Vom Glück ins Pech


Ich blieb, nicht wie erwartet einenTag, sondern die restlichen Ferien und feierte mit meiner MutterWeihnachten. Wir schenkten uns zwar nichts vom materiellen Wert,nein. Uns reichte die Anwesenheit des jeweils anderen mehr als nuraus. Es war wie im Traum. Ein wundervoller Traum, der nie endensollte. Allerdings waren die Ferien sehr schnell vorbei und so machteich mich auf zu meiner Schule in der Hoffnung, dass niemand meineAbwesenheit bemerkt hatte.


Leise schleiche ich mich zu der Mauer,die das Gelände der Schule mit dem „öffentlichen" Wald trennte.Kurz blicke ich hinter mich, mustere den Joggingweg und versicheremich so, dass wirklich niemand hier entlang geht. Ebenso gehe ich inmeine unauffällige Zwischenform der Teufelsfrucht. So werden meineAugen blutrot, allerdings sehe ich so viel besser als vorher. MeinGehör verbessert sich ebenso wie meine Instinkte. Einzig meinGeruchssinn wird erheblich schlechter, aber darauf kann ich momentanverzichten. Mit dem Gehör horche ich, ob sich jemand hinter derMauer aufhält. Als dies nicht der Fall ist, springe ich mit einemSatz auf und dann hinter die Mauer, ducke mich hinter dem nächstenGebüsch und suche den Wald nach potenziellen Feinden oder Beobachterab. Niemand da. Erst jetzt bemerke ich auch die erdrückende Stille.Auf dem gesamten Schulgelände ist absolut kein Ton zu hören. Ichrunzele meine Stirn. Normalerweise sind die Regeln immer nochaufgehoben. Es ist immer etwas zu hören, vor allem jetzt mitmeinen Super-Gehör. Irgendetwas muss geschehen sein ...

Ein flaues Gefühlbreitet sich in meinen Magen aus. Ich schüttele mich, stehe langsamauf und trete zur Mauer. Ein Stein gedrückt und schon entsteht einversteckter Durchgang, der mich in das Innere lässt. Mit schnellenSchritten gehe ich hindurch und laufe strikt zu den Territorium derWhitebeards – irgendetwas sagt mir, dass ich dringend nach Aceschauen sollte. Außerdem schulde ich ihm sehr viel. Erklärungen,Entschuldigungen und auch endlich Vertrauen. Ja, ich habe mit meinerMutter über ihn geredet und da ist ein Gefühl in mir, das ich nichtbeschreiben kann. Etwas, was ich für ihn fühle ...

Eine plötzlicheBewegung lässt mich innehalten und mein Schwert ziehen, welches ichdummerweise die gesamte Zeit über mit bei mir, zum Glückunauffällig in der Skitasche, hatte. Doch bevor ich überhaupt dieKlinge vollständig herausziehen konnte, befindet sich ein Gewehrlaufin meinen Gesicht. Geradewegs blicke ich in das ausdruckslose Gesichtvon Wan Oger, dem Schützen von Teach. „Diesmal kommst du nicht soschnell davon", redet er monoton nach einem kurzen Starrwettbewerbund blickt hinter mir. Mir ist bereits aufgefallen, dass sich jemandvon hinten genähert hat, weshalb ich nicht erschrecke, als sichzuerst Hände um meine Handgelenke schließen um sie hinter meinenRücken zu ziehen, und dann Metall. Kühl legt sich das Eisen derHandschellen an meine Hand und entzieht mir sofort all meine Energie.„Seesteinfesseln sind schon etwas praktisches, findest du nichtauch?", raunt mir Raffit ins Ohr und nimmt mir all meine Sachen ab.Wehrlos muss ich es über mich ergehen lassen, schließlich befindetsich Wan Ogers Gewehrlauf immer noch direkt vor meinen Gesicht. Aufdieser Distanz würde niemand daneben schießen können. Und es würdeeine wirkliche Sauerei geben.

Schlussendlich istRaffit fertig, stellt sich neben Wan Oger. Doch bevor die Beiden nochetwas besprechen können, verliere ich all meine Kraft und sacke inmich zusammen. Auffangen tun sie mich nicht, ich falle fastungebremst auf den Boden und spüre den Schmerz an meinen Knien,Schultern und an der Stirn. Dieses dämliche Seestein entzieht allmeine Kraft, dank der Teufelsfrucht, die ich ja gegessen hatte. Sobin ich bewegungsunfähig. Na toll. Super. Ich bin sowas vongeliefert.


Dank meinerfehlenden Mobilität hat mich Raffit kurzerhand über seine Schultergeworfen und trägt mich nun irgendwohin ins Dunkle, während WanOger etwas hinter ihm geht und mich beobachtet. Aber nicht nur mich,sondern auch die gesamte Umgebung. Beide scheinen leicht angespanntzu sein. Ob sie mit einem Überfall rechnen? Mit einer Rettung vonmeinen Freunden kann ich jetzt allerdings nicht rechnen, schließlichwissen sie nicht mal, wo ich überhaupt war. Und meine Naivität,einfach so ohne Vorsicht durch die Gänge zu streifen, kommt mirjetzt bitter zu stehlen. Mit meinen Gedanken immer noch im Glückhätte es dumm ausgehen können. Okay, ich korrigiere mich, es istdumm ausgegangen.

Nach einiger Zeitbleiben sie auch wieder stehen, betätigen irgendetwas, weil einleises Rumpeln und Rattern zu hören ist. Dann, nach einigen weiterenSchritten, werde ich auf den Boden befördert. Stöhnend rolle ichmich zur Seite und halte inne, erwarte eigentlich das Schlimmste.Blackbeards Lachen ertönt, seine Stimme folgt, doch das alles nehmeich ab einen gewissen Zeitpunkt gar nicht mehr wahr.

Das Einzige, was indiesem Moment zählt, ist, das was ich sehe. Mir gegenüber an derWand saß er. Seine Hände über sich an der Wand mit schweren Kettenbefestigt. Seine Beine Beine von sich gestreckt und ebenso mitschweren Ketten festgezogen. Wunden zieren seinen gesamten Körper,sein Haar hängt ihm fettig und dumpf in die Augen. Seine Hosezerrissen, sein Hut und Schuhe fehlen ganz. Seine stolze und frecheAusstrahlung verschwunden – seine gesamte Haltung strahlt nunHoffnungslosigkeit und Kapitulation aus. Was ist nur gesehen? Warumsieht er so aus? Warum? Ace.


Mein überraschtesund geschocktes Keuchen lässt ihn aufsehen. Meine Stimme versagt,als ich irgendetwas sagen will, aber ich brauche es gar nicht. Seinegeweiteten Augen, sein offener Mund und sein plötzliches Aufbäumengegen die Fesseln sagen alles. „Saru!" Seine Stimme unterbrichtTeach Gelaber und lässt ihn innehalten. Doch kurz darauf hallt seinLachen nur noch lauter durch den Raum. Daraufhin fixiert Ace nichtmehr mich, sondern Teach. „Verräter!", faucht die Feuerfaust undstemmt sich erneut gegen seine Ketten, die keinen Millimeternachgeben. „Ach Ace, es ist doch dein Verschulden. Du bist zu mirgekommen und hast mich herausgefordert mit deiner Wut auf mich, weilich diesen Waschlappen hinterrücks überfallen hatte und weil ichangeblich Saru in meiner Gewalt haben sollte", verteidigt sichTeach und greift nach meinen Haaren. Mit einem Ruck zieht er mich soauf die Füße, was mich aufschreien lässt. Meine Kopfhaut steht inFlammen, es fühlt sich so an, als ob jede Sekunde meine Haareherausgerissen werden und das mitsamt Haut. Provokant zieht michTeach vor sich und somit auch direkt vor Ace, umschlingt mit seinemanderen Arm meine Taille und drückt mich an sich. Eiskalt läuft esmir den Rücken herunter, während ich Ace unentwegt und verzweifeltin die Augen sehe. „Was hast du getan?", wispere ich, „Warum?"Tränen der Angst und Verzweiflung kommen in mir hoch und bahnen sicheinen Weg über mein Gesicht. Sie sorgen dafür, dass ich ihn nurnoch verschwommen sehe und Teach hinter mir ein entwertendes „Ts"entlocken.

„Ganz einfachMädchen, er wollte dich zurückholen und hat versagt. Er hat michnicht mal richtig erklären lassen, dass du mir entwischt bist. Najaund jetzt hockt er hier und wartet auf seine Hinrichtung." MeinHerz setzt aus. Diese Worte lösen etwas in mir aus und einunerwartet hoher und lauter Schrei entweicht mir aus dem tiefstenInneren meines Herzens: „NEIN!"

Irgendwie reißeich mich von Teach los. Wahrscheinlich hat er mich absichtlichlosgelassen, weil so viel Kraft besitze ich in diesem Moment garnicht. Stolpernd laufe ich auf Ace zu, lasse mich vor ihm auf dieKnie fallen und vergrabe mein Gesicht in seine Schultern. MeineGefühle rauslassend weine ich leise Tränen, während Ace versuchtmir klarzumachen, dass ich laufen solle. Ich solle hier irgendwieweg, solle mich in Sicherheit bringen. Whitebeard würde michbestimmt beschützen, genauso wie Sabo oder gar Ruffy. Doch mir istes gleich. Ich kann ihn doch nicht einfach hier lassen. Ich kann ihnnicht einfach so seinen sicheren Tod überlassen. Ich kann daseinfach nicht. Ich ... ich fühle doch etwas für ihn. Nur was,flüstert eine leise Stimme in meinen Kopf. Was fühlst du fürihn?

„Noch ist ernicht tot", macht sich Teach nun wieder auf sich aufmerksam, „Nochnicht. Aber bald ... allerdings würde ich mich überreden lassen,wenn mir nur jemand – sagen mir mal so – ein lukratives Angebotunterbreiten würde." „Nein, tu das nicht!" Ace verzweifelteStimme bricht mir fast das Herz. Als ich den Kopf hebe und in seineAugen sehe, sagen diese mehr als es Worte je könnten. Am liebstenwürde ich ihm durch seine Haare fahren, mustere dafür jeden Winkelseines Gesichts und küsse ihn schließlich auf die Stirn. „Ichkann nicht zulassen, dass er dir etwas antut", flüstere ich, bevorich entschlossen aufstehe und mich zu Teach drehe. „Was muss ichtun?"


Sein siegessicheresGrinsen würde ich ihm am liebsten aus dem Gesicht prügeln, aber ichbegnüge mich damit, einfach nur meine Fingernägel in meineHandflächen zu rammen. „Tut mir leid Kleine, aber so einfach macheich es dir auch nicht. Du hast mein bereitwilliges Angebot angelehnt,mir zu folgen. Du bist unaufmerksam im Unterricht, du hast gegenmeine Männer gekämpft und du bist mir mit einem fiesen Trickentkommen. Mittlerweile bin ich eher der Ansicht, dass ich dichebenso hinrichten lassen wie Ace. Allerdings bist du nicht so wichtigwie er und hast nicht mal die Hälfte seines Kopfgeldes. Du würdestmir mehr zwischen meinen Beinen bringen, wenn du verstehst, was ichmeine. Und das kannst du mir nicht anbieten – ich könnte es mirauf der Stelle holen, du könntest dich ja nicht mal anständigwehren!"

Mir wird schlecht.So richtig schlecht. Und mein Körper fängt unkontrolliert dasZittern an. Kein gutes Zeichen wenn ihr mich fragt. Mein Herz rast,ebenso wie meine Gedanken. Was könnte ich ihm bieten, was er sichnicht selbst holen könnte? Es geht hier schließlich um Ace Leben,verdammt! „Meine Loyalität", schießt es da aus mir heraus,bevor ich überhaupt richtig darüber nachdenke. Teach hebt eineAugenbraue und schüttelt mit den Kopf. „Süße, ich habe bereitsgesagt, dass ich dich -"

Ich lasse ihn garnicht erst ausreden und sinke vor ihm auf die Knie. „ Bitte, ichflehe dich an! Nimm mich und meine Fähigkeiten in deine Crew auf undverschone Ace Leben! Ich schwöre dir meine Loyalität und Treue. Ichwerde alles für dich tun, aber bitte, bitte ..." „Saru hör aufdamit!" Ace Ruf unterbricht mich, doch Teach Bewegung lässt ihninnehalten. Der Erdkundelehrer ist mit wenigen Schritten bei mir unddrückt meinen Kopf mit der Hand nach unten auf den Boden. „Du bistwirklich jämmerlich, Saru-chan. Das alles bedeutet mir nichts mehr,du kannst mir absolut nichts bieten. Ich sollte dir endlich malManieren beibringen!" „Ich weiß, wo das One Piece liegt!",kommt es mir über die Lippen – aus Verzweiflung, Angst oderschierer Wahnsinn weiß ich nicht.

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