Akute Suizidalität + Klinikaufenthalt?
Bitte vorsichtig beim Lesen dieses Kapitels, da ich ganz rohe Gedanken von mir über dieses Thema hier schildern werde und dies den ein oder anderen unwohl fühlen lassen bis hin zu tatsächlich triggern kann! :)
-
Es ist kein Geheimnis für mich selbst, dass ich seit Wochen eine latente Suizidalität habe. Die latente Suizidalität begleitet mich aber phasenweise seit mein ca. 11. Lebensjahr schon, dementsprechend bin ich diesen Gefühlszustand bereits gewohnt oder kenne mich damit gut aus, sodass ich mich schnell davon differenzieren oder durch das Einordnen ,,Aha, okay, diese drängenden Gedanken sind wieder da. Lass dich davon nicht abschrecken." Nicht einschüchtern lasse.
Nun aber akut suizidal war ich letztens mit 18 Jahren, als ich intrusive Gedanken hatte, die so drängend waren, dass ich mich tatsächlich vor ein Auto beinahe geworfen hätte. Mein letzter richtiger und geplanter Versuch ist aber seit ca. 6 Jahren her, da war ich 13 Jahre alt. Insgesamt habe ich zwei geplante und durchgeführte Suizidversuche hinter mir (12. Und 13. Lebensjahr). Das in meinem 18. Lebensjahr, wovon ich dir gerade erzählt habe, war offensichtlich auch etwas Akutes, wo man mich bestimmt direkt in die Geschlossene gesteckt hätte, jedoch habe ich dies für mich behalten und erzähle es somit dir als allererste Person.
Dies ist etwas, was ich dir auf gar KEINEN Fall empfehle und dich davon bitte, kein Beispiel an mir zu nehmen. Sobald du merkst, dass du kurz davor bist, dir etwas anzutun, muss du bitte nach Hilfe direkt rufen. Ich habe ziemlich verantwortungslos gehandelt und wollte dir nur davon mal erzählt haben, um dir zu zeigen, dass ich definitiv trotz meiner Therapieerfahrung nicht perfekt bin und meine Fehler mache.
Lass uns also gemeinsam von meinem Fehler lernen und uns merken, dass wir auf jeden Fall nach Hilfe sofort rufen müssen, sobald wir latente Suizidgedanken oder konkrete Pläne haben, ja?
Wie ich zum Beispiel, weshalb ich dieses Kapitel schreibe und worüber sich dieses Kapitel hauptsächlich handelt. Ich war nämlich am Nachdenken, ob ich mich in eine Psychiatrie einweisen lasse. Ich merke nämlich, dass meine Suizidgedanken immer drängender werden und ich solangsam meine Kontrolle über meinen Handlungsimpuls verliere. Meine Therapeutin ist jetzt seit drei Wochen nicht da, ich sehe sie aber Dienstag wieder und werde es mit ihr dann direkt besprechen.
Schließlich muss unser Verhältnis auf Vertrauen, Offenheit und Ehrlichkeit basieren, damit ich von der Psychotherapie profitieren kann und sie richtig ihre Arbeit umsetzen kann.
Denn so ehrlich über die eigene Verletzlichkeit zu sein, kann manchmal echt richtig schwierig sein. Ich erwische mich oft selbst dabei, wie ich mich selbst anlüge über meinen Gefühlszustand und dies dann auch auf meine Freunde, Familie sowie Therapeutin übertrage. Deswegen ist dies auch ein Lernprozess für mich; Ehrlich über die eigene Gefühlswelt sprechen.
Vorallem Suizidalität. Ich habe das Problem, dass ich seit Ende Juli keinen Antrieb mehr für mein Leben finde. Ich beginne den Tag mit ,,Scheiße, was kommt heute auf mich zu?" Und mache mir direkt schon Sorgen und Druck wegen den nächsten Tag, dabei hat er heutige Tag noch nicht begonnen. Sowas zum Beispiel, verstehst du?
Ich habe eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellte letztens begonnen, wofür ich auch keinen Motivation finden kann. Die sind alle super lieb und freundlich, aber das ,,Problem" liegt bei mir. Ich zeige es denen nicht, die sind ziemlich begeistert von mir, aber innerlich bin ich total leer. Abgespalten von mir selbst und das Einzige, was ich mittlerweile nur noch fühle, ist ,,Ich werde mich umbringen. Ich muss nur herausfinden, wie.". Platz für Freude, Ärger, Frust oder Angst ist da nicht. Ich fühle wirklich nichts mehr.
Dass ich nichts fühle, kennst du ja schon aus viele meiner alten Kapiteln oder aus dem ersten Buch von mir. Das ist Typisch-PTBS. Aber diesen Zustand auszuhalten, ist echt eine harte Nummer. Vorallem in der Kombination mit suizidalen Gedanken. Die sind bei mir immer nur latent ausgeprägt gewesen, aber seit eine Woche nehmen sie an Intensität und Intrusitivität steigend zu, weshalb ich unbedingt handeln muss.
Entweder wird mir das regelmäßige Sehen meiner Therapeutin wieder Stabilität geben und diese Gedanken abschwächen oder es endet bei einem nächsten Klinikaufenthalt bei mir, das muss ich unbedingt in Auge behalten, kann mir aber vorstellen, dass eines davon der Fall sein wird. Ich halte dich da gerne auf dem Laufenden, um dir einen individuellen und realistischen Umgang mit solchen Themen innerhalb einer psychotherapeutischen Behandlung zeigen zu können.
Während ich dieses Kapitel schreibe, sind meine Gedanken wieder ganz drängend. Für jemand, der noch nie in diesem Gefühlszustand war, versuche ich das mal zu erklären. Für die, die diesen Gefühlszustand kennen, können mich gerne ergänzen.
Suizidalität ist immer ein Resultat aus einem nicht aushaltbaren psychischen Zustand. Wenn ein Mensch darüber nachdenkt, sich das eigene Leben zu nehmen, befindet sich diese Person sicherlich in eine für ihn auswegslose Situation, für die es keine Lösungen mehr zu geben scheint; außer der Tod.
Suizidalität kann somit auch ein Resultat aus tiefster Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit über den Verlauf des eigenen Lebens sein. Diese Gefühle sind oftmals so krass überwältigend, dass sie beinahe schon lähmend wirken und bei den meisten in dissoziativen oder destruktiven Zuständen enden. Eben, weil die Psyche nur ein bestimmtes Maß an Belastungen und Schwierigkeiten aushalten kann.
Der Akt an sich, ist immer ein Impuls. Die aufdringlichen Gedanken bis hin zu den ersten Überlegungen und dann das Schmieden der Plänen sind noch Dinge, die bewusst geschehen. Selbst dabei scheinen die meisten Betroffenen dennoch wie in einem ,,Trancezustand" zu sein, geleitet allein von ihren Gefühlen und geblendet von ihren tiefsten Gefühlen der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Die letztendliche Umsetzung und das Handeln ist dann etwas, was aus Impuls geschieht. Schließlich sind wir Menschen nicht mir der Konditionierung auf dieser Welt geboren wurden, um uns umbringen, sondern im Gegenteil, nach dem Leben zu streben und zu eifern.
Das ist auch einer der Gründe, weshalb viele alle Phasen seines Suizidversuches durchlaufen, diesen aber letztendlich oftmals nicht ausführen können. Das fühlt sich dann auch oft an wie ,,Ich habe nicht den Mut dazu gehabt. Irgendwas hat mich davon abgehalten.". Das ist einfach unser Überlebensinstinkt. Deswegen sage ich, dass der Akt an sich eine reine Impulshandlung ist.
Aus Impuls handeln, bedeutet aus einen klitzekleinen Moment der Überzeugung und Entschluss, wo die Entscheidung gefallen ist, zu handeln. Es ist dieser wirklich so kurze Moment, wo einem die Gedanken einreden, dass dies das Richtige ist und wodurch dann tatsächliche Suizidversuche leider geschehen.
Sprich, Suizidalität ist nicht das Typische, was man aus unseriösen Filmen kennt, wo alles extrem überspitzt und beinahe schon lächerlich dargestellt wird, sondern etwas, was sich leise anschleicht und dich in einem kurzen Moment von Stress, Reizen und Triggern zu Boden reißen kann.
Und ebenso etwas, was in 90% der Fälle im Stillen geschieht und kein anderer etwas vom Leid des Betroffenen mitbekommt, bis der Versuch gestartet und oft leider schon erfolgreich vollbracht wurde. Deswegen appelliere ich an jeden, in hohen Stressphasen und vorallem bei bereits vorbelasteten Menschen, immer ein Auge auf die Person zu halten oder einfach mal ein simples ,,Wie geht es dir gerade mit all dem ganzen Stress?" Auszusprechen.
Gegen Suizidalität einer Person kannst du in dem Sinne als Außenstehende aktiv nichts machen. Das, was immer gesagt wird, ist das, was ich dir gerade gesagt habe. Regelmäßiges Nachfragen bei den Betroffenen, Gesprächsraum anbieten (Achte da bitte auf deine eigenen Grenzen, da solche Gespräche und Themen oftmals außer Ruder in ihrer Intensität laufen können) oder den Betroffenen dazu ermutigen, sich professionell Hilfe zu holen, wenn nicht sogar anbieten, mitzukommen und das gemeinsam zu machen.
Wie viel du da jemanden anbieten kannst, ist deine Entscheidung. Jeder Mensch hat eine andere Belastbarkeit, von daher bitte ich dich darum, da gut auf dich selbst zu achten, wenn du jemanden mit suizidalen Gedanken, deine Hilfe anbietest. Man überfordert sich damit schneller, als man auf dem ersten Blick zu bemerken erscheint.
Suizidalität ist auch etwas, was phasenweise kommt und geht. Die grundsätzlichen Lebensumständen spielen da eine massive Rolle. Lebt jemand in schwierigen Umfelder, ambivalenten Beziehungen und ohne richtigen Tagesrythmus, sind die Risiken für solche Gedanken extrem hoch. Deswegen ist es immer empfehlenswert, eine Therapie zu beginnen, um solche Sachen aufzudecken und gemeinsam aufarbeiten zu können.
Schließlich kannst du der Suizidalität auch entkommen, auch wenn sie erstmal in ihrer Macht und Kontrolle angsteinflößend erscheint.
Ich biete mich hier auf Wattpad auch jederzeit für dich an, mit mir über solche komplizierten Gefühlszuständen zu sprechen und gemeinsam nach möglichen Wegen und Lösungen zu suchen, die du mit einer professionellen Person in deinem Leben dann weiter ausarbeiten und besprechen kannst. Ebenso biete ich auch einfach freien Raum an, über Probleme zu sprechen. Ihr kennt mich da ja schon, deswegen schreibe ich das Buch hier auch, um jeden anderen meine Hand hinhalten zu können und dir zu sagen:
,,Es kann alles besser werden. Vielleicht nicht jetzt und sofort, aber wenn wir gemeinsam schonmal anfangen den Mut zu finden und zu sprechen, bist du auf dem richtigen Weg. Ich glaube an dich."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top