16. Kapitel - Ich mach' mir Sorgen um dich

Hi, Lani! Hast du mal wieder Zeit zu skypen? Ich seufze. Ne, sorry, fahre gerade zur Uni. Ich stolpere und falle fast, hätte ich mich nicht im letzten Moment festgehalten. Die Straßenbahn hält mit einem Ruck an. Nächste Station muss ich aussteigen. Es tut mir wirklich leid für Sara, aber ich habe jetzt echt keine Zeit. Nachdem sich die Türen wieder geschlossen haben und ich noch keine Antwort von Sara bekommen habe, mache ich mein Handy aus und stecke die Hände in die Jackentasche. Drei Minuten später hält die Bahn erneut an und ich steige aus. Ein kalter Wind kommt mir entgegen.

Sara geht mir sowas von auf die Nerven. Als ich nach der Uni mit der Straßenbahn in die Innenstadt zum Einkaufen fahre, schreibt sie mich die ganze Zeit an. Nein, ich kann nicht, schreibe ich zurück. Manchmal kann ich meine beste Freundin nicht ab. Das liegt zum einen daran, das sie extrem nervig sein kann, wenn sie etwas möchte und zum anderen, das mich das immer total wütend macht und ich dann häufig dazu neige, beleidigt zu sein. So ist das eben mit der Freundschaft. Vor allem gerade, wenn wir uns nicht mehr sehen und nur telefonieren oder skypen. Komm schon, summt mein Handy wieder. Meine Hand ballt sich zur Faust. Das habe ich von Nick. Wenn er als Kleinkind seine Ruhe haben wollte, hat er das auch ständig gemacht. Da es funktioniert hat, habe ich es mir einfach angewöhnt. Nur das Sara das nicht sehen kann. Schade. Ich zwinge mich zur Ruhe und meine Finger tippen auf das Display: Ok, wenn ich zuhause bin können wir reden. Aber lass mich zuerst einkaufen. Senden. Na gut <3, antwortet Sara. Endlich lässt sie mich in Ruhe. Ich atme auf und warte bis die Bahn anhält und ich aussteigen kann. Eigentlich möchte ich erst nach Hause, um meine Schulsachen abzulegen, aber jetzt bin ich eh schon hier. Ich kaufe Gemüse, Toast, Butter, Wasser und eine Fertigpizza, danach fahre ich zurück in die Wohnung. Mit den Einkäufen in einer Plastiktüte schleppe ich mich nach oben. "Oh, hi Lana!", sagt eine Stimme. Ich schaue hoch.  "Hey Manu! Was machst du denn hier?" "Ich habe gerade Post von unten geholt. Du warst einkaufen, nicht wahr?" Ich nicke und stelle die Tüte ab. "Möchtest du noch zu mir kommen?", fragt Manuel. Ich verziehe das Gesicht. "Ne, ich hatte Sara versprochen mit ihr zu skypen." "Ach so, schade... Na ja, dann sehen wir uns wohl morgen?" Manu klingt leicht verletzt, was mir echt leid tut, aber ich habe es Sara versprochen.

Ich esse meine Fertigpizza und setze mich auf mein Sofa, wo bereits der Lap-Top auf mich wartet. Ich schalte ihn an und mache es mir gemütlich. Es dauert immer Ewigkeiten bis mein Lap-Top angeht, da er schon etwas älter ist. Als er dann endlich an ist, gehe ich direkt auf Skype und rufe Sara an.  Ungefähr eine halbe Minute später nimmt sie ab. "Hey Lani!", ruft sie freudig. "Hallo." "Ist irgendetwas passiert?", erkundigt sich meine beste Freundin. "Mmh? Ne, wieso?" "Du klingst so traurig." Echt? "Nein, alles gut..." Nur das ich jetzt lieber bei Manu wäre oder mit Palle geredet hätte. Sara schlägt. vor: "Ok, dann... Erzähl mir mehr über diesen Patrick oder die Uni!" Ich seufze. "Muss das sein?"  Jetzt ist es Sara die seufzt. Als sie antwortet klingt ihre Stimme unglaublich ernst. "Ja, Lana, denn ich bin deine beste Freundin! Ich habe ein Recht zu erfahren, was in deinem Leben so los ist!" "Ok... In Ordnung.", sage ich. Ich kann Sara nicht alles verheimlichen. "Patrick ist ein guter Freund von mir. Aber wirklich nur Kumpel. Er wohnt in der Nähe von mir und studiert dasselbe wie ich. Mehr nicht. Wir machen halt viel zusammen." "Wirklich nur Kumpel?", hakt Sara nach. "Ja!", sage ich und nicke dabei bekräftigend. "Erzähl du mir doch was? Machst du noch was mit Max?" "Woher weißt du das?" Ich kratze mich am Hals. "Ich habe vielleicht keinen Freund, aber ich bin auch nicht blind. Und, was läuft da bei euch?" Sara schweigt und ich verkneife mir ein Lachen. "Ich mag Max wirklich gerne. Ich glaube wir sind wieder zusammen." "Das ist ja fantastisch!", stoße ich aus. "Ja." Wir reden noch mehr als eine Stunde weiter, Sara erzählt mir von Max und der Uni und ich versuche möglichst wenig zu verraten. "Bis bald, Sara." "Warte." Ich horche auf. "Was ist?" "Lana. Ich mach' mir Sorgen um dich. Ich glaube du verschweigst mir irgendwas." "Ok, tschüss!", Presse ich hervor und klicke auf 'Auflegen'. Mist, Mist, Mist! Ich würde mich am liebsten unter meiner Decke verstecken und nicht mehr hervorkommen. Warum weiß Sara, das ich ihr etwas verschweige. Die Antwort liegt auf der Hand. Es ist einfach unübersehbar. So wie ich mich ihr gegenüber verhalten habe war es offensichtlich. Aber was hätte ich machen sollen? Ich kann es ihr nicht sagen. Unter keinen Umständen. Ich würde jetzt so gerne zu Manu laufen und in seinen Armen liegen und heulen. Ich traue mich nicht. Keine Ahnung, ich habe das Gefühl, das ich You-Tube und meine Freunde trennen muss. Das einzige Problem ist dabei nur, dass ich das auf Dauer nicht schaffe. Ich bin zu schwach.

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