63. Kapitel - Anruf

"Bis später, Palle!", verabschiede ich mich und lege auf. Paluten hatte spontan beschlossen, mit Rewi und Dner noch Longboard zu fahren. Ich beende Skype. Paluten hatte mir versprochen, dass wir heute Nachmittag zusammen Freedom aufnehmen werden. Darauf freue ich mich wirklich. Nach der Aufnahme mit Manu waren mir so viele Leute auf Twitter gefolgt und mir zum Großteil super nette Sachen geschrieben. Rewi und Paluten waren nicht die einzigen YouTuber die mich danach angeschrieben haben. Ich frage mich bei den meisten, wie sie meine WhatsApp Nummer erfahren haben, aber wie es aussieht, ist Simon dafür verantwortlich. Aber das ist auch klar. Ein Mädchen, dass sich als die Freundin von GLP vorstellt, ist etwas Neues. Etwas, mit dem man viele Klicks machen kann. Das ist auch der Grund dafür, dass ich mit keinen von denen aufnehmen werde, selbst wenn es keine solche Hintergedanken beinhaltet. Ich kenne sie nicht und sie mich bis vor ein paar Tagen auch nicht. Ich gehe gerade auf Paluten's Kanal, um mir seine letzte Folge Freedom anzuschauen, damit ich nicht komplett uninformiert bin, als mein Handy klingelt. Unwillkürlich zucke ich zusammen, da ich nicht erwartet habe, dass mich jemand anruft. Paluten ist nicht zuhause, Sara in Berlin und alle anderen, deren Nummer ich habe, würden mich nicht anrufen, sondern mir eine WhatsApp schreiben. Normalerweise wäre ich jetzt in der Uni oder vielleicht sogar schon auf dem Heimweg, aber einer der Professoren ist kurzfristig krank geworden, darum durfte ich zuhause bleiben. Verwirrt stehe ich auf, um mein Handy vom Fernsehtisch zu nehmen. Ich hatte es da hingelegt, nachdem ich beschlossen hatte fernzusehen und es statt der Fernbedienung dort positioniert. Bevor ich auf dem Display sehe, weiß ich, wer mich anruft und ziehe meine Hand zurück, als wäre mein Handy elektrisch aufgeladen und würde mir direkt einen Stromschlag verpassen, wenn ich es berühren würde. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Es gibt Dinge, die man nicht will, aber von denen man genau weiß, dass man sie nicht verhindern kann. Es ist niemand anderes als meine Mutter. Sie ruft mich natürlich wegen meinem anstehenden Geburtstag an. Ich bin nicht dumm und das ist mehr als offensichtlich. Nur um mich zu fragen, wie es mir geht, wäre kein Anruf wert. Ich hätte es kommen sehen müssen. Für den Bruchteil einer Sekunde, überlege ich, einfach nicht dranzugehen. Es ist eine lange Sekunde, in der ich abwäge, was danach passieren würde. Wenn ich nicht dran gehe, würde meine Mutter mich weiter anrufen und dass will ich nicht. Ich atme tief durch und nehme mein Handy, dass unaufhörlich weiter klingelt. Meine Mutter ist wirklich die hartnäckigste Person, die ich kenne. Sie ist jemand, deren Meinung immer zählt- Was meinem Vater letztendlich zum Verhängnis wurde. So ist es kein Wunder, wenn man hört, wie es meinem Vater geht. Unschuldig ist er nicht, aber letztendlich ist meine Mutter für ihre Trennung verantwortlich. "Hallo, hier ist Lana.", sage ich und im Ton meiner Stimme merkt man, was ich davon halte, dass sie jetzt anruft. Jetzt, wo der Tag doch so gut begonnen hatte. "Hallo, mein Schatz!", zwitschert meine Mutter und ignoriert meinen unmotivierten Stimmton. Darin ist sie auch unübertrefflich. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es einfach wirklich nicht merkt, weil sie zu sehr auf sich selbst fokussiert ist, oder es nicht hören will. "Wie geht es dir?", fährt sie fort. "Ja, ganz gut und dir?", antworte ich und setze mich hin. Spätestens in diesem Moment ist klar, dass meine Mutter mich nicht einfach so angerufen hat, weil sie gerade Lust dazu hat. "Du hast bald Geburtstag, Lana.", stellt sie fest, als wüsste ich das nicht. "Und ich hätte da so einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn du zu uns nach Köln fahren würdest? Wir könnten mal wieder ein bisschen Zeit miteinander verbringen und du könntest Tobias kennenlernen." Ich soll zu meiner Mutter und ihrem Freund nach Köln fahren? Ich antworte nicht. Zum einen, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich das will. Eigentlich nicht. Ich will Tobias nicht sehen und meine Mutter erst recht nicht. Aber dieser kleine Teil in mir ist da einer anderen Meinung. Ich meine, sie ist immer noch meine Mutter und irgendwie vermisse ich sie schon, auch wenn sie zu viel falsch gemacht hat. Zum anderen könnte ich dann Paluten sehen, wenn ich sowieso dahin fahre. Oder Sara. "Nick wird auch da sein. Ich habe ihn schon gefragt." Ich bin hin und hergerissen. Das ist keine richtige Wahl! Nick zu sehen, wäre so super. Er hat sich nicht mal mehr über WhatsApp gemeldet, seit er in Belgien ist. Gleichzeitig muss ich an meinen Vater denken und es trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Meine Eltern verstehen sich nicht mehr und das ist jetzt auch nicht mehr zu ändern. Ohne Tobias zu kennen, kann ich nicht anders, als ihn schon fast zu hassen. Natürlich trifft ihn keine Schuld und vielleicht ist er auch nett, aber ich kann meine Gefühle nicht ändern. In meiner Sicht ist Tobias der Verantwortliche für die Trennung meiner Eltern. Was totaler Unsinn ist. Meine Mutter hat ihn schließlich erst Monate danach kennengelernt. Ich will 'Nein' sagen, nicht nach Köln zu fahren. Ich sage nichts. Stattdessen streiche ich mir nur eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während mir zum Heulen zumute ist.

Haha, sorry, dass ich genau an der Stelle aufhöre... Das hat sich einfach so angeboten XD.
So, das war jetzt übrigens ein Teil der 'schwierigen' Stelle... :)
Was haltet ihr eigentlich von Absätzen in FFs? Also nicht solche bei Zeitsprüngen, sondern eben diese anderen.
Ich habe nämlich gehört, dass ziemlich viele das als nervig empfinden, wenn keine Absätze in einem langen Text sind, weil sie sich dann nicht so gut konzentrieren können.
Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wie man das mit dem Absätze-setzen macht... Kann mir da irgendwer weiterhelfen?
Vielleicht will ich das auch mal probieren...

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