14. Dumbledore, Charlie, Mandy und Pluto

Zwei Tage später dann kam auf einmal ein älterer schäbig aussehender Mann mit Black in den Stall. Unterdessen hatte mein Bein schon grosse Fortschritte gemacht, es war zwar noch etwas geschwollen und die Sehne war noch deutlich angeschlagen. Trotzdem hatte ich gestern für eine halbe Stunde mit Caramel am Führstrick auf die grosse Weide gedurft. Harry hatte auf uns aufgepasst, damit wir nicht wegrannten und so uns schonten. Gehen konnte ich nur langsam, dafür sicherer und ich lahmte weniger. Harry hatte sich immer liebevoll um mich und Caramel gekümmert und uns manchmal sogar noch extra länger gestriegelt. Während Lucy und Alvaro geritten wurden, war ich immer mit Caramel alleine im Stall zurückgeblieben und wir hatten uns viel erzählt.
Jetzt waren die zwei auch gerade im der Reithalle und Caramel und ich unterhielten uns gerade über das beste Futter. Ich war in der Meinung, dass es nichts besseres als frische Karotten gab und Caramel war davon überzeugt dass Bananen einfach das beste waren.
Black führte den fremden Man schnurstracks zu meiner Box und erklärte ihm: ,,Das ist sie, Max. Sie hat ja die Verletzung, aber ich würde sie dir natürlich günstiger verkaufen. Ausserdem ist sie in drei bis vier Wochen schon wieder reitbar, also würdest du ein super Geschäft machen." Der Mann namens Max runzelte die Stirn. ,,Warum behältst du sie denn nicht, wenn man sie schon so bald wieder reiten kann?", fragte er. ,,Weisst du, das Problem für mich ist, dass sie wohl nie mehr grosse Belastungen aushalten kann, und so ist sie für Springturniere und so für mich nutzlos", sagte Black abschätzig. ,,Nutzlos? Warum nennst du ein Pferd nutzlos, wenn man mit ihm nicht an Springturnieren teilnehmen kann? Die ist doch ein super Freizeitpferd!" ,,Ja schon, für dich eben, darum will ich sie ja dir verkaufen. Aber ich kann mir solche Pferde nicht leisten", erwiderte Black. ,,Was ist denn mit dieser Palominostute? Die sieht auch nicht so nach Turnierpferd aus und sie steht bei dir im Stall", meinte Max vorwurfsvoll und deutete auf Caramel. Die schnaubte beleidigt und drehte sich weg. ,,Die gehört auch nicht mir, die gehört einem meinem Mitarbeiter. Er hat sie Smith abgekauft und mich nach einer Box angebetelt. Und jetzt gehört sie ihm und er bezahlt ihren Unterhalt", erklärte Black. ,,Das ist schön, der könnte dir ein Vorbild sein, er hat ja wirklich ein Herz für Pferde!", sagte Max. Krass! Dass der sich getraute so mit Black zu reden. Ich hatte noch nie jemanden gehört so mit ihm zu reden!
Black rümpfte die Nase und sagte schliesslich: ,,Also, willst du sie jetzt oder nicht? Weil wenn nicht dann habe ich ja immer noch Smith, der nimmt alle unbrauchbaren Pferde von mir." Die Wörter 'unbrauchbare Pferde' betonte Black besonders spöttisch und schaute Max jetzt herausfordernd an. ,,Ja klar, also gehen wir ins Büro und klären den Verkauf ab. Ich habe einen Anhänger dabei, ich kann sie gleich mitnehmen", sagte Max.
Ich keuchte auf. Jetzt schon? Ich konnte doch noch nicht gehen! Ich musste mich noch verabschieden und alles!
,,Also komm", meinte Black und die beiden verschwanden aus dem Stall. ,,Rubin?", flüsterte Caramel. Ich antwortete nicht. Kaum hatte man Freunde gefunden musste man schon wieder gehen. Und jetzt noch zu diesem Max. Er wirkte unsympathisch und ich wollte nicht mit ihm mitgehen. ,,Rubin?", wiederholte Caramel, diesmal lauter. Ich antwortete wieder nicht. ,,Rubin, hör mir jetzt zu!" ,,Ich will nicht weg von hier, ich meine, die Leute hier sind ja nicht nett. Aber hier habe ich Freunde gefunden und ihr seid mir so ans Herz gewachsen." ,,Du uns auch Rubin. Aber alle Wege trennen sich irgendwann, manche früher, manche später.", sagte Caramel leise. Ich stimmte ihr innerlich zu. Aber unsere Wege trennten sich definitiv zu früh.
,,Aber vergiss das bitte nicht Rubin, du bist eine super Freundin. Geniess dein Leben in jeder Sekunde, achte auf das Positive in deinem Leben, freue dich ab jedem kleinsten Ding was du erlebst. Und übersehe das Negative, das hilft dir", sagte Caramel. Ich war erstaunt, Caramel wirkte um Jahre älter und weiser.
,,Woher hast du diese Lebenseinstellung?", fragte ich überrascht. Sie antwortete nur leise: ,,Ich habe auf dem Hof von Smith ein altes Pferd kennengelernt. Er hiess Fuego und er war das mutigste und weiseste Pferd was ich je gesehen hatte. Er hatte mir viel von seinem Leben erzählt. Schlimmes hatte er erlebt, grauenvolles. Aber er hatte immer das Leben von der positiven Seite angeschaut. Er war eigentlich dauernd glücklich gewesen, obwohl er gewusst hatte, dass er bald sterben würde. Seine Ruhe hatte sich auf viele andere Pferde ausgestrahlt und ohne ihn wären sie durchgedreht. Ich glaube, dass es ihm nicht so viel ausgemacht hatte auf diesem Hof zu sein, denn er hatte gewusst, dass er alt war.  Eines seiner Beine konnte er kaum belasten, überall hatte er tiefe Wunden gehabt. Aber er war glücklich gewesen und das hatte sich auf mich und viele andere Pferde ausgewirkt. Einmal an einem Morgen hatte er mich darauf hingewiesen, wie wunderschön die Sonne schien und ihm das Fell wärmte. Er war glücklich gewesen dass es nicht regnete und dankbar über einen Baum der uns Schatten spendete. Das alles fällt dir doch eigentlich nicht auf, wenn du in so einer misslichen Lage bist. Aber Fuego hatte alles was auch nur ein bisschen schön oder gut war genossen. Als er dann in dieses Gebäude musste, hatte er nicht ängstlich gewirkt oder wollte wegrennen. Er hatte eine Ruhe ausgestrahlt und war dann weggeführt worden. Ein unglaubliches Pferd, glaub mir."
Ich wunderte mich gerade, warum ich mich so aufregte dass ich wegmusste. Fuego hatte ein viel schlimmeres Schicksal gehabt und war eigentlich glücklich gewesen. ,,Danke dass du mir von ihm erzählt hast", sagte ich zu Caramel. ,,Das habe ich gerne gemacht, wenn es dir das Leben erleichtert", erwiderte sie.
,,Moment kurz, ich kann das besser als Lucy", sagte ich und reckte meinen Kopf über die Boxentür. Ich nahm den eisernen Riegel zwischen die Zähne und schob ihn kräftig nach links. Danach gab ich der Tür mit meinem Kopf einen Stoss und sie schwang auf. ,,Was machst du da?", fragte Caramel erstaunt. ,,Ich möchte mich von dir verabschieden!", antwortete ich. Ich ging zu ihrer Box und streckte meine Nase zu ihr. Sie erwiderte den Abschied und wir rieben unsere Nüstern aneinander. ,,Danke nochmals für alles", sagte ich zu Caramel. ,,Immer gerne", erwiderte sie und danach schwiegen wir beide. Stumm harrten wir eine Weile in dieser Position aus. Ich erschrak als ich Blacks erstaunten Ruf hörte. ,,Rubin, was machst du da! Eilig lief er zu mir und fasste mein Halfter. Er befestigte einen Führstrick daran und zog mich von Caramel weg. ,,Sag den anderen liebe Grüsse", sagte ich. Meine Stimme versagte fast, aber ich blieb ruhig. ,,Mache ich", antwortete Caramel genau so traurig wie ich. Danach wurde ich aus dem Stall geführt und hörte noch einmal das Wiehern von Caramel. Draussen wartete bereits Max mit dem offenen Pferdeanhänger. Schweigend übernahm er den Strick und führte mich vorsichtig herein. Drinnen band er mich an und ich entdeckte ein aufgefülltes Heunetz und einen Eimer Wasser. Ich trank einen grosszügigen Schluck während Max die Klappe schloss. Es wurde dunkler im Anhänger als kein Licht mehr hereinkam. Der Motor brummte auf, Black rief eine unwirsche Verabschiedung und ich wurde weggefahren. Hoffentlich wird das Leben auf dem Hof von Max besser als das auf der Black-Ranch, dachte ich. Waren dort wohl noch viele andere Pferde? Waren sie nett, wie Caramel und die anderen oder musste ich alleine im einer Box sein ohne Freunde? Diese Fragen schwirrten mir lange im Kopf herum.
Ich sah aus dem kleinen Fenster auf meiner Kopfhöhe und schaute mir die Landschaft an. Etliche Bäume zogen vorbei und ab und zu kam uns ein anderes Auto entgegen.

Bald bremste das Auto und ich hob meinen Kopf. Ich hatte wohl fast die ganze Fahrt über gedöst. Pfeifend stieg Max aus seinem Auto und ich hörte wie sich die Anhängerklappe öffnete. ,,Willkommen bei mir zu Hause", meinte Max zu mir als er mich losband. Er führte mich vorsichtig hinaus und ich konnte mir meine Umgebung anschauen. Viel zu sehen gab es aber allerdings nicht. Ein altes schäbiges Haus mit losen Dachbalken, dahinter eine kleine Weide die an einen kleinen Stall grenzte, der ziemlich morsch und kaputt aussah. Trotzdem schien Max stolz auf seinen Besitz zu sein und führte mich neben der Weide hin zum Stall. Das Grundstück war von Wald und einigen weiten Feldern umgeben, ab und zu konnte ich in der Ferne ein Bauernhaus entdecken. ,,Ist zwar nicht so gross und eitel wie die Black-Ranch, aber dafür klein und fein. Ich hoffe es gefällt dir", brummte Max eher zu sich selbst. Im selben Augenblick öffnete sich vom Haus eine Tür und eine kleine Frau mit braunen Zöpfen kam heraus. ,,Max, schon wieder ein Pferd!", rief sie. Sie wirkte besorgt und schaute mich kritisch an. ,,Keine Sorge Rita, wir bringen uns schon noch über die Runden. Und ich musste sie retten, sie wäre sonst bei Smith gelandet, nur wegen einer kleinen Verletzung an ihrem Bein!", rief Max. ,,Ach Max... Eine Verletzung hat sie auch noch, und das mit Smith sagst du immer bei allen Pferden die du bringst", meinte sie vorwurfsvoll. Rita schien nicht so zufrieden mit Max, sie hatte wohl nicht so grosses Interesse an Pferden. Max ignorierte Rita und führte mich eilig zum Stall. Mein Bein schmerzte zwar ein bisschen dabei, aber es war auszuhalten. Hinter dem Stall war eine verschlossene Tür die Max jetzt öffnete. Er schob den Riegel nach hinten und zog mit einem Ruck daran. Die Tür sprang auf und mir blickten zwei neugierige Pferdegesichter entgegen. ,,Zur Seite, Charlie und Dumbledore!", rief Max und die zwei Pferde machten uns Platz. Das eine war ein alter Apfelschimmel mit eingesunkenen klugen Augen. Er war mager und hatte ein schmutziges Fell. Der andere war dunkelbraun mit einer weissen Blesse. Er wirkte noch älter, seine Rippen waren unter seinem ungepflegten Fell zu sehen und seine Mähne war verstrubbelt und ungekämmt. Der Stall war nicht so gross und war ein eifacher Raum, etwa so gross wie ein Paddock. Er war zu Dreiviertel mit Stroh ausgelegt und ich konnte auf der linken Seite eine lange Futterkrippe ausmachen. Neben der Tür waren zwei verschliessbare Fenster und hinter den zwei Wallachen kam plötzlich eine weisse Stute hervor. Sie schaute mich misstrauisch an und hatte ihre Ohren angelegt. Sie war ein hübscher Araber, offenbar noch jung aber schon älter als ich.
Max zog mir mein Halfter aus und verliess den Stall wieder. Bevor er die Tür verriegelte, rief er mir noch zu: ,,Lern doch einmal die anderen kennen!" Und schon war er verschwunden. Ich blickte schüchtern in die Runde. Der Apfelschimmel übernahm als erster das Wort: ,,Willkommen! Ich bin Dumbledore, wer bist du?" Offenbar war er freundlich gesinnt und ich antwortete leise: ,,Rubin. Ich heisse Rubin." ,,Schöner Name", brummte der alte, ,,ich hoffe dass es dir hier gefällt." Der Dunkelbraune machte jetzt einen Schritt vorwärts. ,,Ich bin Charlie!", polterte er. ,,Nicht mehr so jung, aber denk nicht ich wäre ausser Form." Die weisse Stute schaute ihn ärgerlich an und sagte jetzt: ,,Ich bin Mandy." ,,Und du hast einen Sohn", ergänzte Dumbledore freundlich. Auf sein Wort tauchte hinter Mandy ein winziges braunes Fohlen auf. ,,Das ist Pluto, er ist vorgestern geboren", sagte Mandy leise. ,,Glückwunsch, er ist sehr schön", meinte ich. Die weisse Stute blickte mich nur misstrauisch an und scheuchte dann ihren Sohn zurück in die hintere Ecke. ,,Mach dir keine Sorgen, sie ist momentan sehr ängstlich wegen ihrem Sohn. Sie hat dauernd Angst dass ihm etwas passiert, das musst du einfach ignorieren. Normalerweise ist sie nicht so", sagte Dumbledore und gähnte. Charlie hatte sich von uns entfernt und kaute bei der Futterkrippe auf frischem Heu herum. ,,Das habe ich gehört, Dumbledore!", rief Mandy und schaute ihm empört an. ,,Rubin wird deinem Fohlen nichts tun, eine Stute hat nie die Absicht einem fremden Fohlen etwas anzutun", erklärte Dumbledore seelenruhig. ,,Denkst du", meinte Mandy und schlug mit ihrem Schweif. ,,Oh ja, und ich habe in meinem Leben schon viel mehr Erfahrungen gesammelt als du", sagte Dumbledore. Daraufhin schwieg Mandy und drehte sich weg. ,,Wundere dich nicht. Als sie neu hierher kam, traute sie auch keinem. Sie ist einfach misstrauisch gegenüber neuen, aber bald werdet ihr euch verstehen. Und wenn dich Charlie irgendwie beleidigt oder einen blöden Spruch macht musst du es auch ignorieren, aber manchmal ist er etwas garstig drauf und dann ist er gegenüber anderen nicht so freundlich." Ich nickte nur als Dumbledore geendet hatte. Ich hatte den grossen Wallach schon ins Herz geschlossen. Hier war es total anders als ich es mir vorgestellt hatte, aber ich musste, wie es Caramel gesagt hatte, das Beste daraus machen.

,,Komm jetzt", meinte Dumbledore, ,,du hast sicher Hunger. Und ausserdem musst du mir noch etwas über dich erzählen. Damit gingen wir zu der Futterkrippe und ich ass genüsslich das Heu und begann Dumbledore meine Geschichte zu erzählen.

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Oben sind noch die Bilder von Charlie, Pluto, Dumbledore und Mandy :)

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