Angst vor Ablehnung

Jetzt, wo ich irgendwie erneut am Anfang meines Berufslebens stehe, kommen Themen wie z.B. Bewerbungen, Vorstellungsgespräche, Integration in ein neues Lernumfeld und das Finden nach seinem eigenen Platz auf diese Welt hervor. Ich glaube, ich spreche zumindestens für die Mehrheit, wenn ich sage, dass all dies herausfordernde und anstrengende Themen sind, die auch wirklich auf die psychischen Gesundheit gehen können.

Wie bei mir in den letzten Wochen.

Ich mache gerade nach meinem Abitur mein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Psychiatrie, und Junge ist es schwer sich in ein neues Team zu integrieren, wo sich jeder seit Jahren kennt und tatsächlich seinen Platz hier erkämpfen zu müssen. Eigentlich fiel mir sowas in anderen Praktika oder Arbeitstellen nie wirklich schwer, doch hier hat mich die Rolle als ,,Anfänger" und die ,,Neue" hart erwischt.

Ich versuche mich immer wieder durch das eigene Einbringen in Gesprächen, das Teilnehmen an diestägigen Angeboten oder Eigeninitiative in jeglicher Hinsicht ins Team zu integrieren, einen würdigenden Platz hier für mich zu finden, damit man mich eben nicht als die ,,zurückhaltende Neue" abstempelt. Klar, man kann jetzt sagen, dass das alles so seine Zeit braucht, bis sich alle an dich gewöhnen, aber gerade als ,,Neue" würde ich es für angemessen halten, wenn man mich an die Hand nehmen und führen würde.

Von so einigen Personen werde ich entweder komplett ausgeblendet, sprich: Die Person spricht jeden im Zimmer an, außer bewusst mich nicht. Oder ich werde schlichtweg ignoriert und in keinen Aktivitäten mit einbezogen. Wenn ich nicht selber auf die zugehen würde, säße ich den ganzen Tag im Dienstzimmer und würde nichts tun. Leider gibt es tatsächlich solche Tage, wo ich es versuche, aber auf Ablehnung und Apathie stoße.

Hiermit kommen wir auch zum Thema dieses Kapitels: Ablehnung.
Ablehnung in jeglichen Formen. Sei es durch direkte oder indirekte Ablehnung, in Form von unfreundlichen -im schlimmsten Falle sogar diskriminierende- Worten oder ablehnenden Blicken.

Ich hatte auch das ,,Glück", dass man mich hier in indirekte Form durch die bewusste Haltung ,,Es interessiert mich schlichtweg nicht, wie es ihr mit meinen ablehnenden Handlungen geht!", bezüglich meines Äußeren diskriminierte. Denn ich sehe definitiv nicht aus wie der ,,Standard-Deutsche" und stehe durch bestimmte Merkmale in meinem Aussehen hervor.

Da ich dies bereits kenne und gewöhnt bin, war es mir zwar egal aber an einem Nachmittag zuhause, brach ich doch in Tränen zusammen, weil ich keine Nerven mehr für all diese Ablehnung hatte. Über Diskriminierung möchte ich heute aber nicht reden, heute geht es durch Ablehnung in den oben genannten Formen.

Wenn ich oder viele andere, die dieselben Erfahrungen wie ich gerade machen, den Versuch wagen, an z.B. Alltagsaktivitäten am Arbeitsplatz teilzunehmen und direkt von Anfang an auf Ablehnung in respektloser Weise stoßen, kann das so vieles mit unserem Selbstbild machen. Vorallem bei Menschen, die keine so starke Resilienz besitzen oder in ihrem Leben generell oft schon auf Ausgrenzung, Ablehnung und subjektive Kritik stießen.

Mit (m)einer generalisierten Angststörung oder einer beliebigen psychischen Erkrankung nimmt es diese Erfahrungen nochmal auf ein ganz anderes Level, denn durch diese Erkrankungen ist das Selbstbild der Person bereits verzerrt und zerstört worden. Kommen dann noch solche Erfahrungen von Ablehnung auf die Person zu, kann sich dies wirklich kritisch auf die psychische Gesundheit auswirken.

Hier ein Überblick von meinen persönlichen Erfahrungen, wenn die verletzte Seele auf weitere Gleichgültigkeit stößt:

Haben die jetzt Recht mit ihrer Einschätzung von mir oder bilde ich mir das nur ein, weil ich ganz genau weiß, dass ich durch z.B. meine Depressionen da keinen Unterschied machen kann?

Bin ich wirklich mit meinem Abitur/Hochschulreife/MSA/EBBR, wofür ich jahrelang geackert habe, so nutzlos, dass mich jeder Betrieb und Träger ablehnt in meinen Bewerbungen?

Ignorieren die mich jetzt wirklich oder ist es meine Angst/Depression/Selbstzweifel, dass mir dies wieder einredet?

Ich fühle mich von den Personen, die eigentlich für mich verantwortlich sein sollten, weil ich noch so jung bin, allein und im Stich gelassen... Wieso schauen die mich so kritisierend und abwertend an? Oder wieso schauen sie mich gar nicht an? Gehöre ich hier nicht hin oder ist das eben mein Platz, die Normalität, die viele vor mir auch durch machen mussten? Es fühlt sich aber nicht gut an, ich fühle mich nicht gut.

Es ist so schwer für sich zu kämpfen. Vorallem wenn man mit Motivation, Aufgeschlossenheit und Freude an einem Arbeitsplatz ankommt, diese aber durch Ablehnung und Gleichgültigkeit zertrümmert wird. In mir macht sich dann immer ein Gefühl von Fremdscham breit, welches mich in meiner Identität und Gedankenstruktur zurückhält. Wie sollen ich bzw. Du und alle Menschen auf dieser Welt lernen, sich selber loyal zu bleiben und lieben sowie akzeptieren zu lernen, wenn die Umwelt einen immer einen Rücktritt in die Komfortzone gibt?

Deswegen bin ich der Meinung, dass wir füreinander ein offenes und willkommendes Klima aufbauen sollten, wo jeder lernt, dass sie in ihrer Individualität so gut sind, wie sie eben sind. Gleichzeitig stellt sich dies so schwer dar, wenn viele Menschen es nicht schaffen, von ihrer persönlichen Arroganz und Hochmut runterzukommen.

Bodenständig zu bleiben und jeden Menschen mit einem Lächeln zu empfangen, ist etwas, womit jede Person anfangen kann, ein willkommendes und empathisches Umfeld für die Menschheit zu schaffen. Oder im ersten Schritt einfach für ihr eigenes, soziales Umfeld.

Vielleicht würden wir damit bereits für allgemein ein besseres Zusammenleben auf dieser Welt sorgen können.

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