Der einsame Krieger
Wind blies über die Ebene, wirbelte Staub auf, der wie Wolken darüber hing. Die durchscheinende Sonne erfüllte den Platz mit einem düsteren Dämmerlicht. Es war heiß und er schwitzte unter seiner Rüstung, doch es kümmerte ihn nicht. Der Staub brannte in seinen Augen und drohte hm die Sicht zu rauben, doch es kümmerte ihn nicht. Nicht einmal der Gestank der verwesenden Leichen, zwischen welchen er sich bewegte, kümmerte ihn. Er war ein Krieger, ein Fels an dem seine Feinde zerschellten, wie Schiffe an einer Klippe. Sein Wille war unerschütterlich, wie die Wellen des Meeres überschwemmte er alles in seinem Weg. Und seine Kraft war unendlich, wie die Sonne brannte sie in seinem Inneren und verbrannte jeglichen Schmerz, Trauer oder Zweifel.
Er war der letzte seiner Art, der letzte Überlebende des Massakers, durch das er nun schritt. Die Leichen seiner Kameraden, seiner Brüder lagen um ihn verteilt und schienen nach ihm zu rufen. Rache verlangten sie, Rache an ihren Mördern, Rache an ihren Feinden, Rache an ihren Verrätern. Sie erfüllten ihn mit Hass und er schöpfte Kraft aus ihren Rufen. Nur kurz suchte er nach weiteren Überlebenden, weiteren wie ihn, bevor er die Sinnlosigkeit seiner Suche erkannte. Inmitten der Toten blieb er stehen und sah zum Himmel auf. Krähen flogen bereits durch die Staubwolken, krächzten erfreut über das Festmahl, das die Menschen ihnen hinterlassen hatten. Viele schienen sich auch zu ärgern, dass er ihnen sein eigenes Fleisch verwehrte. Es war das einzige Geräusch auf der Ebene, das höhnische Krächzen der Aasgeier und sein Atem. Verwundert hielt er inne und lauschte. Ruhig und regelmäßig füllten sich seine Lungen mit der schmutzigen Luft des Schlachtfeldes. Zu ruhig. Er wusste nicht wie lange er gekämpft hatte, doch seine Rüstung war blutüberströmt, seine Klinge schartig und stumpf. Er müsste vollkommen außer Atem sein, doch sein Herzschlag war stark und sein Atem ging vollkommen ruhig, als läge er im Tiefschlaf. Jeden Moment müsste die Müdigkeit und Erschöpfung über ihn herfallen, doch nichts geschah. Sein Atem blieb ruhig, sein Herz schlug weiter und die Krähen machten sich über ihre Beute her.
In der Ferne erschallte ein Horn und der Klang rollte über die Ebene wie eine Welle aus Unheil. Er wusste was es bedeutete. Die zweite Welle war eingetroffen. Der nächste Kampf rief ihn zu sich. Mit geschlossenen Augen griff er nach der brennenden Energie in seinem Inneren, gab sich ihr vollkommen hin, überließ ihr die Kontrolle über seinen Körper. Bis in seine Fingerspitzen floss die unbekannte Kraft und verdrängte auf ein neues jeglichen Schmerz , jegliche Zweifel und Gedanken. Bloss noch ein Gedanke beherrschte den Krieger und trieb ihn vorwärts. Rache. Schließlich ließ er das Leichenfeld hinter sich zurück, verließ seine gefallenen Gefährten, um ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Die Staubwolken lichteten sich und gaben die Sicht auf die Ebene frei, über die er Schritt. Berge erhoben sich auf beiden Seiten und verhinderten die Flucht. Ansonsten fand man nur Erde und Fels darin. Am Ende des Tales drängte sich ein Heer durch die Schlucht, groß und stark hielt es genau auf ihn zu. Die Flaggen wehten im Wind und warnten den Feind, verbreiteten Angst und Schrecken in ihren Reihen. Doch der einsame Krieger fürchtete sich nicht. Ohne zu zögern ging er weiter auf seine Feinde zu und blieb in der Mitte des Weges stehen. Er sah, wie die Bogenschützen ihre Pfeile anlegten und beobachtete wie sich der Himmel über ihm verdunkelte. Doch er fürchtete sich nicht. Zischend flogen die Geschosse an ihm vorbei, bohrten sich in die Erde um ihn, doch keines fand sein Ziel.
Als nächstes begannen sich die Reiter von der Masse zu trennen und galoppierten in enger Formation auf den ihn zu. Doch wieder fürchtete sich der Krieger nicht. Er trat seine Füsse fest in den erdigen Untergrund und hielt seine Waffe leicht erhoben seitlich an seinem Körper. Eine todesmutige Geste die jegliche Verteidigung vernachlässigte und den Gegner zum Angriff provozierte. Seine Gegner waren nun keine fünfzig Schritt entfernt. Klar konnte er die grimmigen Gesichter erkennen, die bereits ein siegreiches Grinsen trugen. Der Krieger lächelte amüsiert. Noch zwanzig Schritte, nun konnte er das Schnaufen der Pferde vernehmen und spürte das Beben der Hufen unter seinen Füssen. Noch zehn Schritte. Entschlossen packte er seine Waffe mit beiden Händen.
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