Kapitel 9

"Du bringst sie noch um!!!"

Lillys P.o.v.

Ich ging wieder den gleichen Weg durch das Gebäude, wie als ich gekommen war. Nur diesmal einen Schrei zu hören.

Meine Gefühle und Gedanken hatte ich befor ich durch die Eingangstür gegangen war abgestellt. Zurück blieb ein hohles, taubes Empfinden in meinem Brustkorb, das in irgendeiner Weise eine gewisse beruhigend auf mich wirkte.

Ich erreichte die Tür, die zum Trainingsbereich führte und wandte mich, nach dem ich durch sie hindurchgegangen war nach links zu den Umkleiden. Ich konnte ja schlecht in Top und Jogginghose trainieren.

In der Umkleide ging ich direkt auf meinen Spindt zu und zog die Klamotten fürs Traning, die ich hier immer als kleine Notreserve aufbewahrte heraus.
Es waren die gleichen, wie die, die ich auch zum letztem Fight angehabt hatte.
Es waren auch die gleichen, die ich eigentlich immer an hatte.

Nachdem ich mich umgezogen und meine Haare zum Dutt gebunden hatte, verließ ich die Umleide und ging in die Halle.

Die Halle selbst bestand eigentlich aus 3 Hallen: Eine ehr gewöhnliche Halle, wie die, in denen man in der Schule immer Sportunterricht hatte (Bild), eine Art Boxring und ein Fitnessraum mit allen möglichen Geräten und Maschinen zum stärken der Muskeln.

Ich lief mich erstmal ein paar Runden in der 1. Halle (der gewöhnlichen) war und ging danach in die 3. (den Fitnessraum) um insgesamt etwas lockerer zu werden, bevor ich mit dem richtig hartem Training anfangen würde.

Nach einigen Übungen ging ich in die 2. Halle (die mit dem Boxring) und stellte mich in die Schlange von denen die kämpfen wollte.
Es gab 2 Reihen: Eine für Mädchen und eine für Jungs, da es unfair wäre, wenn Mädchen gegen Jungs antreten müssten. Wegen ungleichem Kraftverhältnis und so.

Als ich dran war und in den Ring stieg, achtete ich nicht sinderlich auf meine Gegnerin. Wir känpften hier wie in Amerika. Das hieß es gab nur eine Regel: Wer den Gegner 3 Sekunden am Boden festhält, hat gewonnen.

Ich betrachtete nun auch meine Gegnerin. Sie war brünett, normal groß, ungefähr in meinem Alter und hatte einen durchschnittlichen Körperbau.
Mit anderen Worten: Keine ernstzunehmende Gefahr.

Der Typ, der unseren Kampf beaufsichtigen sollte bließ einmal in seine Pfeife. Es ging los.
Ich ging zwei Schritte auf sie zu, so dass uns nur noch ein Meter trennte.

Sie riss ihr Bein hoch, offenbar mit der Absicht mir ins Gesicht zu treten.
Ich packte ihren Fuß, hielt ihn mit eisernem Griff fest und zog ihn ruckhaft zurück. Sie flog hin und ich warf mich auf sie. Ähnlich wie in diesem ganzen Fightsendungen aus Amerika. Dabei fühlte man sich irgendwie voll cool.
Ich stand jedoch nicht, wie in diesem Fernsehprogramm auf, sondern blieb so auf ihr liegen, dass sie nach einigen Sekunden bewusstlos war.

Plötzlich tauchten Bilder von Jace, Mom, Dad und Zayn aus meinem Bewusstsein vor meinen Augen auf.
Bilder wie wir zusammen lachten, Witze auf Kosten von Anderen rissen und uns ab und an auch mal stritten.
Das war Familie. Das war normal.
Das war normal.
Jetzt waren davon nur noch Erinnerunge übrig.
Jace und Dad waren tot. Mum war fast nie da und hatte in den letzten Jahren kaum ein Wort mit mir gewechselt.
Von Zayn wollte ich am liebsten nur noch vergessen.

Also blieb mir nur noch mein einziges Hobby, wenn man es denn so nennen konnte: Das Fighten.

Ich spürte wieder eine brodelne Wut in mir aufsteigen und spannte alle Muskeln an.

Das Alles hatte ich so nicht gewollt.
Hätten wir nicht eine ganz normale Familie bleiben können?
Aber dann wurde Dad ja umgebracht und ich wurde zum 1. Mal mit dem Fightgeschäft und echter, realer Angst konfrontiert.

¤¤¤¤Flashback¤¤¤¤

Ich hatte Angst wie nie zuvor.
Todesangst. Und das Schlimmste daran war: Diese Angst war berechtigt.
Diese Männer, die Dad geschminkt hatten, folgten mir nicht.
Doch mir war, als wären sie direkt hinter mir.
Dad hatte gesagt, dass ich wegrennen sollte, doch ich verstand nicht warum.
Warum sagte Dad mir ich sollte vor Menschen fliehen, die ihn geschminkt hatten.
Das machte mir Angst.

Dad hatte mir noch nie sowas gesagt.
Die Männer, vor denen ich wegrennen sollte hatten Dad mit sehr viel Ketchup beschmiert. Ich verstand nicht, warum sie so viel davon auf ihn drauf schütteten.
Aber dieser Ketchup war irgendwie seltsam. Er roch so metallisch.

Ich konnte nicht mehr laufen und setzte mich dort hin, wo ich gerade stand; mitten in einen Wald.
Ich wusste nicht, wie groß der Wald war, also wollte ich schlafen und dann morgen nach Dad sehen.

Doch als ich das nächste Mal aufwachte befand ich mich in den Armen eines sehr großen Jungen.
Er war fast schon ein Mann.
Er trug mich immer weiter, und als ich ihn fragte wohin wir gehen würden lächelte er leicht, gab aber keine Antwort.

Nach einiger Zeit kamen wir an ein großes Gebäude. Es war so groß, dass unser Haus bestimmt 10× hineibgepasst hätte.

Der Junge, der fast schon ein Mann war, trug mich bis zu einer Tür, ließ mich dann runter und sagte:
"Du darfst jetzt keine Angst haben.
Und wenn du doch Angst hast, dann darfst du das nicht zeigen.
Verstanden?"

Ich nickte und er öffnete die Tür, trat ein und streckte dann eine Hand nach mir aus und sagte mir ich sollte mitkommen.
Ich ergriff seine Hand und folgte ihm.
Vor mir stand ein Mann, der über und über mit Tattoos bedeckt war und das breiteste Grinsen im Gesicht hatte, das ich je an einem Menschen gesehen hatte.

Er lud mich ein ihn zu unterstützen und erklärte mir, wie und an wen ich Geld verteilen sollte:
Ich würde mit einem Mädchen zusammen arbeiten, das etwas älter war, als ich. Sie war schon 3 Jahre älter als ich, also schon 8.
Ich musst ihr immer, wenn sie es sagte eine bestimmte Anzahl von Geldscheinen demjenigen geben, der gerade vor mir standt.

Ich durfte aber nichts davon irgendjemandem sagen, den ich kannte, sonst würde ich ganz viel Ärger bekommen.

Vor den meisten Leuten hier hatte ich sehr viel Angst. Aber der Junge, der schon fast ein Mann war hatte ja gesagt, dass ich das nicht zeigen durfte. Also versuchte ich das auch.

¤¤¤¤Flashback Ende¤¤¤¤

Laufe der Monate und Jahre hatte ich gelernt meine Gefühle vor dem Rest der Welt verborgen zu halten.
Wie ich dieses Leben hasste.
Wie ich diese Leute hasste.

Und jetzt hatte ich auch noch die einzige Person in meinem Leben, die ich nicht hasste verloren.

Plötzlich hörte ich ganz viele Leute rufen. Sie rissen mich aus meinen Erinnerungen zurück.
"Lilly!
Hör auf!!
Du bringst sie noch um!!!"

Ich realisierte wieder, wo ich war, und auch, dass ich gerade darbei gewesen war, das Mädchen, gegen das ich kämpfte umzubringen.
Ich ließ von ihr ab und trat einige Schritte zurück.

Dann ging ich langsam weg.
Durch die Hallen und Flure bis in die Tiefgarage zu meinem Motorrad.

Auf dem Weg nach Hause wurde mir klar: Hätte Alex mich damals nicht gefunden, wäre ich noch eine normale Teenagerin, die auf pink stand und sich regelmäßig mit ihren Freundinnen zum Shoppen traf.
Und irgendwie war ich Alex dankbar, dass es nicht so war.

Als ich das Motorrad Zuhause wieder in die Garage stellte, fiel mir auf, das Zayns Wagen immernoch hier war.
Das hieß, er selbst war auch noch hier.
Na Super.
Jetzt war meine Laune eindeutig auf dem 0-Punkt.

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