Wie Arbeit unsere Freude zerstören kann
Ich bin so müde. Dabei meine ich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Die letzten zwei Tage waren ziemlich hart für mich. Einerseits weil ich viele emotionale Gespräche über die Tage hin mit einer Patientin von mir geführt habe, die mich im Nachhinein noch ziemlich beeinflusst haben, andererseits weil ich wieder Schwierigkeiten im Team habe.
Jeder der arbeitet, weiß, dass es immer diese eine Person gibt, mit der man einfach nicht auf einem Level sitzt. Man kommt einfach nicht klar miteinander, und das ist auch in Ordnung. Man kann ja nicht immer mit allen klarkommen, jedoch wird es schwierig, wenn es passiv-aggressive Provokationen von einer Seite gibt. Dies erlebe ich aktuell seitens einer Kollegin.
Ich suchte nach Aufklärungsgesprächen, Kontakt und Bestätigung, ob alles in Ordnung ist, aber ich stieß bis heute auf Ablehnung. Es sei ja alles in Ordnung. Ich frage mich, ob ich ein Fehler gemacht habe oder vielleicht etwas gesagt habe, was sie bis heute trifft, aber mir fällt einfach nichts ein, zumal ich zu 97% nie mit ihr im Dienst die letzten Monaten gewesen war.
Nun gut, gestern merkte ich, wie meine Anspannung in der Supervision extrem stieg in ihrer Anwesenheit. Es gibt einfach Menschen mit einer falschen Freundlichkeit, die auch extremst schleimen, um beliebt zu sein und allen zu zeigen, wie ,,gutherzig und toll" sie ja sind.
Uh Ja... Du weiß bestimmt, worauf bzw. Auf wen ich gerade hinauswollte.
Auf diese Kollegin.
Ich konnte das nach anderthalb Stunden einfach nicht mehr mit anhören, sodass sich eine massive Anspannung in mir aufgebaut hat. Sprich, mein Herz schlug mir so stark, sodass ich Probleme mit der Atmung bekam, meine Hände extrem zittrig wurden, mein Kiefer unbewusst angespannt war (das merkte ich erst, als ich die Schmerzen spürte) und die Beine wackelig wurden. Somit bin ich sofort rausgegangen, mit meinen Kopfhörern eine Runde um die Klinik gedreht und wieder gekommen.
Du fragst dich vielleicht, wieso ich mich davon so krass beeinflussen lasse. Nun, das tue ich nicht bewusst. Es geschieht ganz unkontrolliert. Es trifft mich in dem Moment auch nicht ,,persönlich" oder ,,emotional", sondern schlichtweg nur affektiv. Vorallem, wenn sie mich acht Stunden lang mit ihren passiv-aggressiven, teilweise von mir angeekelten Seitenblicken mustert, meine Arbeit ungefragt und unsachlich kritisiert und mich vor jedem mit unnötigen Kommentaren blamiert, geht mir einfach die Energie und Geduld aus dem Körper. Ich glaube, das kannst du gut verstehen.
Sie hat bestimmt auch einen Standpunkt. Du hörst gerade ja nur meine Perspektive, aber ich kann eben nicht mehr machen, als das Gespräch zu suchen und wenn sie ablehnt, dies zu akzeptieren und ihr mit einem distanzierten Auftreten entgegen zu kommen.
Was mich nun eher stört, ist, wie intensiv mein Körper darauf reagiert. Generell auf Stress. Das sind ja massive Symptome, die ich vorhin genannt habe. Ebenso schießt dadurch mein Blutdruck stark in die Höhe, sodass ich heute bei der Arbeit und einmal dann zuhause fast ohnmächtig geworden bin. Das war ziemlich angsteinflößend, und ich lasse das auch noch ärztlich abklären.
Ehrlich gesagt, grummelt es mir jetzt schon stark, wenn ich weiß, dass ich meine letzten zwei Arbeitswochen meines FSJ's mit ihr im Dienst bin. Wie geht man damit um, wenn man einer Person verzweifelt aus dem Weg geht, diese aber ständig auf dich zukommt und weiter provoziert? Aber indirekt, sodass du nichts hast, was du gegen sie direkt sagen oder tun kannst. Schwierige Lage.
Jetzt habe ich eine Woche Urlaub und nächste Woche eine Fortbildungswoche, wo ich drei Arzttermine habe. Ich bin froh, wenn alles dort gut läuft und mit meinem Körper alles in Ordnung ist. Aktuell habe ich das Gefühl, dass irgendwas mit meinem Körper nicht stimmt. Massiv hohe Blutdrücke, Tremore, diese Woche ziemlich niedrige Blutdrücke, Ohnmacht und Palpitationen.
Für eine Zeit lang dachte ich, dies seien ,,nur" psychosomatisch verursachte Symptome, aber mittlerweile denke ich wirklich, dass ich vielleicht eine Hypertonie habe. Spekulieren bringt mir jetzt auch Nichts, mal schauen, was die Ärzte sagen werden.
Während ich jetzt Urlaub habe, spüre ich eine große Antriebslosigkeit über mich herkommen. Ich schlafe wieder bis in den Mittag hinein, kriege mich schwer aus dem Bett und wenn, dann schaffe ich es kaum, produktiv zu sein. Gleichzeitig weiß ich, das, wenn ich nicht produktiv bin oder länger als ein Tag zuhause bleibe, sich dies giftig auf meine Depression auswirkt. Heute war ich trainieren, habe mir etwas zu Essen gekocht zuhause und ansonsten lag ich nur rum bis jetzt. Dennoch bin ich zufrieden damit, dass ich heute zwei produktive Sachen gemacht habe.
Emotional fühle ich mich aktuell einfach so ausgebeutet. Als hätte man mir an jeder Ecke meiner Seele jegliches kleinstes Stück an Kraft, Motivation und Freude genommen. Durch solche Erfahrungen im sozialen Umfeld realisiere ich wieder, dass ich alleine einfach am Besten dran bin, es mir am Besten geht, wenn ich alleine bin. Wenn ich alleine bin, bin ich ein glücklichste Version von mir selbst. Ein Einzelgänger eben, und dadurch geht es mir ziemlich ausgeglichen und gut.
Doch leider stößt man immer wieder im Leben auf blöde Erfahrungen mit Kolleg*Innen oder schwierige Situationen innerhalb von Freundschaften. Die damit einhergehenden Gefühlen zu sehen, anzunehmen und sich selbst liebevoll zu behandeln, ist der Schlüssel, um aus dem schwarzen, tiefen Loch wieder rauszukommen.
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