Alte Klasse, Loot für die Welt und Erinnerungen die Zweite
Freitag
Ich ging gerade aus dem Krankenhaus, wo mir die Fäden gezogen worden waren. Von der Platzwunde, die Mandy mir in damals in München verpasst hatte, würde eine schmale, lange Narbe, direkt unter dem Haaransatz bleiben, aber die wusste ich zu verdecken. Ein leises Lachen stieg in meiner Kehle auf. Damals. Das klang, als wäre es Jahre her und ganz ehrlich? So fühlte es sich auch an. Aber es waren erst zwei Wochen.
Ich ging über den Alex zum Mediakraftbüro. Die Jungs streamten wahrscheinlich schon und da keiner etwas dagegen gehabt hatte, durfte ich dabei sein. Aber als ich auf dem Alex ankam, wünschte ich mir, ich wäre nicht hier lang gegangen. Denn am Rand sah ich die Leute, die ich eigentlich nie hatte wiedersehen wollen. Meine alte Klasse aus München. Mein Wolf zog die knurrend die Lefzen hoch. Ich bemühte mich, ruhig zu bleiben und sie nicht zu beachten. Aber anscheinend bemerkte ausgerechnet Mandy mich. "Na, wenn das mal nicht Lena ist. Was machst du denn hier in Berlin? Lebst du hier in einem Waisenhaus, weil die aus München dich raus geworfen haben?", fragte sie hämisch. 'Ach Scheiß' drauf. Der werd' ich's jetzt mal ordentlich zeigen', dachte ich mir und drehte mich zu ihr um. "Waisenhaus? Ist das nicht dein Zuhause?", gab ich bissig zurück. "Oh, da hat wohl wer Mumm", sagte ein Junge. Sein Name war Armando. Er war schon immer ein Arsch gewesen. "Ich hab nicht Mumm. Ich weiß nur, wie weit ich gehen kann, ohne das ich eine Anzeige riskiere", erwiderte ich spöttisch. "Ach ja?", fragte er großkotzig. "Ja. Und wenn du nachher noch laufen können willst, lässt du deine Hände schön bei dir", sagte ich warnend und jeder schalkhafte Ton wich aus meiner Stimme. Ich war einfach nur sauer. "Ach ja? Und was willst du tun, wenn ich sie nicht bei mir lasse?", fragte er böse grinsend. "Ich warne dich jetzt das erste und letzte mal. Ich habe den 2. Meistergrad in Kickboxen, ich weiß, wie ich mich verteidige. Und ich weiß, wie ich dir das Genick brechen und es wie Notwehr aussehen lassen könnte", sagte ich und baute mich vor ihm auf. Da kam mir mein Körperwuchs von 1,70 m sehr gelegen. Armando wurde ein wenig unruhig, lies sich jedoch nichts anmerken. Ich bemerkte es nur an seinem Geruch und seinem verschnellerten Herzschlag. "Hör mir zu, Kleine. Du-", fing Armando an, doch ich unterbrach ihn direkt, indem ich ihm in die Eier trat. Er hatte meinen Hintern und meine Brüste angegrabst. Gleichzeitig! Mandy keuchte erschrocken auf, als Armando in die Knie ging und seine Eier hielt. Ich beugte mich ganz dich zu ihr und sagt: "Wenn du noch einmal versuchst, mich zu beleidigen, werde ich nicht so freundlich sein wie bei Armando." Damit drehte ich mich um und ging gelassen zum Mediakraftbüro. Bevor ich die Tür jedoch aufschloss (Flo hatte mir zum Wohnungsschlüssel dazu auch noch den Schlüssel für die UWG und das Mediakraftbüro gegeben.) hörte ich Mandy noch zu jemandem aus meiner ehemaligen Klasse sagen: "Ich wüsste zu gerne, in welchem Waisenhaus sie lebt, damit ich da anrufen kann." "Weißt du es denn nicht?", fragte die Person, Aileen, zurück. Ich hielt inne und lauschte weiter. "Sie wohnt bei ihrem Bruder, LeFloid." Mandys ungläubigen Ausruf konnte ich über dem gesamten Alex hinweg hören. Grinsend schloss ich die Tür auf und ging das Treppenhaus nach oben.
Ich klopfte kurz an die Tür und schloss dann auf. Und stieß fast mit Rick zusammen. "Ups", sagte ich entschuldigend. "Nicht schlimm. Flo hat schon gefragt, wo du bleibst", antwortete Rick, während ich mir die Schuhe und die Jacke auszog. "Dann sag dem lieben Fluff bitte, das sein kleines Schwesterchen endlich da ist und nur...", kurz sah ich auf meine Armbanduhr, "fünfzehn Minuten zu spät ist." Rick fing an zu lachen und ich grinste mit. Dann gingen wir zu den anderen. Ich konnte es mir nicht verkneifen und sprang Flo auf den Rücken. Der schrie vor Schreck auf und fiel hin. Ich lachte und drückte ihn einmal kurz, bevor ich mich auf den Sessel fallen ließ. "Du kannst froh sein, das wir noch nicht angefangen haben", grummelte er. Ich riss gespielt ungläubig die Augen auf. "Aber wolltet ihr nicht um 7 anfangen?", fragte ich. "Hat sich verzögert", sagte Frodo. Ich zuckte mit den Schultern und machte es mir auf dem Sessel bequem. "Sind alle da?", fragte Steve. Von allen kam eine Bestätigung. Zum Spaß sagte ich: "Nee, ich stehe noch im Hausflur." Flo grinste, weil er wusste, worauf ich anspielte.
Gestern nämlich hatte ich den Müll raus gebracht und weil Flo nicht gewusst hatte, das ich meinen Schlüssel nicht mit hatte, hatte er die Tür zugemacht. Fluff hatte allerdings, als ich wieder drinnen war, nichts mehr zu lachen gehabt, weil ich ihn die ganze Zeit beim Drehen geärgert und abgelenkt hatte.
Frodo sah uns verwirrt an. Ich winkte ab: "Geschwisterliche Rangeleien." Da mischte Jako sich ein: "Hey, deine Fäden sind gezogen worden!" "Ja, gerade eben", antwortete ich. Rick umarmte mich von hinten (Über die rechte Armlehne. Hinter mir war die Wand). "Das ist super!", rief er aus und über seine kindliche Freude musste ich lachen. "Also, ich hol mir ne Mate, bevor das hier losgeht", sagte ich und wand mich aus Ricks Armen, der sich gerade nen Spaß daraus machte, mich fest zuhalten. "Nein, Rick, stop!", lachte ich und konnte ihm entwischen. Schnell lief ich in die Küche, wo ich ausrutschte und mich erstmal spontan auf den Boden pflanzte. Ich war nämlich mit Vollkaracho gegen den Tisch, den Kühlschrank und die Wand gelaufen. Und schön dazwischen durch. Wie so'n PingPong-Ball. "Aua", sagte ich und rieb mir die die linke Hüfte, die die Bekanntschaft mit der Tischecke gemacht hatte. Vorsichtig stand ich auf und nahm mir ne Mate aus dem Kühlschrank. Dann ging ich zurück, wo Flo vor meinem Platz saß und davon laberte, wie nervös sie waren. "Flooooo?", fragte ich ganz lieb. "Jaaaaa?", fragte er genauso zuckersüß zurück."Geh weg", sagte ich. Flo grinste: "Nö." "Pff. Deine Schuld", sagte ich und stieg über ihn hinweg auf meinen Platz, wobei ich es mir nicht nehmen ließ, ihm mit meinem Fuß eine Kopfnuss zu verpassen - die eigentlich nicht mal beabsichtigt war."Hey", rief er aus. "Wie gesagt. Deine Schuld. Wenn du nicht weggehst", sagte ich schulterzuckend und trank aus meiner Mate. Bevor Flo sich jedoch irgendwie rächen konnte, fragte ich ihn: "Hast du ne Idee, was ich zeichnen kann? Ich muss irgendwas machen." "Du könntest doch uns als Gruppe zeichnen", meinte er. Ich überlegte. "Okay. Aber dann bräuchte ich ein Foto von euch." Und nachdem ich kurz Luft geholt hatte, rief ich: "BERLINER CLUSTER! ANGETRETEN!" Und wie ich es mir erhofft hatte, sahen mich alle an, beziehungsweise, kamen in den Raum. "Könnt ihr euch als Gruppe aufstellen, ich will ein Foto machen", sagte ich, während ich meine Mate abstellte und mein Handy aus der Hosentasche zog. Die Jungs posierten und ich machte ein Foto. "Danke. Jetzt brauch ich nur Papier zum zeichnen, eine Unterlage, Bleistifte und Radiergummis", sagte ich.
Es war inzwischen 3 Uhr nachts und ich saß noch immer auf dem Sessel, nur in einer anderen Position. Meine Beine hingen über der linken Armlehne runter und das Klemmbrett lag auf meinen Beinen. Auf der Zeichnung hatte ich die Jungs inzwischen als Skizzen auf dem Papier. Nun würden die Körper und Gesichter detaillierter ausgearbeitet werden. Danach wäre dann die Kleidung an der Reihe. Anschließend würde ich dann die Schatten zeichnen und die letzten Fehler ausbessern. Ich seufzte und fing bei Flo an. Besagter saß gerade mit Frodo vor der Konsole und zockte was-weiß-ich. Ich hatte nicht aufgepasst. "He, Lena", sagte dann der Hobbit. "Was?", fragte ich und rieb mir den Nacken, da er vom runter gucken schmerzte. "Willst du nicht langsam mal schlafen gehen?", fragte Flo anstelle des Hobbits, der wahrscheinlich das selbe hatte fragen wollen, da er zustimmend nickte. "Jo", murmelte ich und schaute endlich hoch. Als sich meine Augen auf Frodo fokussierten konnte ich sehen, wie meine Augen sich scharf stellten. Sie brauchten 5 Sekunden. Lang im vergleich dazu, das sie eigentlich nicht mal ein Viertel einer Sekunde dazu brauchten. Endlich konnte ich die zwei ansehen. Beide brachen in einem spontanen Lachanfall aus. "Du siehst so-", fing Flo an, aber ich unterbrach ihn, indem ich unglaublich gähnte. Dabei knackten sogar meine Kiefer. Als ich fertig war, leckte ich mir einmal kurz über die Lippen. Kurz blitzte eine Erinnerung auf.
Das Blut meiner Beute klebte noch immer an meinen Lefzen und schnell leckte ich es ab.
Ich gähnte noch einmal, dann stand ich auf, bevor noch jemand etwas sagen konnte. Alle sahen mich perplex an. Es schien, als wenn mit diesem riesigen Gähner ein Damm gebrochen worden wäre, denn nun konnte ich nicht mehr aufhören. Noch einmal gähnte ich, bevor ich wankend aufstand - wobei ich mir vorkam, als hätte ich zu viel Wodka getrunken. "Ich geh schlafen", sagte ich und ging - halbwegs sicher - zur Tür. "Peace", sagte ich noch, mit beiden Händen das Peace-Zeichen neben meinem Kopf machend. Mit schlurfenden Schritten ging ich ins Wohnzimmer, wo die Jungs mehrere Betten aufgestellt hatten, damit wir auch zwischendurch pennen konnten. Ich schnappte mir ein Kissen und eine Decke und warf mich aufs Sofa. Innerhalb von Sekunden war ich auch schon eingeschlafen.
Ich lief mit leichten Pfoten über die Steppe, die Jagdpatroullie so dicht hinter mir, das sie mir fast an der Rute klebten. Und ich konnte sie nicht mal anknurren, da ich sonst Gefahr lief, die Beute zu verscheuchen. Wir hatten uns ein Mammut als Beute ausgesucht. Es war groß, alt und langsam - perfekt für die Jungtiere, die mich begleiteten. Es war ihre erste Jagd, nur Miatî war schon erfahren im jagen. Das Mammut würde für heute reichen. Vorsichtig pirschte ich mich voran, schlich in den Wald und wuchs auf die Größe meines Varitay an. Das Mammut bemerkte uns nicht und so schlich ich mich durch den Wald an. Ich wollte es vom Rest der Herde trennen, um es den Jungtieren leichter zu machen. Als sich mir eine günstige Gelegenheit bot, sprang ich aus dem Gebüsch und versetzte die Herde in Panik. Dabei fiel es mir leicht, das alte Mammut von der Herde zu trennen und zu der Patroullie zu scheuchen. Die Jungtiere zwangen es durch Drohgebärden stehen zu bleiben, wodurch ich die Möglichkeit hatte, auf den Rücken des Tieres zu springen. Ich verwandelte meine Vorderpfoten in Eulenklauen und hielt mich im Fell fest, während ich mit mehreren Bissen das Genick zerbiss. Fast sofort brach die Beute zusammen und ich sprang von Rücken des Tieres, wobei meine Klauen wieder zu Pfoten wurden. Die Jungtiere packten die Beute und begannen, sie gerade zum Clan zerren, als ich im Wald ein Knacken hörte und schnell in die Richtung sah. Ich erspähte noch einen Schemen, der sich in den Schatten des Waldes versteckte. "Miatî", sagte ich. "Ja, Alpha?", fragte sie, durch das Fell im Maul gedämpft. "Bring mit den Jungtieren die Beute zum Clan. Ich komme später nach", sagte ich und setzte mich in Bewegung. "In Ordnung", hörte ich Miatî noch sagen, bevor sie die Beute wegzerrten. Vorsichtig trat ich in den Wald, die Ohren lauschend aufgestellt und jede Geruchsspur einatmend. Dann roch ich, was ich vorhin gesehen hatte. Meschakìs. Baumläufer. Sie liefen auf zwei Beinen und als ich das letzte mal einen gesehen hatte, lebten sie noch in den Bäumen, daher auch der Name. Es waren 7 oder 8 Meschakìs, die sich um mich herum in den dunklen Schatten und hinter den Bäumen versteckt verteilt hatten. Ich stieß ein tiefes Knurren aus. Es sollte ihnen sagen, dass ich wusste, das sie da waren. Dann drehte ich mich um - die Ohren aufmerksam zuckend - und ging wachsam aus dem Wald. Ich hörte die Herzschläge der Meschakìs. Plötzlich brach eins brüllend aus dem Gebüsch vor mir, in den Vorderpfoten einen spitzen Stock. Es war mehr ein Welpe als ein Jungtier, noch nicht ausgewachsen. Knurrend stellte ich mein Fell auf. Zeigte meine Zähne, machte Drohgebärden. Das Meschakì-Junge zitterte, packte aber den Stock fester und wollte zustechen. Ich packte den Stock mit den Zähnen und entriss ihn den Pfoten des Jungtiers, wobei es stürzte. Die ausgewachsenen Meschakìs flohen. Nur das Jungtier blieb vor mir sitzen, die Augen vor Angst weit aufgerissen. Es roch - ja, stank geradezu - nach Angst. Das Blut meiner Beute klebte noch immer an meinen Lefzen und schnell leckte ich es ab. Ich knurrte es noch einmal an und wollte mich wegdrehen, als das Jungtier anfing zu weinen. Es erinnerte mich an die herzzerreißenden Laute, die meine Jungen immer von sich gaben, wenn ich auf die Jagd musste. Verwundert sah ich es an. Es war also doch ein Welpe. Dann ging ich langsam zu ihm und schnupperte. Es war ein Männchen. Als es meinen Atem spürte, zuckte es zurück. Ich umkreiste es einmal und wollte schon gehen, als ich ein ziepen an meiner Rute spürte. Schnell drehte ich mich um. Der Meschakì-Welpe hatte an den Haaren meiner Rute gezogen! Aber ich konnte ihm nicht wirklich böse sein. Es sah hilflos aus. Ich ging wieder zum Welpen und stupste es mit der Nase an. Es sah mich mit geröteten Augen an. Ich ging ein paar Schritte und sah den Welpen dann auffordernd an. Mit tapsigen Schritten stand es auf und hielt sich an meinem Fell fest. Dann ging ich zum Clan zurück, mit der Absicht, den Welpen groß zuziehen.
"... Schläft wirklich fest", hörte ich von irgendwo Flo sagen. Ein Finger pikste mir in die Wange. Grummelnd drehte ich mich um und fiel vom Sofa. "Hoppala", hörte ich Frodo. Langsam setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Als ich dann endlich fähig war, Flo und Frodo anzusehen, fiel mir auf, das mein Bruder eine Kamera in der Hand hatte und das Lämpchen blinkte. Langsam zählte mein Gehirn eins und eins zusammen. "Flo", sagte ich, stand langsam - und dabei so beachtlich schwankend, wie nur ich es direkt nach dem aufstehen konnte - auf und sah meinen herzallerliebsten Bruder an. "Ja?", fragte dieser. "Ich hasse dich", sagte ich emotionslos und zeigte ihm den Mittelfinger. "Fluff, jetz lass deine Schwester in Ruhe. Ihr wollt beide was essen, also bitte", meinte Rick, der gerade in den Raum kam. Ich rieb mir einmal übers Gesicht und machte mich dann auf den Weg in die Küche. "Ich wusste ehrlich nicht, das du in Jeans schlafen kannst", meinte Jako zur Begrüßung. "Dir auch einen guten Morgen oder was auch immer jetzt ist", antwortete ich gespielt fröhlich und lies mich auf einen freien Stuhl fallen. "Es ist 10 Uhr", meinte Steve. "Morgens oder Abends?", fragte ich. "Morgens." Mein Kopf machte laut Bekanntschaft mit der Tischplatte. Flo fing an zu lachen, während ich hörte wie Robs Herz einen Schlag aussetzte, nur um dann doppelt so schnell wieder einzusetzen. "Mein armes Herz", meinte er, als er sich zu mir umdrehte. Ich grummelte nur. "Mir egal." Darauf brachen alle in lautes Gelächter aus. Ich grinste schief und freute mich insgeheim auf die noch vor uns stehenden Stunden, in denen gestreamt werden würde. Das würde ein Spaß werden.
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