Reise

Die letzte Nachtruhe, die jeder auf seine Weise verbrachte, brach an. Ich verabschiedete meine Begleiter im Stall und ließ sie mit Nachricht an meinen Vater und mit meinem Pferd von dannen ziehen. Ich legte mir meine Waffen und Rüstung zurecht, ehe ich mich schlafen legte.

Seltsames geschah in der Nacht. Ich träumte, nicht einfach irgendwas, sondern von der Frau namens Lenya. Wieder und wieder sah ich ihr Gesicht, ihr Lächeln. Das war schon merkwürdig, denn nur selten träumte ich.

Ausgeruht brach die Gemeinschaft bei Tagesanbruch auf - gen Mordor. Es war ein langer Marsch, mit einigen Hindernissen und Hürden, bis wir überhaupt den Pass des Caradrahs erreichten. Ich lernte auf dem Weg meine Gefährten besser kennen. Ich musste auch feststellen, dass mir mein Ruf voraus eilte. Ich war noch immer der 'kalte Prinz', ein unfehlbarer Bogenschütze. Manche behaupteten sogar, ich wäre der beste Krieger Mittelerdes. 

Boromir suchte bei einen der gemeinsamen Nachtwachen das Gespräch mit mir. „Ist es wahr Legolas? Nach all den Jahren, hast du noch keine Frau gefunden, die es würdig ist, dein Herz zu gewinnen?" 

Er war ein neugieriger Mensch und ich hatte keinerlei Absichten, ihn an meiner Gefühlswelt teilhaben zu lassen. So lächelte ich nur schief und stellte eine Gegenfrage.

„Und du Boromir? Soweit ich weiß gibt es noch keine Erben von dir, dementsprechend keine Frau?" Ich habe einen wunden Punkt getroffen, das sah ich ihm an. 

Höhnisch lachte er. „Glaube mir Prinz, ich habe meinen Samen weit gestreut. Aber ja du hast recht, ich habe bisher keine Frau gefunden, die es würdig ist, mich zu heiraten. Ich spielte mit den Gedanken, eines der Rohanmädchen zu heiraten – Eowyn oder Lenya. Wobei Lenya nur Halbadlig ist aber dafür wunderschön. Sie hatten eine menge Verehrer und niemand wurde angenommen. Man beißt sich die Zähne an ihnen aus. Aber mein Freund ich habe überzeugende Argumente." sagte er und fasste sich höhnisch lachend in den Schritt. Er widerte mich an und ich hoffte inständig, dass keine der Frauen an ihn gebunden wird. Zumal Lenya scheinbar mein Interesse geweckt hatte. Aus seinen Worten schlussfolgerte ich, dass sie noch frei war. Ich hoffte einfach nur, sie eines Tages wiederzusehen. Ich lächelte als ich ihr Gesicht wieder vor mir sah.

„Ihr seid sehr schweigsam Prinz." stellte Boromir fest. 

„Stört es Euch?" fragte ich höhnisch, stand auf und ging. 

Ich bevorzugte doch eher die Gesellschaft von den Hobbits, Aragorn oder Gandalf. Auch Gandalf fragte mich, wie es mir in den vergangenen Jahren erging. Ich berichtete aber natürlich nur über die Fakten, denn auch er sollte meine Schwäche nicht anmerken. Gandalf nahm es so hin und bedankte sich für unsere Unterhaltung. 

Hoch oben auf dem Berg bei Schneegestöber konnte man keine Unterhaltung führen. Als Elb hatte man den Vorteil über Schnee laufen zu können und ein inneres Feuer zu haben, das ein stets warm hielt. Wir mussten diesen Weg einschlagen, da Crebain uns auskundschafteten. Von nun an wurde immer wieder versucht, uns alles so schwer wie möglich zu machen. 

Grausige Stimmen in der Luft versuchten den Berg zum Einsturz zu bringen und eine gewaltige Schneemasse fiel auf uns. Während über Alternativwege diskutiert wurden, half ich den kleinen Hobbits aus dem Schnee. Inständig hoffte ich, dass wir nicht durch die Mienen Morias gehen würden, doch so wurde entschieden.

Der Zwerg pries mir die Heimatstätte seines Vetters Balin bei jeder Gelegenheit an und ich konterte bei jeder Gelegenheit und offenbarte meinen Unmut. Doch es nützte alles nichts. Ich hatte mich dieser Gemeinschaft angeschlossen und würde ihnen folgen, wohin es auch gehen mag. Ich fürchtete nahezu nichts auf der Welt. So merkwürdig es auch klingen mag... Das Schlimmste, was mir passieren könnte, wäre ohne jemals die Liebe erfahren zu haben, zu sterben.

Der Einlass zu den Mienen war nun frei, doch uns erwarteten von Orks ermordete Zwerge. Ehe wir uns zur Umkehr entschließen konnten, wurde Frodo von einem Seemonster entführt. Wir streckten es nieder mit meinen Pfeilen und den Schwertern von Aragorn und Boromir. Das sterbende Monster ließ Frodo frei, brachte aber den Eingang der Miene zum Einsturz. Wir waren nun also gezwungen einen 4 Tagesmarsch durch die Mienen zum nächsten Ausgang zu wandern. Erfreuen tat mich das wahrlich nicht. Wir waren weit entfernt vom Licht der Sterne, welches ich so sehr liebte.

Zum Glück blieben wir lange unbemerkt. Gimli litt sehr unter der Ausrottung des Volkes Moria. Er tat mir sehr leid. Ich fühlte ihm nach. „Euer Verlust, Herr Zwerg, tut mir wirklich leid." versuchte ich ihn zu trösten. Erstaunt und dankbar sah er mich nur an.

Wir fanden die Grabstätte von Balin, an den ich mich auch noch aus früheren Zeiten gut erinnern konnte. Er war ein wahrlich weiser Zwerg. In dieser Grabkammer überkam mich ein ungutes Gefühl. 

„Wir müssen weiter! Wir sollten hier nicht verweilen!" flüsterte ich eindringlich Aragorn zu. Stumm nickte er. Doch es war zu spät. Pippin stürzte etwas in den Brunnen, was den Orks sofort verriet, dass wir hier waren. Es gab kein entkommen aus dieser Kammer, keinen Fluchtweg. Ich fürchtete keinen Kampf, doch es ging darum die Hobbits zu beschützen. Ich habe sie oft genug beim Training mit Boromir beobachtet. Sie waren grauenvolle Kämpfer. Wir verbarrikadierten uns so gut es ging, bereit den Orks und Höhlentroll zu bekämpfen. Doch nüchtern betrachtet, mussten es sehr viele Orks sein. Immerhin haben sie die Zwerge abgeschlachtet und Zwerge sind nicht leicht zu besiegen, das musste man diesem Volk ja lassen. Gimli brodelte vor Kampfeslust und Gelegenheit, sein Volk zu rächen.

Das Holztor hielt nicht lange stand. Pfeil um Pfeil schoss ich ab und tötete mit jedem Schuss. Ich versuchte die Hobbits zu schützen und den Troll zum fall zu bringen. Jeder Pfeil traf, was einen normalen Wesen den Tod gebracht hätte, doch nicht diesem Troll. Nach dem fünften Pfeil brachte ich ihn zum Fall. Meine Gefährten hatte ganze Arbeit geleistet. Wir hatten einen Moment Zeit zum Verschnaufen und um Frodo aufzusammeln. Dank seines Mitril Hemdes blieb er unverletzt.

Wir eilten aus der Kammer auf dem Hauptweg um unseren Weg zum Ausgang zügig fortzusetzen. Es brauchte nicht lange, da waren wir umzingelt von Orks. Es waren hunderte, gegen die wir nichts ausrichten konnten. Doch ich hörte, wie sich unsere Rettung und schlimmster Albtraum zugleich uns nährte. Die Orks flohen, denn auch sie fürchteten, was ich fürchtete – ein Balrog. Ein Dämon der Finsternis. Wir rannten, das einzige was wir tun konnten. Der Abstand wurde immer kleiner.

Auf der Brücke von Khaza Dum stellte sich der tapfere Zauberer dem Dämon in den Weg. Das Unglaubliche geschah – er stürzte ihn in die Tiefe und Gandalf mit ihm. Der Zauberer zahlte einen hohen Preis dafür, dass der Rest der Gemeinschaft weiter ziehen konnte. 

Konzentriert darauf, Orks abzuschießen, die uns die letzten Meter zum Ausgang den Weg erschwerten, hatte Trauer gerade keinen Platz.

Draußen unter der sicheren Sonne, wo sich die Orks nicht hin trauten, brachen die Hobbits unter Tränen zusammen. Auch ich sackte in mir zusammen, von der Trauer im Herzen überwältigt. War es mein Schicksal, meine Freunde nach und nach sterben zu sehen?

Aragorn drängte, dass wir aufbrechen und die sicheren Wälder Loriens aufsuchen sollten. Allen Überlebenden kostete es viel Kraft, mit der Last der Trauer eiligen Schrittes weiterzureisen.

Gerade als die Sonne unterging erreichten wir die Grenzen und wurden eher weniger herzlich von den Wachen begrüßt. 

Haldir erkannte mich: „Legolas, du bist willkommen mein Freund." 

Nun war es an mir, ihn gnädig zu stimmen, was meine Gefährten anbelangte. Gemeinsam mit Aragorn baten wir ihn uns zur Herrin zu bringen. Er wollte nicht, dass die Gefahr in sein Land eindrang. Niemand konnte das mehr verstehen als ich. Doch mein Freund ließ sich zu unserem Glück überzeugen. Ich vernahm die Stimme Galadriels in meinem Kopf und glaubte auch, dass das der Grund war, warum Haldir uns zu ihr brachte. Endlich standen wir vor Galadriel und Herrn Celeborn. Sie wollte von mir hören, weshalb Gandalf nicht die Grenzen Loriens überschritten hatte. Schwermütig antwortete ich ihr. Meine Trauer war zu stark und so wurden meine Worte von den Gefühlen geleitet. „Er wurde zugleich von Schatten und Flamme genommen. Ein Balrok. Denn unnötigerweise gingen wir in die Tiefe von Moria." Galadriel redete mir gut zu. Der Zwerg sah furchtbar aus, zerfressen von der Trauer und Vorwürfen, die ich ihn machte.

„Liebe ist verwoben mit Trauer." sagte die Herrin des Lichts abschließend. Auch diese Worte nahmen mich sehr mit, was ich vor meinen Gefährten verbergen musste. Begleitet vom Klagelied für Gandalf wurden wir zum Nachtlager gebracht. Auch diese Nacht träumte ich von ihr, wenn auch mit Trauer im Herzen. Sollte ich sie wirklich finden? 

Beim Abschied am nächsten morgen, sprach die Herrin genau das in meinem Kopf an. 'Du wirst sie finden Legolas. Recht bald, wirst du die Liebe erfahren und Entscheidungen treffen müssen. Leb wohl Legolas, Thranduils Sohn.' Sie überreichte mir einen Bogen aus ihrem Volk als Abschiedsgeschenk. Er war einfach perfekt.

Ich teilte mir mein Boot mit Gimli, der selig vor sich hin lächelte. Er bekam eine Strähne der Herrin, was von nun an sein wertvollstes Gut war. Immer wieder dachte ich über ihre Worte nach, über die täglichen Träume, über Lenya.

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