Die Schattenseite einer starken Person
In diesem Kapitel zeige ich dir eine sehr verletzlich Seite von mir. Was meine Absicht dahinter ist? Dies schildere ich dir zwar am Ende des Kapitels, aber dennoch um es kurz zu fassen: Ich möchte dir ein Vorbild oder einfach eine Motivation dafür sein, genauso offen und mutig mit deinen eigenen Gefühlen umzugehen und sie auszusprechen. Natürlich kostet dies viel an Arbeit und Zeit, aber vielleicht kann ich dir dein erster Stumpser in die richtige Richtung sein! :)
Ich habe das Gefühl, ich ersticke gerade irgendwie. Ich kann es nicht anders beschreiben. Jedoch ist es ein Gefühl, was mich nicht nur seelisch einnimmt sondern meinen ganzen Körper samt mit. Gestern übergab ich mich zweimal aus dem Nichts, anschließend taten mir meine Muskeln extrems weh, sodass ich nicht mehr geradlinig laufen konnte und am Abend fieberte ich stark.
Heute war ich den ganzen Tag von einer starken körperlichen Erschöpfung begleitet, Muskelschmerzen und einer spürbaren Depressivität. Ich habe phasenweise den Drang plötzlich zu weinen aus dem Nichts, und mir ist konstant übel. Mein Schädel brummt mir seit Tagen, und Schlafen tue ich ebenso seit einer Woche jetzt wieder nicht in Ordnung. Meine Nächte sind von Unterbrechungen und Horroralpträumen begleitet, sodass ich nur schlecht Ruhe finde und morgens mit starken körperlichen Schmerzen aufwache. Dabei frage ich mich, wie das möglich ist.
Auch jetzt, wo ich schreibe, stellten sich panische Gedanken wie ,,Es wird immer schlimmer, die Intensität dieser Gefühle. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Vorallem nicht, ohne mir selbst etwas anzutun." Oder ,,Wieso bin ich plötzlich so schwach? Vor paar Tagen ging es mir doch noch so gut. Ich habe Angst. Mein Körper fühlt sich so an, als würde er in sich zusammen fallen." Oder auch ,,Das Gefühl von Belastung wird so schwer in seiner Intensität, sodass ich es 24/7 in meiner Brust wie einen Stein darauf drücken spüre."
Ich kann nicht genau sagen, weshalb es mir so schlecht geht aktuell. Ich kann keinen Auslöser nennen. Ist es Überbelastung? Der alltägliche Stress? Ich weiß es nicht.
Ich weiß aber, dass ich wieder seit geräumiger Zeit täglich aufwache ohne Motivation für mein Leben zu finden. Ich wache auf, ohne mich auf meine Arbeit zu freuen, wofür ich eigentlich große Liebe und Leidenschaft zu empfinde. Auch das Treffen mit Freunden verleiht mir eher Stress und Druck als Freude. Allein wenn ich an den kommenden Tag denke, breitet sich ein riesiges Gefühl an Demotivation und Lustlosigkeit aus. Daraufhin folgt Antriebslosigkeit und schließlich die Isolation von jedem über meine Gedanken und Gefühlen.
Woher kommt die plötzliche Intensität an Gefühlen? Woher kommen denn überhaupt all diese negativen Gefühlen plötzlich her? Es ging mir wie gesagt gut trotz des alltäglichen Stresses, zumal ich dem immer wieder mal ausgesetzt bin wie jeder anderer auch, demzufolge ich es auch schwer als Auslöser für meinen jetzigen Zustand anerkennen kann.
Gibt es vielleicht da einen Zusammenhang mit meiner zweiten Coronainfektion, die gerade mal zwei Wochen zurück liegt? Zwar ging es mir körperlich nicht gut während Corona, aber psychisch war alles in Ordnung.
Ich schaffe es den Leuten ins Gesicht zu lächeln, eine unauffällige stabile Erscheinung preiszugeben und zu lachen, mich zwischendurch im Alltag glücklich zu fühlen. Dennoch ist unbewusst und im Inneren konstant eine riesige Weinerlichkeit, Belastung, Überforderung, Hilflosigkeit und beinahe schon Panik da, weil ich kein Schimmer habe, woher all diese Gefühle aufeinmal herkommen.
Wieso fällt es mir bei meinen Patient*Innen so leicht, solche Beschreibungen einem seelischen Zustand zuzuordnen, aber sobald es um meine eigenen Gefühlen geht, versage ich komplett?...
Ich bin eigentlich sehr selbstreflektiert. Das ist eine Stärke von mir. Aber in solchen Momenten wie diesen fühle ich mich wie ein kleines Baby, welches man eine mathematische Analysisaufgabe zur Lösung vor die Nase geklatscht hat. Total der Situation ausgeliefert. Nicht zu wissen, wie sie sich selbst helfen kann.
Ich fühlte mich in bestimmten Momenten am heutigen Tag tatsächlich so hilflos, dass ich den sehnlichsten Wunsch hatte, wieder ein Antidepressiva zu schlucken, weil ich mir wirklich nicht mehr selbst zu helfen wusste. Alles was ich versucht hatte an schönen Dingen, lenkte mich zwar ab, aber mein körperlicher schwacher Zustand sowie die konstante Belastung meiner Seele hinderten mich stark vor einer vollkommenen Erholung.
Sogar an Selbstverletzung dachte ich für einen Moment, wovor ich mich aber schnell wieder distanzieren konnte. Ich wollte nun wirklich nicht nach all den Monaten erneut rückfällig werden, zumal es mein Ziel ist, mal wieder 6 Monate clean zu sein. Mein Rekord liegt bei 3 Jahren.
Ich schäme mich schon etwas über meine Gefühle so offen hier zu schreiben, da ich auch irgendwie Angst habe, verurteilt zu werden so nach dem Motto ,,Was stellst du dich so an? Es gibt Menschen, die aktuell viel Schlimmeres als du erleben müssen! Viele Menschen sterben aktuell in lebensbedrohlichen Krisen, und du heulst wegen sowas rum."
Gleichzeitig möchte ich nicht nur mir sondern auch dir mit diesem emotional-chaotischen Kapitel irgendwie auch zeigen, dass es zwar Mut kostet ganz ehrlich über die eigenen Emotionen und seelischen Zuständen zu schreiben, dein Schmerz aber genauso valide ist, wie der einer anderen Person. Zumal wir bezüglich dem Thema ,,Leid" nun wirklich keine Vergleiche meiner Meinung nach schließen sollten.
Deswegen schreibe ich auch immer meine kleinen Kapitel hier. Um den paar Personen, die das hier lesen und selbst vielleicht Schwierigkeiten haben ihren Gefühlen Ausdruck und Validierung zu geben, in die Armen zu nehmen und zu sagen:,,Es ist in Ordnung. Dein Leid ist valide. Ich bin hier, um dir zu zeigen, dass die Verletzlichkeit ein Teil von uns Menschen ist, den wir genauso wertschätzend behandeln sollten, wie alle andere Teile an uns. Ich bin hier."
Dies lasse ich erstmal so als Fazit hier stehen und versuche mich selbst emotional nun etwas zu fangen. Das Kapitel war wohl mehr ein Veranschaulichen darüber, wie überwältigend die Realität manchmal für einen psychisch nicht konstant stabilen Menschen sein kann. Es ist anstrengend, auslaugend und kostet extrem viel an Energie. Sei es körperlich oder seelisch.
Demzufolge gebe ich meinem Körper und Seele so viel Zeit und Ausgleich wie ich nur kann und hoffe zugleich, dass es mir noch geläufiger Zeit hoffentlich besser gehen wird.
Gerne kannst du mir hier in den Kommentaren oder auch in den DMs erzählen, wie es dir geht! Ich bin immer zu erreichen, wenn Gesprächsbedarf bei dir liegt. Egal, um was es geht. ♡
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