getrennte Wege

Wir beide lagen halbnackt aneinander geschmiegt im Bett und fanden keinen Schlaf. Ein bevorstehender Kampf bereitete mir in der Regel keine Probleme, doch meine Sorge um diese schöne Frau hielt mich wach. Lenya's Sorgen konnte ich mehr als erahnen. Ich versuchte sie zu besänftigen und sprach ihr gut zu. Mitten im Satz verstummte ich. „Was ist los? Was hast du gehört Meldo?"

Ich konnte ihr nicht antworten. Stattdessen sprang ich auf und suchte meine Sachen zusammen. „Steh auf und zieh dich an Lenya." Irritiert sah sie mich an. Ich nahm ihre Hand und fasste einen spontanen Entschluss. „Ich möchte, dass du mit mir kommst Melin! Wirst du mir folgen?" Nun sprang sie auch auf und sagte mit fester Überzeugung: „Ja! Wohin dein Weg dich auch führen mag, ich werde dir folgen! Das tue ich lieber als mit Ungewissheit auf dich zu warten!"

Das war mein tapferes Mädchen. Ich reichte ihr ihre Waffen, da sie mit dem Anziehen länger brauchte als ich. „Hol Gimli! Ich mache die Pferde bereit." rief ich ihr im Gehen zu.

Geschwind sattelte ich die Pferde, als ich König Theodens wütende Stimme hörte.

„Nein Lenya, du bleibst! Du musst Rohan und Edoras verteidigen, wenn ich fallen sollte! Bei all der Liebe, vergiss deine Pflichten nicht!" Niemand sollte so mit einer Frau reden und schon gar nicht mit Lenya. Ich drückte Gimli die Zügel in die Hand mit den Worten: „Halte dich bereit! Wir werden Aragorn folgen!" Zügig folgte ich der Stimmen vom König und Lenya. „Onkel, ich verzichte auf den Thron! Meine Geschwister sollen meine Nachfolge sein! Solltet Ihr mein Herr fallen, soll Eomer König werden. Sollte er auch fallen, soll Eowyn meinen Platz einnehmen!"

Ich war am Zelt angekommen, stürmte aber nicht hinein, da ich seine Antwort noch hören wollte.

„Lenya, ich weiß wirklich nicht, was ich mit dir machen soll?! Du bist so ganz anders als ein Eorlinga. Du bist mehr wie ein Mensch aus der Seestadt, wie dein Vater. Jahrelang habe ich versucht, eine Prinzessin Rohans aus dir zu machen, doch es scheint wohl vergeudete Zeit gewesen zu sein. Bei deinen Geschwistern kann ich mir wenigstens sicher sein, dass nur das Blut der Eorlingas durch deren Adern fließt." Ich war wütend, im Begriff hinein zu gehen und dem König meine Meinung zu sagen, doch Lenya kam mit festen Schritt und letzten Worten heraus. „Dann sei es so Onkel! Lebt wohl!" sie lief in mich hinein. Nachdem sie erkannte, wen sie nahezu umrannte, schlang sie ihre Arme um meinen Hals. Sie suchte Trost bei mir und ich gab ihr den vom ganzem Herzen. Theoden stürmte auch aus dem Zelt. Sein Blick verfinsterte sich bei meinem Anblick. „Das ist alles nur Eure Schuld." zischte er. Ich wollte ihm etwas entgegnen, doch wir hatten keine Zeit mehr dafür. Auch Lenya hinderte mich daran. Sie nahm meine Hand und ging vorweg mit den Worten. „Ich habe mich verabschiedet. Wir können gehen Meldo."

Sie war und bleibt eine starke Frau. Sie hatte mehr und vor allem besseres verdient!

Zielstrebig liefen wir zu den Pferden und dem verdutzt dreinschauenden Aragorn. „Wir werden dich begleiten!" erklärte ich schlicht und kurz angebunden. Mein Freund wollte protestieren, doch auch Gimli machte deutlich, dass das zwecklos sei. Ich hob meine Melin aufs Pferd und stieg hinter ihr auf. Zu viert machten wir uns auf dem Weg zur Straße des Dimholt. Es war ein gefährlicher und unheilvoller Weg mit einer düsteren Vergangenheit. Warum hatte ich nur beschlossen Lenya mit zu nehmen? Ganz ungefährlich war dieses Unterfangen nicht aber ein Gefühl sagte mir, dass das noch der sicherste Weg für sie wäre. Ich hatte Angst, dass sie morgen beim Aufbruch in die Schlacht sich unter die Krieger gemischt hätte und allein, ohne mich oder meinen Schutz in den Krieg gezogen wäre. Dann war also das das geringere Übel, zumal ich für uns gute Chancen ausmalte, mit Gondors Thronfolger an unserer Seite.

Gimli versuchte seine Angst zu verbergen, doch es gelang ihm nicht. Er spürte, wie jeder von uns, die Anwesenheit der Toten. Lenya begann zu frieren, was ich zu verhindern versuchte. Ich rückte näher an ihr heran, um sie mit meinem Körper zu wärmen. „Was wird uns erwarten Meldo?" fragte sie mich mit bebender Stimme. Alle sahen mich interessiert an und so begann ich von der Legende, die der Wahrheit entsprach, zu berichten. Hier und da durchlief ihr ein Schauer, ob nun aus Furcht oder wegen der Kälte. Es tat mir sehr leid, nicht mehr für sie tun zu können. Meine Gedanken wanderten. Ich sah uns beide, eng aneinander gekuschelt, vor einem lodernden Feuer küssend und liebend liegen. Ich hielt an den Gedanken fest, bis mich Lenya mahnend ansah. Ich wusste nicht was sie hatte, bis sie eine Augenbraue hochzog. Jetzt begriff ich erst, dass bei meiner blühenden Phantasie auch meine Erregung aufblühte und sie die zu spüren bekam. Das machte mich doch jetzt etwas verlegen. Ich räusperte mich, senkte mein Haupt und murmelte ein „Verzeihung". Lächelnd nahm sie das an und richtete ihren Blick nach vorne. Einen Moment später sah sie mich erneut grinsend an. „Entschuldige dich nicht dafür." sagte sie leise aber auch etwas belustigt. Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Irgendwann werde ich mit den Entschuldigungen aufhören." erwiderte ich ebenfalls leise und schmunzelnd.

Unsere Pferde wurden zunehmend unruhiger, so dass ich vorschlug ab zu steigen und zu Fuß den Eingang zur Höhle zu suchen. Ich sah ihn bereits und unsere Pferde spürten den Tod. Butterblume und Brego rissen sich los und suchten das Weite. Ich musste Lenya beruhigen, die sich Sorgen um ihr Pferd machte. „Ihr wird es gut gehen Melin. Sie kennt den Weg nach Hause und wird auch nicht in die Schlacht ziehen!" Meine Worte zeigten Wirkung. Entschlossen betrat ich mit Lenya an der Hand die Höhle der Untoten. Grüner, dichter Nebel zog sich um uns und nahm bei Gimli die Gestalt von Händen an. Krampfhaft versuchte er diese weg zu pusten, was nur mittelmäßig gelang. Lenya's Finger verkrampften sich und drückten fester meine Hand. Zugegeben schmerzte es ein wenig, doch ich ließ mir nichts anmerken. Dann endlich nahm der König der Untoten Gestalt an. Er warnte uns erneut, wie die Innenschrift über den Eingang, dass Lebende hier nichts verloren hatten. An mich gewandt ergänzte er Höhnisch. „Ihr könnt eure Liebste nicht retten." und wollte nach Lenya greifen. Schnell zog ich einen Pfeil und schoss durch den Kopf des Untoten. Man konnte sie wirklich nicht töten, aber ein Versuch war es wert. Wie sollte ich sie beschützen, wenn unser Vorhaben scheitern würde? Aragorn war es, der mit dem neu geschmiedeten Schwert – sein Erbstück, den König aufhielt und ihm erklärte, weswegen wir gekommen waren. Er war sehr überzeugend, majestätisch und würde eines Tages ein guter und gerechter König werden. Doch all seine Redekunst brachte nichts, denn die Untoten verschwanden und zwangen uns mit einer Lawine aus Totenschädeln zum Ausgang. Wir schafften es rechtzeitig. Erleichtert nahm ich meine Schöne in den Arm. Ich hätte es mir niemals verzeihen können, wenn ich sie nicht hätte beschützen können.

Aus Erleichterung wurde Verzweiflung als ich am Horizont die vielen Corsarenschiffe ausmachte. Aragorn sah sie ebenfalls und ging in die Knie. Noch nie habe ich ihn so verzweifelt gesehen, wie in diesem Augenblick. Er brauchte meinen Trost, meinen Beistand als Freund. Sachte ließ ich die schöne Frau in meinen Armen los, ging zu ihm rüber und legte meine Hand auf seine Schulter. Gimli tröstete sich bei Lenya, was ich nicht sonderlich gerne sah. Wohl oder übel genommen hatten sich die beiden ganz gut angefreundet.

Lange bevor meine Gefährten es merkten, spürte ich den hauch des Todes. Es grenzte an einem Wunder, dass die Untoten auftauchten, es sich scheinbar überlegt hatten und Aragorn die Treue schwörten. Das Blatt hatte sich gewendet – zu unseren Gunsten. Nun konnten wir also doch noch den Auftrag von Elrond ausführen und vielleicht damit nicht nur Gondor sondern auch Arwens Leben retten. Es betrübte mich sehr zu hören, dass ihr Leben am Seidenen Faden hing und am Schicksal des Ringes gebunden war. In gewisser weise war Lenya's und meine Zukunft ebenfalls davon abhängig. Es gab immer mehr Gründe sich Sauron zu widersetzen und zu vernichten.

Glücklich über diese Wendung umarmte der Zwerg meine Schöne. Ich klopfte ihm auf den Rücken, was ihn grimmig aufblicken ließ, da er genau wusste, was ich damit andeuten wollte. Auffordernd sah ich ihn eindringlich mit zusammengekniffenen Augen an. Mürrisch brabbelnd ließ er die lachende Lenya los. Aragorn und Gimli gingen vorweg, während ich mit ein wenig Abstand und Lenya folgte.

„Du bist nicht auf einen Zwerg eifersüchtig?" fragte sie lachend. Mit einem mal verstummte sie und sah mich mitleidig an. „Ich bin nicht SIE Meldo! Ich liebe allein dich. Das wird kein Mensch, kein König, kein anderer Elb und auch kein Zwerg ändern! Vertrau mir!" bat sie mich am Ende. Kopfschüttelnd strich ich über ihren Handrücken. „Ich vertraue dir, aber nicht den Zwergen. Sie sind in vielerlei Hinsicht gierig! Verzeih, dass ich manchmal etwas überreagiere. Doch das tue ich nur, weil du mir so wichtig bist!"

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