👬 13 Hyunuk

Die kühle Abendluft tut uns beiden gut. Wir spazieren durchs Viertel und plaudern und irgendwie kommen wir wieder auf die unangenehmen Themen des Tages zu sprechen. Aber mit Inho neben mir kommen sie mir gar nicht mehr so unangenehm vor. Irgendwie wird sich schon alles regeln.

"Weiß gar nicht, ob ich da so genau drüber reden möchte. Meine Mitbewohner halt." Er zuckt die Schultern. "Und was war bei dir los?"

Ich zucke ebenfalls die Schultern. "Mein Bruder halt."

Beide lachen wir.

"Also, ich hab dir ja erzählt, dass die beiden keine Kinder kriegen können, aber das Thema ist damit noch nicht erledigt. Sie würden gern eins adoptieren", erzähle ich dann.

"Ah, ok."

"Jedenfalls, sie würden mich natürlich nie rauswerfen, im Sinne von mich bitten auszuziehen, aber ich belege halt das entsprechende Zimmer. Wenn es noch klein ist, schläft es bei ihnen im Zimmer, aber irgendwann... naja... ich fange jedenfalls besser schonmal an mich umzusehen, auch wenn mir davor graut."

"Mhmm...", macht Inho nachdenklich. "Ich weiß, als Single eine kleine, günstige Wohnung zu finden, ist nicht so prickelnd."

"Japp."

Eine Weile laufen wir schweigend weiter, da Inho in Gedanken zu hängen scheint. "Hyunuk?", fragt er dann leise.

"Mh?"

"Ich weiß ja nicht so genau... also wir kennen uns ja noch gar nicht so lange, aber... ähm, naja... weißt du, mein Problem ist, dass der eine meiner Mitbewohner überlegt auszuziehen und der andere ins Militär will."

"Aha?"

"Der eine ist eh fast nie da, weil er meist bei seiner Freundin pennt, und der andere hat sich in einen Kerl verknallt, der demnächst seinen Dienst antritt. Den hat er erst zweimal getroffen, aber träumt schon davon, eine Familie mit ihm zu gründen und will demnach nicht erst dann gehen, wenn der andere gerade zurückkommt."

"Hm, an sich irgendwie nachvollziehbar." Würde ich wahrscheinlich auch so machen und den zeitgleich mit Inho antreten, wenn wir ihn nicht schon hinter uns hätten. Ich hab das direkt nach dem Studium erledigt, zeitgleich mit meinem damaligen besten Freund, der etwas älter war als ich, allerdings sind wir in verschiedenen Einheiten gelandet und haben uns auseinandergelebt.

Rückblickend war ich wohl ein bisschen in ihn verknallt, aber damals war mir noch nicht klar, dass Homosexualität eine valide Option ist.

"An sich ja... jedenfalls wär ich dann allein in der großen Wohnung und du weißt ja, dass ich dann zu viel grübele und mich einsam fühle. Also... wenn du oft vorbeikommst, geht's bestimmt", meint Inho leise und sieht mich vorsichtig an.

"Hmm...", mache ich nachdenklich und sehe ihm eindringlich in die Augen. Ich war noch nie bei ihm daheim, seit wir zusammen sind, meine ich. Aber wenn er mag, gerne! Jederzeit!

Die Wohnung kenne ich von zwei Feiern, zu denen mein Arbeitskollege mich eingeladen hat. Er ist einer der besagten Mitbewohner. Doch damals habe ich Inho noch nicht auf diese Weise gesehen, wie ich ihn jetzt sehe... mit so viel Zuneigung.

"Dann wär dein Problem die Lösung für meines und umgekehrt", folgert er, "sozusagen. Falls du das willst, also wir könnten ja schauen, wie das mit uns harmoniert, wenn du mal 'ne Weile bei mir bleibst... oder so..."

"Ich versteh schon, worauf du hinauswillst. Und wie gesagt, so dringend ist es bei mir nicht, daher können wir das entspannt angehen und uns einleben, bevor wir... bevor es endgültig wird."

Inho nickt. Es ist noch immer viel Unsicherheit in seinem Blick.

Für mich bleibt nur die Frage, ob sich dann der Mitbewohner, der nur zeitweise weg ist, nicht wie das vierte Rad am Dreirad fühlt, wenn er sich die Wohnung mit einem Pärchen teilt. Aber innerhalb von zwei Jahren kann sich ja viel ergeben, vielleicht zieht er auch aus oder Inho und ich finden eine Pärchenwohnung, dann kann der Mitbewohner seinen Partner bei sich einziehen lassen... wir werden sehen.

Zuversichtlich lächle ich Inho an. "Sag mir einfach Bescheid, wann du mich das erste Mal zu dir einladen möchtest."

"O-okay."

"Ich komm gern zu dir, wann immer du das möchtest", verspreche ich, wodurch seine Augen wieder zu funkeln anfangen.

"Auch heute...?"

Mein Herz beginnt nervöser zu schlagen. "Ja", antworte ich ohne nachzudenken. Nun strahlt Inho richtig. Er sieht so süß aus dabei! "Hast du heut sturmfrei?", hake ich nach.

"Ja..."

Oha.

Er hat mehr Erfahrung, also müsste er anfangen, aber wenn ich daran denke, was womöglich passieren könnte...

Das latente Knistern zwischen uns ist zeitweise nur schwer auszuhalten und ich möchte sehr gern noch mehr von ihm als die zärtlichen Küsschen, die wir immer zum Abschied austauschen, ich weiß nur nicht, ob ich das aushalten würde. Zu weit gehen sollten wir eventuell noch nicht, aber ein bisschen weiter als sonst bei unseren bisherigen Dates.

Mein Bauch kribbelt schon heftig bei diesen Gedanken. Ich möchte ihn unbedingt knutschen, den ganzen Abend lang!

"Soll ich bei dir schlafen?", raune ich und beobachte zufrieden, wie sich seine leicht geröteten Wangen noch intensiver färben.

"Naja, es ist spät... also... ja?", flüstert er.

"Lass uns gehen." Je eher wir ankommen, desto länger kann ich ihn im Arm halten.

Inho nickt und führt mich zur nächsten U-Bahn-Station.

"Ich schreib kurz meinem Bruder, dass ich heut nicht heimkomme, ja?"

"Klar."

Seine Antwort ist unerwartet: "Dein Date lief wohl gut? Ist sie eigentlich schon deine Freundin? ^^"

"Ja, lief gut. Lass uns morgen drüber reden, ja?", schreibe ich zurück und stecke mein Handy weg. Ich bin vor ihm noch nicht geoutet. Dass ich meine Eltern mit einem Fakefreund veralbern wollte, weiß er und fand es witzig, aber das alles zu erklären muss nicht jetzt per Text sein.

"Alles okay?", erkundigt sich Inho.

"Ja. Ich hab dich dem Rest der Familie noch nicht als Freund vorgestellt, aber das kläre ich morgen."

Inho scheint überrascht. "Also hast du deinen Eltern nie gesagt, dass wir gar nicht zusammen sind? Äh, waren!"

"Nein... ich wusste nicht so recht, wie, und dann sind wir ja wirklich ein Paar geworden."

Er kichert. "Du bist mir einer. Aber ist ja gut für uns."

"Ja." Das macht die Sache nun einfacher.

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