Stolz

Die Untoten enterten die Schiffe und eliminierten deren Besatzung. Der Flussverlauf würde uns in zwei Tagen zu dem Schlachtfeld nach Minas Tirtith bringen. Zu meinem bedauern konnte ich die Zeit mit Lenya nicht unbedingt genießen, da sie schwer Seekrank wurde. Es war furchtbar, sich das hilflos mit ansehen zu müssen. Sie behielt nichts bei sich, fand aber auch keinen Schlaf. Stolz wie sie war, wollte sie kein Mitleid oder jemand an ihrer Seite, wenn sie über der Reling hing. Sehr blass saß sie wankend neben mir. Ich wollte etwas versuchen und griff vorsichtig nach ihrer Hand. Sie ließ mich gewähren. Ich suchte einen Punkt an ihrem Handgelenk. Ich spürte ihren Puls, doch das war es nicht, was ich suchte. Mit mäßigen Druck legte ich meinen Daumen auf eine bestimmte Stelle am Handgelenk, in der Hoffnung, das würde ihre Übelkeit mäßigen. Es schien zumindest soweit zu helfen, dass sie Schlaf fand. Sie schlief lange und viel. Ihr Körper wirkte ausgemergelt und ausgezehrt. Bald, so hoffte ich, könnte sie sich von den Strapazen des Ringkrieges erholen und zu ihrer alten Stärke zurückfinden. Ich blickte in die Ferne. Unser Ziel hörte ich bereits - den klirrenden Stahl des Krieges. Schweren Herzens wäre es nun recht bald soweit, da ich Lenya bitten musste, hier auf dem Schiff zu bleiben. Ich war mir sicher, dass sie das nicht tun würde. Ihr Eifer und Starrsinn ist ebenso groß, wie ich es von Menschen gewohnt war. Ich liebte und hasste diese Eigenschaft zugleich an ihr. Ich sah sie an und haderte mit mir selbst. Der Zwerg brach die Stille und brummte leise vor sich hin. „Du musst sie wecken. Sie muss sich auf den Kampf vorbereiten. Ich werde auf sie aufpassen Legolas." Der Zwerg hatte wohl oder übel genommen recht. Ich nickte zum Dank und er ließ mich mit meiner Geliebten allein. Sehr sanft streichelte ich ihr Haar und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Ihr Haut war etwas fahl und ihre Lippen spröde, da sie selbst das Wasser nicht bei sich behalten konnte. Sie war immer noch wunderschön, doch ihr Leuchten war nahezu erloschen. Sie öffnete ihre Augen und mit erschrecken stellte ich fest, dass nun auch ihre Augen trüber waren als gewöhnlich. Die Dunkelheit macht ihr zu schaffen, wie auch meinem Gemüt. „Hallo Melin. Es dauert nicht mehr lang, dann erreichen wir unser Ziel. Sag ... nützt es was, dich darum zu bitten auf dem Schiff zu bleiben?" Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und wirkte verärgert. „Nein!" sagte sie schlicht mit strenger Stimme. Ich ahnte es ja bereits. „Es wäre mir wahrlich lieber ... doch habe ich schon mit dieser Antwort gerechnet. Lenya du musst gut auf dich Acht geben! Ich werde immer in deiner Nähe sein und ein Auge auf dich haben, dennoch bitte ich dich inständig vorsichtig und nicht leichtsinnig zu sein! Ich bin es nicht gewohnt, dass man mir widerspricht. Schon gar nicht musste ich um irgendetwas bitten, doch bei dir sehe ich keinen anderen Ausweg!" Ihr Blick wurde weicher und verständnisvoller. Sie legte ihre Stirn an meiner: „Ich werde dich nicht enttäuschen und deiner Bitte nachkommen!" beteuerte sie. Ein wenig erleichterten mich ihre Worte. Ich reichte ihr einen Becher Wasser, den sie langsam austrank. Sie lehnte ihren Kopf an die Holzwand und wirkte erleichtert. Auch ich war erleichtert, dass sie endlich was bei sich behalten konnte. Ich holte Lembasbrot „Bitte Iss, damit du zu Kräften kommst. Es wird dir gut tun!" sagte ich fürsorglich. Ich selber biss einmal davon ab, was mir reichte, um satt zu werden. Nach 2 Tagen leeren Magen, schaffte sie glatt ein ganzes Brot für sich alleine. Sie wirkte satt und zufrieden. „Nun gut, dann rüsten wir uns für den Kampf." sagte sie entschlossen. Beim Laufen wankte sie immer noch ein wenig, aber solange sie nicht über der Reling hing, war ich zufrieden.

Aragorn warf den Anker und das Schiff wurde langsamer. Orks standen im Hafen und erwarteten natürlich ihre Verbündeten. Schadenfroh betrachtete ich deren entsetzte Gesichter. Ich liebte es Feinde zu entsetzen. Lenya grinste mich von der Seite an. „Treib es nicht zu bunt Meldo." Ich zwinkerte ihr zu. „Ich lasse dir schon noch was übrig." Auch der Zwerg war im Rausch. „Es ist genug für uns alle da." Wo er recht hatte ... . Wir 4 Sprangen über die Reling und hatten endlich festen Boden unter den Füßen.

Fälschlicherweise dachten unsere Angreifer, dass nur wir vier uns ihnen stellen würden. Doch sie wurden schnell eines Besseren belehrt. Aragorn führte uns Lebende an, denn trotz der Untoten gab es immer noch genug zu tun. Lenya kämpfte mit dem Schwert hervorragend. Dennoch blieb ich zur Sicherheit gerne in ihrer Nähe. Aragorn sah das wohl etwas anders, denn er befahl mir einen Olifant der außer Rand und Band war, zur Strecke zu bringen. Gimli kam zu mir. „Na los. Ich habe ein Auge auf sie." Das musste mir reichen. Abschätzend machte ich mir einen Plan, wie ich das Tier am schnellsten zu Fall bekommen würde.

Ich Provozierte den Olifanten, so konnte ich über seinen Rüssel und über die Stoßzähne an seine Beine geraten. Es Steckten so viele Pfeile in den Dickhäuter, dass ich daran hoch klettern konnte.

Ich hörte Lenya, die angsterfüllt meinen Namen rief. Ich musste mich vergewissern, ob es wegen meiner derzeitigen Situation war, oder ob sie in Gefahr war. Zum Glück war sie es nicht. Unbeirrt machte ich weiter. Einige Haradrim stellen sich mir in den Weg, doch sie waren keine Herausforderung im Vergleich zum Olifanten. Ich kappte den Gurt, der das Gerüst auf dem Rücken hielt. Damit hatte sich das Problem mit den Menschen schnell erledigt. Ich schoss 3 Pfeile gleichzeitig in den Kopf des mächtigen Tieres. Es starb augenblicklich im Laufen, stolperte und fiel zu Boden ohne lange zu leiden. Galant schlitterte ich über den Rüssel auf den Boden. Kaum hatte ich festen Stand, warf sich Lenya um meinen Hals. Da keine Feinde um uns waren, nahm ich sie in den Arm. „Ich hatte solche Angst um dich." flüsterte sie mit tränen erstickter Stimme. Ehe ich antworten konnte, merkte ich etwas nasse an meiner Hand, dann roch ich es – Blut. Ich drückte Lenya etwas von mir und sah ihre Wunde am Oberarm. „Ich hatte Angst um dich Melin, wohl zu recht ... sieh." Ihr schien die Verletzung selber noch nicht aufgefallen zu sein. Sie hielt ihre Hand drauf. „Das ist nichts ..." weiter kam sie nicht da Eomer laut ihren Namen schrie. Stürmisch umarmte er sie vor Freude. Doch auch ihm entging ihre Verletzung nicht. Wütend kam er auf mich zu. „Wie konntest du es nur zulassen, dass sie in die Schlacht zieht! Krieg ist Sache der Männer! Ich dachte ich hätte mich da klar ausgedrückt Legolas!" Ich unterbrach ihn unwirsch. „Schweig! Du weißt ebenso gut wie ich, dass niemand Lenya einsperren kann! Ich habe auf sie acht gegeben und bin selber über ihre Verletzung nicht erfreut! Dennoch bereue ich es nicht, denn sie hat sich erneut als hervorragende Kriegerin bewährt! Ihr solltet stolz auf eure Schwester sein, statt sie in einem goldenen Käfig sperren zu wollen!" Lenya trat an mich heran. „Danke! Ich danke dir dafür, dass du an mich glaubst und mich nicht verbiegen willst. Ich danke dir auch, dass du auf mich aufgepasst hast." Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. Anschließend richtete sie Worte an ihrem Bruder. „Eomer – DU warst mein Lehrer und hast mir alles beigebracht, dafür danke ich dir, denn damit hast indirekt du mir heute das Leben gerettet. Doch ich kann nicht dulden, dass du dem Prinzen, den Mann den ich liebe vor diktierst, was er mir zu erlauben hat und was nicht! Das will ich nicht noch einmal erleben!" Einsichtig nahm Eomer seine Schwester erneut in den Arm. Dieses mal etwas einfühlsamer. „Du bist alles, was mir noch an Familie bleibt Lenya." Schockiert sah sie ihren Bruder an. Mit trauriger Miene berichtete er ihr. „Unser Onkel – der König ist tot. Eowyn war auch in der Schlacht. Sie hatte den Nazgul besiegt und ihr Leben hängt am seidenen Faden."

Lenya begann zu taumeln und sah hilfesuchend zu mir. Sofort hielt ich sie fest. Tränen rannen über ihr Gesicht, unfähig etwas zu sagen. Ich war über ihren Zustand bestürzt. Sie hatte Blut verloren, wer weiß, wie lange schon und der Schock machte ihr zu schaffen. „Eomer sie muss schnell zu den Heilern! Bringt mich zu ihnen!" forderte ich ihn bestimmt auf. Er sah ein, dass es Eile hatte und zögerte nicht lange.

Aragorn selbst nahm sich Lenyas Wunde. Er reinigte sie und tat Kräuter hinein, die eine Verunreinigung ihres Blutes verhinderten. Sie war erschöpft und in einem Zustand zwischen Schlaf und wach sein. Sanft hob ich sie hoch und brachte sie in ein Zimmer, dass gleich neben Eowyn's Zimmer lag. Behutsam nahm ich ihre Rüstung ab. Mit viel Geschick schaffte ich es, sie zu entkleiden und ein Nachthemd an zu ziehen, ohne dass ich sie zu sehr vor meinen Augen entblößte. Sie war schutzlos und es lag mir fern, ihre Situation auszunutzen.

Man befehligte mich in die Königshalle, als ich gerade fertig war. Ich gab meiner schönen, schlafenden Geliebten einen Abschiedskuss und ging zur Versammlung.

Natürlich war ich glücklich, dass wir beide die Schlacht überstanden hatten, aber vorbei war das alles noch lange nicht. Das wurde mir spätestens dann bewusst, als Aragorn, der künftige König beschloss die Kräfte neu zu sammeln und mit den Männern von Gondor und Rohan vor das schwarze Tor zu marschieren. Es war ein Befehl, den ich befolgen müsste. Doch dieses mal würde ich nicht zulassen, dass Lenya sich dieser aussichtslosen Schlacht anschloss. Der Sieg war nicht das Ziel, sondern den Feind abzulenken. Sollte das alles Scheitern ... würde das mein Ende sein aber nicht Lenyas!

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