17. Wo ist Pluto?
,,Was?", fragte ich verwirrt. Mandy blickte panisch an mir vorbei ins Freie. ,,Ich finde ihn nirgendwo!", rief sie. Max stellte sich vor Mandy und trieb sie zurück in den Stall. Ich folgte ihm am Führstrick und innen nahm er mir das Halfter ab. Er schaute sich im Stall um und entdeckte schliesslich auch, dass Pluto fehlte. Mit grossen schnellen Schritten ging er zum Ausgang der zu der Weide führte. Mandy folgte ihm mit ebenso eiligen Schritten. Die Neugierde hatte auch mich gepackt und ich lief den beiden hinterher. Ich streckte meinen Kopf in die kühle Abendluft hinaus und suchte nach Pluto, aber ich fand keine Spur von ihm. Max stand ratlos in der Mitte der Weide und kratzte sich mit seiner rechten Hand am Kopf. ,,Mach doch etwas!", wieherte Mandy ihm zu, obwohl sie wusste, dass er sie nicht verstand. Ich ging zu Mandy hinaus und sagte mit beruhigenden Worten: ,,Wann und wo hast du ihn das letzte Mal gesehen?" ,,Gerade vorhin im Stall, danach ist er auf die Weide hinausgegangen und ist nicht mehr zurückgekommen!", antwortete die Stute laut. ,,Dann kann er ja nicht weit sein. Wahrscheinlich erkundet er nur das Gelände hier." ,,Aber was ist, wenn er in den Wald gelaufen ist und ihn ein wildes Tier angegriffen hat? Was, wenn er verletzt ist? Das ist alles meine Schuld, warum habe ich nicht besser auf ihn aufgepasst, er ist noch so jung!", klagte Mandy. Okay, jetzt ging sie definitiv ein bisschen zu weit, aber ich musste sie wohl oder übel beruhigen. ,,Mandy hör mir zu", sagte ich deutlich zu ihr, ,,Pluto ist irgendwo und Max wird ihn finden. Und du hast überhaupt keine Schuld an seinem Verschwinden." Mandy wollte gerade wieder etwas erwidern, doch sie besann sich und schwieg. Max ging plötzlich los, weiter nach hinten in der Weide. Als er den Zaun erreicht hatte, merkte auch ich was los war. Der alte Holzzaun war wohl etwas morsch und bei diesem Teil wo Max stand, hatte sich der obere Balken gelöst und lag am Boden. Sogar ein kleines Fohlen wie Pluto könnte an dieser Stelle mühelos über die untere Zaunlatte springen, was er sehr wahrscheinlich getan hatte. Max machte jetzt einen grossen Schritt über den verbliebenen Balken und lief in Richtung Wald davon.
Mandy wollte ihm direkt hinterher, doch ich stellte mich vor sie und hielt sie auf. ,,Max schafft das alleine, er wird Pluto finden, du musst ihm einfach nur vertrauen. Einen Moment lang funkelte Mandy mich aus ihren braunen Augen böse an, dich dann gab sie nach und ging einige Schritte zurück. Ich entspannte mich auch wieder, blieb aber an Ort und Stelle stehen. Ich wollte nicht, dass Mandy so aufgebracht in den Wald lief und sich womöglich noch verletzte.
Ich drehte meinen Kopf zum Stall, als ich hörte wie Dumbledore hinauskam, gefolgt von Charlie. ,,Hat sich der Kleine gezeigt?", fragte der graue Wallach mit seiner tiefen Stimme. ,,Nein", antwortete ich für Mandy, ,,aber er ist wohl durch diesen kaputten Zaunteil gegangen und in den Wald. Max ist losgegangen und sucht ihn." ,,Das ist gut", meinte der alte Dumbledore nur. Da meinte Charlie auf einmal: ,,Ein so junges Pferd haut einfach ab, ja wer hätte das gedacht! Diese Jugend von heute hat einfach keinen Anstand mehr..!" Bevor er weiterreden konnte, schnaubte Mandy empört auf und Dumbledore warf ihm einen warnenden Blick zu. Sicherheitshalber warf ich wieder ein Auge auf Mandy, damit sie nicht auf die Idee kam, Pluto selbst zu suchen. ,,Ich glaube es ist besser, wenn wir in den Stall zurückgehen", meinte Dumbledore zu Charlie. ,,Warum meinst du?", brauste dieser auf. ,,Weil wir hier eh nichts machen können und die Wärmedes Stalles schont unsere alten Glieder", antwortete Dumbledore seelenruhig. ,,Wie sind doch nicht alt!", empörte sich Charlie. ,,Ich schon, was mit dir ist weiss ich nicht. Aber ich freue mich immer über nette Gesellschaft", meinte Dumbledore. ,,Soll doch Mandy mit dir kommen", grummelte Charlie. Darauf sagte Dumbledore: ,,Die muss ihren Sohn in Empfang nehmen, wenn Max in zurück bringt." ,,Dann halt Rubin." ,,Die muss schon Mandy Gesellschaft leisten", war Dumbledores Antwort. ,,Na gut", brummte Charlie und ging voran in den Stall. Dumbledore folgte ihm, nachdem er mit mit einen ernsten vielsagenden Blick gewechselt hatte. Wahrscheinlich sollte ich auf Mandy aufpassen, damit sie sich nicht auch noch in Gefahr brachte und wegging. Diese hatte sich an den Zaun gestellt und schaute in Richtung Wald. ,,Er kommt bald", meinte ich zu ihr. ,,Sicher?", fragte Mandy, ohne sich zu mir umzudrehen. ,,Sicher antwortete ich. ,,Mit Pluto?" Diesmal drehte Mandy sich zu mir um. Daraufhin nickte ich und schenkte ihr einen hoffnungsvollen Blick.
Da auf einmal hörten wir ein aufgeregtes Wiehern und einige Zweige knackten laut. Sofort drehte sich Mandy um und entdeckte ihren Sohn. Max scheuchte ihn vorwärts, da er anscheinend vergessen hatte ein Halfter mitzunehmen. ,,PLUTO!", wieherte Mandy aus lauter Kehle. Trotz aller Freude blieb sie unter meinem wachsamen Blick stehen und wartete geduldig, bis das junge Fohlen die Weide erreicht hatte. Durch die selbe Lücke durch die er wohl hinausgegangen war, hüpfte er wieder herein und sprang auf Mandy zu. ,,Mandy!", rief er fröhlich, obwohl die Erleichterung in seiner Stimme gut hörbar war. ,,Was machst du nur für Sachen..!", tadelte ihn seine Mutter und schon schnupperte sie ihn von Kopf bis Fuss ab. ,,Keine Angst, mir ist nichts passiert", brüstete sich Pluto und richtete sich auf. ,,Aber du hättest dich verletzen können!", rief Mandy aus. Pluto antwortete: ,,Habe ich aber nicht, wie schon gesagt: Mir ist nichts passiert!" ,,Trotzdem bist du noch so viel zu jung für solche Ausflüge! Ab in den Stall mit dir!" Mandy schubste den kleinen Hengst zum Stall. ,,Ich habe einen wilden Wolf gesehen und eine ganze Bärenschar!", rief Pluto. ,,Papperlapapp, hier gibt es keine Wölfe und Bären. Du solltest dich jetzt dringend schlafen legen!", befahl Mandy. ,,Aber ich bin noch nicht müde!", meinte Pluto entrüstet. Während er weiterhin von seinen überdramatisierten Heldentaten erzählte, schob Mandy Pluto zum Stall und schubste ihn sanft hinein.
Max hatte unterdessen einen neuen Balken für den Zaun geholt und war daran ihn festzunageln. Ich ging ebenfalls in den Stall hinein, wo Pluto neben der liegenden Mandy lag und Charlie und Dumbledore genüsslich noch etwas Heu assen. Ich suchte mir einen Platz im Stroh und legte mich ebenfalls hin.
Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf. Dumbledore stand schon auf den Beinen und Charlie war gerade dabei hinauszugehen. Pluto lag noch tief schlafend bei seiner ebenfalls noch schlafenden Mutter. Sein braunes Fell bewegte sich am Bauch ruhig auf und ab, genau wie bei Mandy.
Die Öffnung zu der Weide hatte Max vor einigen Tagen mit solchen langen Plastikstreifen verschlossen, durch die man hinauskam. Sie waren dazu da, dass die ganze kalte Nachtluft nicht so stark hinein windete. Ich wünschte Dumbledore einen guten Morgen und folgte Charlie durch die Plastikstreifen. Es dämmerte erst gerade und ich fröstelte in der eisigen Luft draussen. Der Boden war gefroren und Charlie mühte sich dabei, die verbliebenen Grashalme abzuknabbern. Am östlichen Horizont sah ich einen hellen Schein, der wohl bedeutete, dass sie Sonne bald aufging. In dem Haus neben der Weide brannte schon Licht. Max war anscheinend wach.
Nach kurzer Zeit sah ich ihn aus dem Haus kommen. Er kam direkt zu dem Stall, wirkte aber nicht so glücklich. ,,Guten Morgen!", rief er mir und Charlie entgegen. Charlie hob seinen Kopf und wieherte zur Begrüssung, ich tat es ihm gleich. Nun wirkte Max schon ein bisschen fröhlicher und rannte die letzten Schritte zum Stall noch. Ich ging in dem Stall hinein, gefolgt von Charlie. Wahrscheinlich würde Max uns frischen Heu bringen und das war schon ein guter Grund, wieder in den Stall zu gehen. Mandy war jetzt ebenfalls wach und auf den Beinen, während Pluto auch wach war, aber nich sehr verschlafen im Stroh lag. Er gähnte herzhaft und beschwerte sich über den Lärm. Charlie wollte schon wieder über die unverschämte Jugend schimpfen, doch Dumbledore hielt ihn zurück und wechselte das Thema. Sie wurden unterbrochen, als Max mit einem grossen Heuballen im Schlepptau zur Tür hineinkam und ihn in einer Ecke verteilte. Sofort wurde er vom Charlie, Dumbledore und mir umringt und wir kauten genüsslich auf dem frischen Heu herum. Doch als ich gerade einen weiteren Bissen nehmen wollte, streifte mir Max ein Halfter über und wollte mich vom Heu wegziehen. ,.Tut mir leid Rubin, aber Lea will heute unbedingt schon früh mit dem Training anfangen", entschuldigte sich Max. Demonstrativ stemmte ich meine Hufe in gegen den Boden und kam keinen Schritt näher. ,,Das ist nicht so deine Art", meinte Dumbledore neben meinem rechten Ohr. ,,Du hast recht, aber er muss mich nicht direkt vom Frühstück wegziehen, soll er es doch das nächste Mal früher bringen!", meckerte ich. ,,Komm schon Rubin, ich passe auf, dass Charlie dir nicht alles wegisst", versprach Dumbledore. Ich gab nach und liess mich aus dem Stall führen. Was hätte ich jetzt alles gegeben um nicht an diesem Training teilnehmen zu müssen! Draussen war schon der Anhänger bereit und Max führte mich herein. Ich vergab ihm sofort, als ich sah dass er ein grosses Heunetz und sogar ein bisschen leckeren Hafer in einem Eimer installiert hatte. Als er die Klappe des Anhängers schloss, hatte ich schon begonnen zu essen. Der Motor startete erst bei dem dritten Versuch, offenbar war das Auto von Max etwas alt und die Kälte machte ihm zu schaffen.
Nach einiger Zeit kamen wir schliesslich bei Lea auf dem Hof an und Max lud mich aus. Ich sah schon Lea, wie sie ungeduldig im der Nähe auf und ab lief. Max holte das Heunetz aus dem Anhänger und band es vor mir an, damit ich es noch fertig essen konnte. Er liess mir viel Zeit, da er extra seelenruhig und in einer grossen Gemütsruhe mir meinen Sattel umschnallte. Als er dann auch noch das Zaumzeug komplett verdrehte und es versuchte, richtig wieder auseinander zu nehmen, reichte es Lea. ,,Gib dieses Ding her, du siehst aus als würdest du das extra machen", giftete sie und riss Max das Zaumzeug weg. Ich zuckte bei ihren Worten zusammen. Mühelos hatte Lea das Zaumzeug gerichtet und löste mein Halfter. Grob schob sie mir die eiskalte Trense in den Mund und zog es etwas hart nach hinten. Sofort spürte ich Schmerzen an meinem Mund und ich kniff meine Augen zusammen. Etwas sorgfältiger könnte sie schon sein. Schlagartig wurde ich aber nervös, als ich sah, wie Lea eine Gerte hervorholte. Auch Max hatte es gesehen und er runzelte seine Stirn. ,,Die brauchst du bei ihr nicht", wollte er Lea von ihrem Vorhaben abhalten. ,,Einen kleinen Gertenschlag hat noch keinem Pferd geschadet", meinte sie und griff nach meinen Zügeln. Ich wich ihr aber aus und ihre Hand griff ins Leere. ,,Siehst du? Genau das meine ich", forderte Lea Max heraus. ,,Du machst sie nur nervös weil du damit die ganze Zeit rumfuchtelst", erklärte Max, doch seine Stimme hörte sich unsicherer als vorhin an. ,,Ist das hier dein Training?", konterte Lea. ,,Nein, aber..." ,,Da haben wir es. Ich glaube, es wäre am besten wenn du einmal deinen Kaffee trinken gehen würdest", antwortete Lea schnippisch. Max und ich waren beide sprachlos. Sein Mund stand offen, doch es kam keinen Ton hinaus. Als er sich nach einem Moment wieder gefasst hatte, sagte er niedergeschlagen: ,,Okay, ich hole sie in einer Stunde ab." Mit diesen Worten nahm er das Halfter das am Anhänger hing und nach dem Heunetz. Beides brachte er in hinein, während Lea mich mit schnellen Schritten wegführte.
Bei dem Sandplatz angekommen, stieg Lea auf und gab mir mit einem Klaps der Gerte das Zeichen um loszulaufen. Auf dem Platz waren schon einige Hindernisse aufgebaut, viele deutlich höher als ich jemals gesprungen war. Artig trabte ich an und Lea liess mich einige Runden, bevor sie die Zügel aufnahm und mir die Galopphilfen gab. Ich blendete mit kurz alle meine Sorgen aus und galoppierte fast blindlings eine ganze Runde. Meine Hufe trommelten stumpf in einem gleichmässigen Rhythmus über den Sandboden, während sich mein Körper dazu schwungvoll bewegte. Ich gab kurz alle Konzentration auf und galoppierte frei, als wäre keine Reiterin über mir. Dies büsste ich aber sofort ein, denn Lea hatte gemerkt, dass ich unachtsam geworden war.
Ich sammelte mich wieder und nahm wieder Konzentration auf. Als sie mich zu dem erste Hindernis lenkte, verlangsamte ich das Tempo etwas und stiess mich kraftvoll ab. Ich flog förmlich über das Hindernis hinweg und befand mich voll und ganz in meinem Element.
-----
Soo, meine Pause ist vorbei :D
Ab jetzt kommen die Kapitel wieder etwa zweiwöchentlich :)
Vielleicht fallen sie aus, vielleicht kommen sie wöchentlich... Ich hoffe, dass euch das nicht weiter stört :)
&nochmal DANKE an jeden, ich mag euch alle <3
eure Valerie
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top