Die ersten Anzeichen
Meine Kindheit fing wie die "normaler" Kinder an. Ich tobte im Garten, spielte mit Kindern in meinem Dorf und rannte durch den Wald der unser kleines Dorf umgab. Ich kann mich nicht genau daran erinnern wann genau ich das erste mal spürte das mit mir irgendwas nicht stimmte. Die Erinnerung an meine Zeit im Kindergarten sind wage und ich weiß nicht mehr ob ich damals schon beschwerden hatte.
Ungefähr in der 1./2. Klasse fing es an:
Eines Morgens wachte ich auf und merkte ein komisches Gefühl in meinem rechten Knie. Ich schlug die Bettdecke auf um nachzusehen. Schnell erkannte ich das es angeschwollen war und sich eigenartig anfühlte. Mit fragendem Blick drehte ich mich auf die Bettkannte und verglich meine Knie. Das linke sah ganz normal aus, doch das rechte war aufgequollen und unförmig. Vorsichtig drückte ich meine Finger in die Schwellung. Zum Glück tat dies nicht weh und ich spürte im Gelenk "nur" einen leichten Druck.
Auch als ich mich aufstellte hatte ich zunächst keine Schmerzen, nur dieser Druck der unangenehm war und immer stärker wurde wenn ich mein Gewicht darauf lehnte. Mein Bein unterhalb des Knies fühlte sich schwach und unsicher an und das Knie selbst wirkte ebenfalls unsicher und schwammig. Ich lief einige Schritte und versuchte zu verstehen was mit meinem Knie los war. Ich verstand es nicht. Wie auch? Ich war ja noch ein Kind.
Je mehr ich lief, umso stärker wurde der Druck und als ich die Treppe zum Erdgeschoss hinuntergehen wollte, wandelte sich der Druck schlagartig in Schmerz um. Nur ganz kurz während ich mein ganzes Gewicht auf dem Gelenk hatte, wie ein Stich mitten ins Knie. Scharf zog ich die Luft ein und ging viel vorsichtiger die Treppe runter und lief mit einem leichten hinken in die Küche wo meine Mutter auf mich wartete. Ich weiß nicht mehr genau wie das Gespräch damals ablief, aber es war glaube ich wie folgt:
"Mama mein Knie tut weh" sagte ich besorgt und zeigte darauf damit sie die Schwellung sah. Natürlich dachte sich am Anfang keiner was dabei und auch meine Mutter wird sich erst gedacht haben:
"Wahrscheinlich hast du dir gestern das Bein vertreten" oder "Vielleicht bist du verdreht im Bett gelegen". Beides Sätze die ich schon des öfteren gehört habe. Aber zu dem Zeitpunkt glaubte ich das noch und dachte mir nichts weiter dabei und ging einfach zur Schule.
Der Weg zur Bushaltestelle war fast einen halben Kilometer lang und mit jedem Schritt wurde der Druck stärker. Als ich hinkend an der Haltestelle ankam fing ich schon an mein Gesicht zu verziehen. Die meisten merkten das zum Glück nicht, da sie damit beschäftigt waren an der Haltestelle zu toben bis der Bus kam. Ich weiß nicht mehr ob ich damals mit gespielt habe und ob sie sich fragten warum ich nicht mitspielte, aber meine Schmerzen waren zu stark um mitzuspielen. Selbst wenn einer gefragt hat was mit mir los ist, hätte ich demjenigen bestimmt das selbe gesagt was meine Mutter mir zuvor gesagt hat.
Auch zur Schule musste ich ein ganzes Stück laufen und ich merkte wie ich immer weiter zurück fiel und erst als letzte an der Grundschule ankam. Erst da merkte ich wie viele Treppen und Stufen die Schule eigendlich hatte. Zuvor hatten mir Treppen nie etwas ausgemacht und plötzlich wurden sie zur reinsten qual. Aber wem konnte man in so jungen Jahren sagen das man die Treppe nicht hoch oder runter kommt ohne das Gesicht zu verzerren? Wer würde mir das Glauben? Das einzige was ich dazu zu hören bekam war:
"Stell dich nicht so an" oder "Du bist doch noch jung"
Der Zustand hielt meisten so 3-5 Tage an. (Eigentlich ziemlich lang für ein verdrehtes Bein oder?)
Ich kam erst auf die Idee das irgentwas nicht normal war als diese Schwellungen in regelmäßigen Abständen wieder kehrten. Ich meine mich zu erinnern das anfangs ein paar Monate dazwischen lagen. Es dauerte außerdem nicht lange bis sich die Schmerzen auch im linken Knie zeigten. Es war fast als würden sie sich absprechen, da jedes mal das andere Knie angeschwollen war. Meine Eltern zeigten bis dato keine Reaktion darauf und auch die Lehrer schien das nicht zu kümmern. Auch im Sport musste ich jedes mal mit machen auch wenn ich sagte das ich schmerzen habe. Interessiert hat das niemanden.
Am schlimmsten wurde es, als ich aufwachte und beide Knie waren angeschwollen. Ich konnte nur angestrenkt laufen und schleppte mich in die Küche. Aus dem Druck wurde ein kribbelnder/Stechender Schmerz der kaum auszuhalten war und nur nachließ wenn ich mich setzte. Ich kann mich zwar nicht an alles Erinnern, aber einen Satz meines Vaters hat sich so in mein Gehirn gebrannt, das ich es bis heute in meinem Kopf wiederhallen höre als hätte ich es erst gestern gehört:
"Was hast du jetzt schon wieder?"
Er sagte das als würde ich Simulieren, als könne er nicht sehen das ich wirklich schmerzen hatte. Ich musste Wochen/ Monate betteln und jammern, bis sie endlich mit mir zum Hausarzt gingen. Denn anders als sie, habe ich erkannt das ich bestimmt nicht so Tollpatschig bin und mir beide Knie gleichzeitig verdrehe.
Doch wie zuverlässig war der Hausarzt? Ich sagte ihm meine Beschwerden. Die Schwellungen, die Schmerzen, einfach alles. Und was war das einzige was er dazu zu sagen hatte?:
"Das ist der Wachstum"
Damals war ich vielleicht gerade in der 3.Klasse und ich wusste nicht das das völliger blödsinn war, also habe ich es geglaubt. Ich habe es geglaubt und noch schlimmer ich glaubte das ich meinen Eltern mit etwas völlig "Normalen" auf die Nerven gegangen bin. Was der Arzt sagte klang als hätte das jeder. Das ging so weit das ich mit den Schmerzen am Rand des Spielplatzes saß und mich fragte wie wohl die anderen Kinder damit umgingen. Es war ja nur der Wachstum, nichts weiter. Irgendwann fing ich sogar an mich darüber zu freuen, denn wenn man dem Arzt glauben sollte, sollte ich ja wachsen wenn die Schmerzen auftreten, also dachte ich wenn die Schmerzen kamen:
"Juhu, ich wachse wieder"
Naja hinterher ist man immer schlauer oder? Die tatsache ist und bleibt aber, dass zu diesem Zeitpunkt die Rheumatische Erkrankung bereits ausgebrochen war. Ich bin nicht dadurch gewachsen Nein! In meinen Knien entzündet sich die Gelenkflüssigkeit auch Synovia genannt.
Für die die sich darunter nichts vorstellen können:
In jedem Gelenk befindet sich diese Flüssigkeit. Es schützt das Gelenk und funktioniert wie eine Art Stoßdämpfer für die Gelenke. Zudem versorgt es das Knorpelgewebe mit den nötigen Nährstoffen.
Wir alle haben sie und brauchen sie. Doch bei mir ist es anders. Diese Flüssigkeit die eigentlich meine Gelenke und meine Knorpel beschützen soll, entzündet sich und greift genau diese Knorpel an, so lange bis sie zerstört werden.
Und das wurde beim Ausbruch nicht untersucht, diagnistiziert oder gar behandelt. Zu den Schmerzen kam aber bald eine weitere Sache welche die Knieschmerzen noch topten...
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