👬 06 Inho
Hyunuks Mama ist so nett!
Sobald ich Hyunuk im Flur begegne und er mir sehr ernst in die Augen sieht, habe ich zwar schon wieder vergessen, worüber ich mit ihr in der Küche gequatscht habe, aber jedenfalls war es ein nettes Gespräch.
"Alles... okay?", frage ich verunsichert. Hyunuk lehnt sich näher. SEHR nahe. Seine Lippen streifen meine Wange.
Die Küchentür steht noch offen. Seine Mutter sieht sehr verlegen aus, als Hyunuk sich von mir löst. Unauffällig zwinkert er mir zu. Hach. Er gefällt mir irgendwie echt gut.
"Ihr... macht aber nichts Unanständiges hier im Haus, oder...?", flüstert sie erschrocken. Sie läuft leicht rot an.
Hyunuk legt einen Arm um meine Hüfte und zieht mich an sich. Er strahlt eine wohlige Wärme aus. "Nein, Quatsch!", versichert er. Seine Haare sind verdächtig verwuschelt, als hätten wir, ähem, "geknutscht" oder so, aber er hat tatsächlich nur ein Nickerchen gemacht.
Halblaut raune ich: "Auweia, nicht, dass wir noch in getrennten Zimmern schlafen müssen!", und halte mir gespielt entsetzt die Hand vor den Mund. Nun läuft auch er rot an. Seine Mutter tritt die Flucht an und macht leise die Küchentür von innen zu.
Ich kichere. Hyunuk wirft mir einen leicht vorwurfsvollen Blick zu, sieht aber auch irgendwie amüsiert aus. "Meine Geschwister durften früher tatsächlich nicht mit ihren Partnern im selben Zimmer schlafen."
"Na sieh einer an. Als Schwuler hast du wohl Privilegien", grinse ich.
Er nickt verlegen. "Als jüngstes Kind sowieso."
"Wie geht's dir?", hake ich nach, nachdem ich sein Gesicht mustere. Er wirkt positiver und nicht mehr so neben der Spur wie nach dem Mittagessen.
Hyunuk lächelt. "Nach einem Nickerchen sieht die Welt schon viel besser aus."
"Schön!"
"Es ist ja nur der eine Tag, das wird schon", flüstert er. Er klingt zuversichtlich.
"Ansonsten sagst du einfach, dass es dir nicht so gut geht und du noch unter Schock stehst und ein andermal wiederkommst oder so", schlage ich vor.
"Nee", schüttelt er den Kopf, "sie beschweren sich doch sowieso schon, dass ich zu selten herkomme."
"Na gut."
"Ich hab auch überlegt-"
Die Küchentür geht auf und Hyunuk stoppt mitten im Satz.
"Was steht ihr denn im Flur rum? Setzt euch doch mit ins Wohnzimmer. Oder, wollt ihr spazieren gehen? Das Wetter ist doch so schön. Du könntest deinem Fr- ...F- ...Inho die große Eiche zeigen, wo du früher so gern gespielt hast", meint Hyunuks Mama.
"Jaa... lass uns spazieren gehen", sagt Hyunuk und schiebt mich Richtung Garderobe, wo wir uns anziehen.
"Tolle Idee!", finde ich. Draußen können wir uns besser unterhalten.
"Ich setz dann in einer Stunde Kaffee an", erklärt sie und verschwindet im Wohnzimmer.
Hyunuk nimmt meine Hand und führt mich nach draußen. "Ist ja nicht so, als wären wir heut nicht schon viel gelaufen", schmunzelt er.
"Frische Luft ist gesund und Bewegung auch!", grinse ich.
"Wo waren wir stehengeblieben?", fragt er dann.
"Du wolltest mir sagen, dass du irgendwas überlegt hast."
"Ähh..." Stirnrunzelnd denkt er nach, eh es ihm einfällt. "Ah ja! Ich hab überlegt, wie es wäre, ihnen zu sagen, dass das nicht ernst gemeint ist."
"Was?"
"Unsere Beziehung."
"Oh." Abrupt bleibe ich stehen und er somit auch, da er noch meine Hand hält. "Du machst doch nicht mit mir Schluss?", frage ich traurig und er sieht mich entgeistert an. "Nach nur einem Tag?", schmolle ich gespielt und schaue deprimiert auf den Boden.
Hyunuk tritt näher. "Schatz", sagt er und ich höre an seiner Stimme, dass er kurz davor ist zu lachen. Ich schmolle weiter. Macht irgendwie Spaß mit ihm.
"Schaaatz!", flüstert er und geht ein wenig in die Knie, damit er mich von unten mit Dackelblick anschauen kann. So kann ich nicht weiterschmollen. Seine Niedlichkeit bringt mich zum Lachen.
"Nicht sauer sein, du Süßer!", säuselt er und grinst mich an. Ich grinse zurück.
"Jedenfalls habe ich überlegt, wie das wäre. Ich könnte ihnen ja ehrlich sagen, dass ich sie nur schocken wollte, damit sie endlich mit diesem einen bestimmten Thema aufhören."
"Aber?"
"Ich weiß auch nicht. Sie geben sich so viel Mühe mit dir. Wären sie dann erleichtert, dass ich anscheinend doch nicht schwul bin oder enttäuscht, dass ich sie so anlüge? Aber je weiter wir das führen, desto schwieriger und unangenehmer wird es am Ende."
"Uff, das stimmt. Sie sind wirklich lieb, aber als wir es ihnen gesagt haben, das war echt furchterregend."
"Ich weiß. Und in manchen Dingen kann ich sie echt nicht einschätzen. Ich vertraue ihnen schon, aber manchmal..." Er schluckt.
"Ja?", hake ich nach.
"Man soll nicht schlecht über seine Eltern reden", murmelt er.
"Es bleibt unter uns."
Hyunuk blickt zu Boden. Er wirkt sehr unsicher. "Es ist schon krass... wie sehr ich dir vertraue, dabei bist du fast ein Fremder, und dann machen wir so was hier."
"Also das finde ich jetzt etwas beleidigend. Fast ein Fremder? Wir laufen uns so oft über den Weg und verstehen uns immer so gut! Und... meinst du, ich würde einen Wildfremden zu seinen Eltern begleiten und mich als sein Freund vorstellen? Ich vertrau dir auch, ok?"
"Danke", flüstert er und legt seinen Arm um mich. Ich rücke näher und erwidere die unerwartete Umarmung.
"Ich hab nur paar... unschöne Kindheitserinnerungen, in denen mein Vater mich wegen Kleinigkeiten anschreit. War als Kind echt schlimm, aber er ist mit der Zeit ruhiger geworden, ich hatte nur irgendwie erwartet, dass er das heute, nach vielen Jahren zum ersten Mal, macht und ich dann rausgeworfen werde oder so. Am Anfang war es eine lustige Idee, aber so zwischendurch hatte ich echt Angst und jetzt läuft es so unerwartet gut, und ich will das irgendwie nicht kaputtmachen", vertraut er mir an.
"Verständlich. Wie du gesagt hast - es ist nur der eine Tag. Ziehen wir es einfach durch. Und danach kannst du ihnen meinetwegen sagen, ich wäre fremdgegangen oder so."
"Ich weiß nicht..."
"Dann können sie mich gar nicht mehr mögen und wenn du es kurz und knapp am Telefon sagst, werden sie wohl nicht zu viel nachhaken?" Da muss ich auch gottseidank nicht dabei sein.
"Mhm", macht Hyunuk nachdenklich. "Ich denk drüber nach."
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