21. Hartnäckig

"[...] krallte ich mich regelrecht an seinen Bauch."

(Tobys Sicht)

Wir sind gerade mal ein paar Meter gefahren aber ich bin so verdammt nervös. Er fuhr recht langsam, also ließ ich meine Arme erstmal locker an seinem Bauch liegen. Als wir dann aber von der Straße auf einen Landweg fuhren, gab er mehr Gas. Noch war es ganz okay, doch trotzdem presste ich mich etwas mehr an Jason.

>Alles gut?<, schrie er über den Lärm des Motors hinweg.

>Ja<, schrie ich nur als Antwort.

Plötzlich hatte ich einen verdammt hohen Adrenanalinpegel, weil er so hart beschleunigte! Ich hielt mich krampfhaft an ihm fest und presste meinen Kopf an seinen Rücken. Die Angst runter zu fallen war definitiv hoch aber nach einiger Zeit ging es sogar. Es wurde angenehmer und wenn er mit Absicht beschleunigte, schrie ich, weil es Spaß machte. Wir fuhren über Hügel, auf schmalen Wegen, auf Straßen und es war wirklich unglaublich. Niemals hätte ich gedacht, dass so etwas gefährliches tatsächlich so viel Spaß machen würde.

Nach einiger Zeit fuhr er ruhiger und langsamer. Ich hatte meine Augen geschlossen. Aufeinmal war ich vollkommen entspannt, so entspannt, wie schon lange nicht mehr. Beinahe war ich am einschlafen aber er beschleunigte etwas, nun machte es mir jedoch nichts mehr aus. Es entspannte mich sehr. Leider hatte ich nicht gerade viel Zeit mich zu entspannen, weil er auch schon den Motor ausschaltete. Zu schnell hatte es geendet. In Wirklichkeit war es bestimmt eine halbe Stunde gewesen aber es kamen mir vor, wie zehn Minuten.

Vorsichtig stieg ich runter und musste mich kurz sammeln. Ich war ein bisschen wackelig auf den Beinen, doch es war alles gut. Eine leichte Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut, als ich starke Arme hinter mir spürte.

>Hat es dir gefallen?<, flüsterte er sanft.
Ohne zu antworten drehte ich mich zu ihm um und strich mit meiner Hand über sein Schlüsselbein. Ich für weiter über seine Schulter, bis zu seiner Wange. Ich spürte ein Zucken seinerseits aber in dem Moment gefiel mir meine Wirkung, die ich auf ihn hatte. Provokant hauchte ich ihm mit einem Grinsen auf den Lippen etwas zu.

>Es hat mir nicht gefallen. Es war fantastisch.<

Langsam bildete sich auch bei ihm ein kleines Grinsen aber dann bemerkte ich, wie nah ich ihm war. Meine Hand lag an seiner Wange und sein Arm hatte sich um meine Taille gelegt. Geradewegs blickte ich in seine dunklen Augen, die mich so anfunkelten. Es wurde mir dann doch etwas zu intim. Ich wollte mich zurückziehen aber er kam mir zuvor. Als hätte er sich verbrannt, nahm er seine Arme weg und brachte einen gewissen Abstand zwischen uns.

Wie erstarrt stand ich vor ihm. Meine Wangen mussten bestimmt knallrot sein, so heiß wie mir war. Gott, war das peinlich! Wie konnte ich ihm so nahe kommen? Beruhigend war aber, das er auch einen Rotschimmer im Gesicht hatte.

Die Tür vom Rudelhaus wurde geöffnet und ein Wolf kam heraus, der sofort seinen Kopf senkt, als er den Alpha sah.

>Alpha, es kamen wichtige Anrufe rein, sie sollten sich das mal anhören.< Jason seufzte entnervt auf. Bevor er aber verschwand kam er zu mir und stellte sich, etwas zu nah, vor mich hin. Eine Hand von ihm, legte sich auf meine Taille.

>Du hast es gehört. Die Arbeit ruft. Aber bitte, versinke nicht wieder in der Trauer. So sollte der Tag nicht enden<, lächelte er mich verschmitzt an. Ich konnte nicht anders, als es zu erwidern.

>Geht klar<, hauchte ich leicht. Er warf mir noch ein aufmunterndes Lächeln zu und zog mich mit ins Haus hinein. Nachdem er die Tür schloss, verschwand er. So genau wusste ich nicht, was ich jetzt tun sollte. Zu Weyl hinauf gehen, nach ihm sehen? Aber Jason hatte gesagt, ich solle nicht in Trauer versinken, doch genau das, würde dann passieren. Was sollte ich denn sonst tun? Die Frage wurde mir ziemlich schnell beantwortet, denn mein Magen fing an zu knurren. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf meinr Lippen, als ich mich auf den Weg in die Küche machte.

Tatsächlich war ich etwas erstaunt, das hier gerade gar keine Wölfe waren. Ich roch nichtmal jemanden, außer vielleicht Jason und ein paar vereinzelte. Mysteriös.

In der Küche öffnete ich den Kühlschrank aber irgendwie verging mir dann der Hunger. Nichts essbares in diesem Haus, eine Frechheit!

>Da ist jemand sehr aufgebracht oder seh ich das falsch?<

Mein Blick fuhr überrascht zur Tür und dort stand eine Schönheit am Türrahmen gelehnt. Sie hatte blonde Haare, die etwas länger als ihre Schultern waren und eher zottelig. Jedoch hatte das die Wirkung nicht verfehlt. Sie sieht verdammt tough und draufgängerisch aus. Dazu noch ihre grünen Augen, die einem das Gefühl geben, von ihnen durchbohrt zu werden. Da musste ich erstmal schlucken. Im Gegensatz zu ihr, war ich ein kleines Küken.

>Bist du der kleine, verschollene Mate von unserem Jason?<

>Ä-Äh, also ja, bin i-ich.< Das machst du wieder prima. Warum musste ich auch immer anfangen zu stottern? Ihr machte das anscheinend nichts aus, denn es bildete sich ein aufrichtiges Lächeln auf ihrem Gesicht.

>Dann werden wir uns bestimmt noch öfter über den Weg laufen<, flötete sie. Und wollte schon wieder zum gehen ansetzen aber überlegte es sich offensichtlich anders. Elegant stolzierte sie auf einen Stuhl zu, drehte diesen um und setzte sich umgekehrt auf ihn. So musterte sie mich, bevor sie lächelnd ihren Kopf auf ihre Hände sinken ließ.

>Toby heißt du oder?< Ich nickte nur als Antwort, da ich Angst hatte, das meine Stimme unter ihrem stechenden Blick versagt.

>Zelandra, nenn mich aber bitte Zella<, meinte sie ruhig.

>D-Das ist aber ein u-ungewöhnlicher Name.< Wann hörte ich nur mit diesem verfluchten Stottern auf!?

>Da hast du recht. Meine Eltern hatten einen ungewöhnlichen Geschmack<, antwortete sie etwas abwesend. Eigenartig.

>Erzähl was von dir, wir sind doch jetzt sowas wie Partner<, verlangte sie interessiert, trotzdem bemerkte ich, das sie nur vom Thema ablenken wollte.

>Warum Partner?< Endlich ist es vorbei mit dem Stottern. Mir war klar, das meine Frage recht stumpf klang, da ich ihrer Frage genauso auswich.

>Jason und ich sind sozusagen beste Freunde aber auch vertraute Kollegen. Unter Alphas versteht sich<, zwinkerte sie mir anzüglich zu. Was, ich unterhielt mich hier mit einem Alpha!? Bzw. einer Alpha.

>Tut mir leid, wenn ich respektlos klang!< Mist, wenn sie jetzt sauer sein würde, hatte ich ein Problem.

>Komm, verschwinde mit diesen Formalitäten. Nur weil ich Alpha bin, bin ich nicht mehr wert, als du. Außerdem bist du eine Luna, also hast du das Recht, so mit mir zu reden<, lächelte sie. Nochmal Glück gehabt. Aber nicht alle Wölfe sind nett. Das durfte ich nicht vergessen.

>Du scheinst in Gedanken<, schmunzelte sie mit schiefgelegtem Kopf. Da hatte sie ins Schwarze getroffen. Meine Gedanken schweiften immernoch zu oft zu meinem früheren Alpha.

>Ich lasse dich dann mal lieber alleine aber noch eine Sache...<
Ich sah sie neugierig an, als sie vom Stuhl aufstand und seelenruhig zur Tür lief. Davor blieb sie mit dem Rücken zu mir stehen, doch ihr Grinsen konnte ich aus ihrer Stimme heraus hören.

>... viel Glück mit unserem hartnäckigen Jason.<

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Hallo, ihr kleinen Leser!
Ein weiterer Auftritt von Zella. Und ehrlich, ich mag ihren frechen Charakter, genauso wie den von Michael. Wer weiß, vielleicht passen sie gut zusammen. ;D

Bis dann!❤

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