen überraschten Laut entlockt.

Er trug mich bis in einen hellen, weißen Raum und ließ mich unsanft auf einen kalten Metalltisch fallen. Die Kälte betäubte meinen Körper, weswegen ich die Schmerzen nicht spürte. Vielleicht auch besser so. Plötzlich vernahm ich eine mir alzu bekannte Stimme. Ich würde sie überall wiedererkennen. Derjenige, der uns das allen antut. Ihm wünsche ich nur das Schlechteste.

"Na, mein Schoßhündchen?" Während ich ihn mit dunklem Blick anstarrte, strich er behutsam über meine Schnauze und meinen Rücken, die zur Zeit noch verschont waren.

"Verwandle dich, ich möchte doch meinen Kleinen sehen."
Widerwillig verwandelte ich mich, da ich wusste, dass Widerstand zwecklos ist. Das war mir schon längst schmerzhaft bewusst geworden.
Nun lag ich dort, vollkommen nackt und ihm ausgeliefert. Unser Alpha, der diesen Titel überhaupt nicht verdient hat, stand direkt vor mir. Mit seinen dreckigen Händen fuhr er meinen Hals nach, bis zu meiner Taille und machte über meinem Schritt halt. Ich versuchte mich gegen den aufkommenden Schmerz zu wappnen, doch als er mich mit voller Wucht traf, konnte ich dem nichts mehr entgegensetzen.

Seine Hand hatte er in eine Klaue verwandelt und drückte sie in mein warmes, weiches Fleisch hinein, genau in eines meiner Organe. Mir blieb augenblicklich die Luft weg, doch ich hörte seine Stimme an meinem Ohr flüstern:

"Mal sehen, ob dich jemals wieder jemand bewundern wird, nachdem ich mit dir fertig bin." Im selben Moment spürte ich, wie er seine Klaue in meinem Inneren drehte und ich Blut spucken musste.

Ich wollte schreien aber mir kam es so vor, als wäre keine Luft in meiner Lunge vorhanden. Für einen kurzen Moment öffnete ich die Augen, doch bereute es sofort wieder. In seiner Hand lag etwas widerwärtiges, genauso wie sehr viel Blut. Der Anblick verursachte Schwindel und meine Sicht drohte zu verschwimmen, doch da hörte ich ihn wieder reden.

"Hahaha, du bist so ein Schwächling. Schwächer, als all die anderen Wölfe! Trotzdessen bevorzuge ich dich. Die nächsten Tage wirst du meine persönliche Puppe sein, Schnuckel."

Innerlich bekam ich einen Brechreiz. Ich wusste genau was er damit sagen wollte und das gefiel mir ganz und garnicht. Noch einmal spuckte ich ziemlich viel Blut. Der metallische Geschmack scheint meine Sinne benebelt zu haben.

"Bring ihn hier raus, Weyl."

Dieser Typ, der mich vorhin getragen hat, nahm mich wieder, nur diesmal vorsichtig, auf seinen Arm. Jede kleine Bewegung löste unglaubliche Schmerzen aus aber ich biss die Zähne zusammen. Er trug mich irgendwo hin. Leider bemerkte ich nicht wohin, denn ich drohte wegzutreten. Ein leichtes Gefühl umhüllte mich, etwas weiches unter mir. Sowas wie ein Handtuch oder ein Bett. Wie lange hatte ich kein Bett mehr gespürt. Es erlaubte mir einen Moment lang meine verkrampften Glieder zu entspannen.

Weyl kam zu mir und fing an auf mich einzureden, während meine Augen geschlossen waren.

"Tut mir leid, Kleiner, für das, was er dir antut. Leider kann ich nichts tun, außer dich in mein Zimmer zu bringen und dich zu versorgen. Weißt du, nimm es ihm nicht übel. Okay, das klingt verdammt verrückt aber er war nicht immer so. Vor längerer Zeit war er relativ normal gewesen."

Nicht übel nehmen? Hat er überhaupt mal einen Blick auf mich geworfen? Ich habe wahrscheinlich irgendeine grässliche Wunde in meinem Bauch und er behauptet, dass der Alpha nicht immer so war. Ist schwer für mich zu glauben.

Gerade wollte und konnte ich dazu nichts sagen, sondern das Gefühl des Bettes genießen. Endlich werde ich einmal normal schlafen können.
Ich wollte ihm wenigstens noch ein Zeichen geben, damit er weiß, dass ich ihn gehört hatte. Also murmelte ich in seinen Gedanken nur ein schwaches "Danke".

"Kein Problem, schlaf jetzt aber lieber", flüsterte er und strich durch meine blonden, fast weißen Haare.

Kaum hatte er es gesagt, fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

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Es tat mir innerlich so weh, das zu schreiben :( Meinen Kleinen so leiden zu sehen😭
Aber egal, hab es probiert sowas mal zu schreiben ;)

Bis daaaann~❤

》Überarbeitet 25.02.19《

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