48. Kapitel - Countdown

Chessie gewinnt das Spiel mit ihrem nächsten Mal würfeln. Trotzdem muss ich zugeben, dass mir das wirklich Spaß gemacht hat. Ich habe bestimmt schon seit fünf Jahren keine Brettspiele mehr gespielt, aber ich erinnere mich daran, dass wir, als ich vierzehn war, in den Sommerferien am Gardasee fast jeden Abend Uno gespielt hatten. Warum auch immer ich mich an solche eigentlich total unwichtigen Dinge erinnere, aber nicht mehr daran, wo am Gardasee wir überhaupt waren. Vielleicht in Garda, wenn ich mich nicht irre. Grinsend schiebt Chessie ihre letzte Spielfigur in das Ziel und ruft laut: "Gewonnen!" "Ich gehe mal die Pizza holen.", meine ich und stehe auf. Chessie nickt und räumt in der Zeit das Spielbrett und die Figuren weg. Schnell hole ich die Pizza aus dem Kühlschrank und lege sie auf einen Teller in die Mikrowelle. Dann drücke ich auf 'Start' und warte, bis die Pizza fertig ist. Als die Mikrowelle endlich piept, nehme ich vier Teller aus dem Küchenschrank, stelle die Pizza auf den Tisch und viertel sie. "Ich hab Pizza!", versuche ich die Aufmerksamkeit der anderen zu bekommen, was ich auch problemlos schaffe, da Zombey und Manu keine Figuren mehr haben und wir heute Mittag nur Brot gegessen hatten. Zumindest Zombey und ich, wir waren schließlich in der Stadt und haben uns da nur in einer Bäckerei etwas zu essen gekauft. Manu und Chessie haben aber auch nicht wirklich etwas gegessen, so weit ich es weiß. Lächelnd setze ich mich wieder hin und überreiche jedem einen Teller mit Pizza. Manu nimmt sich die Fernbedienung und lässt eine Silvester Show leise laufen. Es ist irgendwas mit Musik, deswegen ist es nicht gerade sinnvoll die Sendung auf leisester Stufe zu hören. Draußen ist es auch schon dunkel und die ersten Raketen, wahrscheinlich von Jugendlichen, die es nicht erwarten können, erhellen den Abendhimmel. In Köln war das auch immer so. Irgendwer hat immer bereits um 18 Uhr mit dem Feuerwerk begonnen. An Manu gelehnt, esse ich mein Pizzastück und genieße die Atmosphäre, die gerade herrscht. "Was machen wir jetzt?", fragt Zombey in den Raum. Ich richte mich wieder auf, eigentlich nur, um kurz mit den Schultern zu zucken und mich danach wieder auf Manu's Schulter niederzulassen, da es ihn scheinbar nicht stört. "Wahrscheinlich gleich noch Bleigießen machen und darauf warten, dass es Mitternacht ist.", meine ich schließlich und spüre, wie Manu dich in meine Richtung dreht und mich fragt: "Haben wir überhaupt ein Feuerzeug?" Bevor ich antworten kann, sagt Zombey: "Ja, wir haben heute eins gekauft, liegt im Flur." Manu nickt und schnipst einen Chip, der neben ihm liegt weg. Wie der dahin gekommen ist, keine Ahnung. Der Chip fliegt zu Zimbel, der ihn grinsend wieder zurückschnipsen will, aber uns verfehlt und unter dem Sofa landet. "Jetzt kannst du ihn holen.", meint Manu und will ein Stück zur Seite rücken. Blöd nur, dass ich im Weg bin.

Müde halte ich mir eine Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken. In zehn Minuten wollen wir nach draußen gehen, damit wir das Feuerwerk sehen können. Chessie ist irgendwann zwischendurch eingeschlafen, und wurde gerade von Zombey geweckt. Der und Manu sind gar nicht müde. Das liegt wohl daran, dass sie es gewöhnt sind, zu so unterschiedlichen Zeiten ins Bett zu gehen. Ich kann das meistens auch machen, aber in der letzten Nacht habe ich schlecht geschlafen. Außerdem haben wir noch Bleigießen gemacht, was ganz unterhaltsam war, auch wenn wir die Bleistücke zu keinem Objekt von der Bedienungsanleitung zuordnen konnten. Da fragt man sich, wie so ein Papagei entstehen soll. Aber egal, witzig war es trotzdem. "Lana, holst du die Wunderkerzen?", fragt mich Manu gut gelaunt, während er sich eine Jacke anzieht. Ich nicke, nehme die Wunderkerzen und die anderen Sachen und gebe Manu wortlos die Kerzen. Dann ziehe ich mir selbst eine Jacke über und warte auf Zombey, der den Fernseher ausmacht und auch kommt. Manu öffnet die Tür, ich gähne wieder und folge ihm ins Treppenhaus. Das Licht geht an, als Manu die Treppen herunter geht, schließlich nach draußen tritt und mir die Tür aufhält. Es ist kalt. Vielleicht hätte ich mir doch etwas anderes anziehen sollen, die Jogginghose ist jetzt nicht unbedingt gut, um mitten in der Nacht bei Minusgraden draußen zu sein, aber in der Wohnung war sie ziemlich praktisch. Naja, spätestens in einer Stunde werden wir sowieso wieder hereingehen. Chessie schaut auf ihre Uhr und verkündet: "Noch zwei Minuten." Ich setze mich auf die Steinwand neben dem Mietshaus und lasse mich mehr oder weniger von Manu wärmen. Wir warten und beobachten dabei die farbigen Explosionen am Himmel. Schließlich ist es soweit: Zusammen zählen wir herunter: "Zehn, neun, acht..." Manu nimmt meine Hand und lächelt mich an. "...sieben, sechs, fünf, vier..." Irgendwo in der Nähe ruft jemand laut etwas." ...drei, zwei, eins..." Ich atme ein: "Jetzt!", rufen wir, ich springe auf und ziehe Manu mit nach oben.

Wie findet ihr das Kapitel?

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