Kapitel 6

Am nächsten Morgen wachte ich mit schmerzendem Kopf auf, obwohl ich gar nicht so viel Alkohol getrunken hatte. Ich blinzelte immer wieder schnell, um mich an das grelle Sonnenlicht zu gewöhnen. Als ich das tat versuchte ich vorsichtig aufzustehen, wurde aber wieder zurück ins Bett gezogen. „Jayden, lass mich aufstehen", kicherte ich, als er mich wie eine Decke über sich drüber schmiss. „Lass mich einen Moment überlegen. Nein", schmunzelte er und drückte mich noch fester an sich. „Luft", keuchte ich und daraufhin ließ er etwas lockerer. Ich sah auf den Wecker auf seinem Nachttisch und stellte schockiert fest, dass es bereits neun Uhr morgens war.

„Steh auf wir müssen los", hüpfte ich auf ihm rum, doch von ihm kam keine Reaktion. Ich trommelte auf seiner durchtrainierten Brust rum und versuchte weiterhin ihn zum aufstehen zu überreden, doch wieder kam keine Reaktion. Bis er uns ruckartig umdrehte, sodass ich unter ihm lag. „Ich habe schon Bescheid gegeben, dass wir heute nicht kommen, auch wenn mein Vater darauf besteht, dass du um Punkt zwölf Uhr in seinem Büro bist. Also lass mich jetzt in Ruhe schlafen", knurrte er und hielt dabei meine Hände neben meinem Kopf fest. Er sah mich einen Augenblick so intensiv an und dann glitt sein Blick weiter nach unten zu seinem hochgeschobenen Hemd. Er ging von mir herunter und fuhr sich nervös durch seine Haare. Man konnte förmlich die einzelnen Zahnräder in seinem Gehirn rattern hören.

Dann drehte er sich auf die Seite und sah mich mit einem Blick, der nie zuvor dagewesene ist an. „Ava, versprich mir, dass du jetzt nicht gleich aufspringst und kündigen wirst", seine Worte verwirrten mich und als seine Lippen erneut auf meinen lagen verstand ich was er meinte. Ich wollte mich wehren, aber ich konnte nicht. Dieser Kuss war erst so zärtlich und dann so fordernd, dass in mir drinnen ein Wechselbad der Gefühle stattfand. Seine Hände umfassten sanft meine Wangen und vorsichtig beugte er sich wieder über mich. Ich wusste nicht wieso, aber ich konnte ihn nicht stoppen. Ob es die Überraschung oder diese Gefühle waren, die seit langer Zeit wieder mal in mir aufkeimten, die mich davon abhielten ihn zu Ohrfeigen und zu verschwinden wusste ich nicht, aber dass das nicht gut enden konnte, war mir durchaus bewusst.

Und auf einmal begann etwas in meinem Kopf zu rattern und sofort versuchte ich ihn von mir weg zu drücken. Ohne ein weiteres Wort schlüpfte ich aus dem Bett, schnappte mir meine Sachen, zog mich im Bad um und ging anschließend. Mit den Aufzug herunterfahren konnte man zum Glück ohne Karte und Passwort, weshalb ich das Gebäude innerhalb der nächsten fünf Minuten verlassen hatte. Nachdem ich ums Eck war, rief ich mir ein Taxi, dass mich in fünf Minuten hier abholen sollte. Noch im Taxi rief ich William an und sagte ihm, dass wir heute Mittag noch über etwas anderes sprechen müssten. Das Taxi ließ mich bei mir zuhause raus und ich bedankte mich bei ihm. Die Herbstluft war kalt, weshalb ich schnell in meine Wohnung eilte. Unter der Dusche kann ich hoffentlich einen klaren Gedanken fassen, dachte ich mir und stellte mich unter das dampfend heiße Wasser. Doch das war keine gute Idee, denn kaum streiften die einzelnen Tropfen meinen Körper entlang, musste ich unwillkürlich an Jayden denken. Die Art, wie er mich angesehen hatte, die Art wie er mich geküsst hatte und die Art, wie er mit mir friedlich in den Armen schlief.

Er war wahrhaftig ein Meister seines Fachs, denn Frauen um den Finger wickeln konnte er blindlings im Schlaf. Doch ich war zu stur und stolz, um darauf herein zu fallen. Ich drehte das Wasser aus und begab mich in mein Schlafzimmer. Dort zog ich neue Unterwäsche und ein hellgraues Businesskleid an. Anschließend föhnte ich meine Haare und begann mich zu schminken um mich dann um elf Uhr dreißig auf den Weg zu Scottplay zu machen. Da mein Auto noch da stand rief ich mir erneut ein Taxi, dass mich eine viertel Stunde später am Eingang heraus ließ. Mit wackligen Beinen machte ich mich auf den Weg in mein Büro und drückte die vorgeschriebene Kündigung aus, die ich hoffte nie gebrauchen zu müssen. Doch ich war niemand der Konsequenzen aussprach und nicht durchzog. Der Grund warum ich meine Kündigung als Drohung nahm, war dass ich somit dann Abstand zu ihm haben würde und William wahrscheinlich wenig begeistert davon sein würde.

Mit dem Dokument in meiner Hand ging ich zu Williams Büro und klopfte an. Er öffnete mir lächelnd die Tür und bat mich einzutreten. „Ava, Liebes. Was kann ich für dich tun", fragte er und ohne ein Wort zu verlieren legte ich ihm die Kündigung auf den Tisch. Seine Augen weiteten sich und wechselten zwischen mir und dem Dokument hin und her. „Du musst doch nicht gleich kündigen, du hättest mir einfach sagen können, dass dich das überfordert", erklärte er mir, während er auf die ganzen schwarzen Mappen zeigte, die sich auf seinem Schreibtisch befanden. „Das hat doch nichts damit zu tun und ich helfe dir auch gerne, dass weiter zu planen, aber Jayden weiß warum ich diese Kündigung abgebe und ich hoffe, dass du das einfach akzeptieren kannst", gab ich geknickt von mir, denn ich liebte meinen Job.

William tippte wie wild auf seinem Handy herum und schrie anschließend „Jayden, kannst du mir erklären warum ich gerade eine Kündigung von Miss Wright vorliegen habe?". Kurz darauf öffnete sich Williams Bürotür und Jayden trat ein. „Ja Vater kann ich. Miss Wright wollte von mir, dass ich einen Vertrag unterschreibe, indem ich mich von ihr fern halte und das habe ich nicht geschafft. Als sie mich so angesehen hat, als wäre ich endlich mal ein normaler Mensch konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und habe sie geküsst. Daraufhin ist sie durchgedreht, nach Hause geflüchtet und das mit der Kündigung hier weißt du ja. Achso im Vertrag stand, dass sie kündigt, wenn ich ihr näher komme", gab er ganz beiläufig von sich und William kochte vor Wut. „Niemand wird hier kündigen", gab er schroff von sich und zerriss meine Kündigung. „Es tut mir so leid", sagte er an mich gewandt und sah seinen Sohn streng an. „Da das geklärt ist können wir ja mit den wichtigen Dingen weiter machen, wenn du uns entschuldigen würdest Jayden", so viel Missbilligung habe ich noch nie in seinem Blick gesehen Jayden ging es anscheinend nicht anders, da er fassungslos den Raum verließ und die Tür zu schlug.

„Er hat dich gern", murmelte er vor sich hin, doch ich ignorierte das. „Ava, du wirst nicht kündigen! Dein neues Spielzeug kommt nächste Woche auf den Markt und den Verlust einer Arbeitskraft wie dir, können wir uns nicht leisten. Also bitte sieh darüber hinweg wie er glaubt sein zu müssen", versuchte er auf mich einzureden. Trotzend wie ein kleines Kind verschränkte ich die Arme. „Ich soll darüber hinweg sehen? Ich soll einfach darüber hinwegsehen, dass er mich wie ein Neandertaler in sein Bett getragen und geküsst hat? Das ist ein Scherz oder?", flippte ich aus. „Nein, ich werde später auch noch ein paar Takte mit ihm reden, aber dieser Kindergarten hier hat jetzt ein Ende", herrschte er mich an. Perplex saß ich ihm gegenüber und sah, wie er einige der schwarzen Mappen öffnete. Er öffnete eine weitere, in der schon mal der Sarg und die Kapelle abgeheftet waren. „Ich habe mich umentschieden, ich möchte eingeäschert werden und das meine Überreste auf dem Meer verstreut werden", erklärte er mir und tauschte den Sarg durch eine weiße Urne mit goldenen Verzierungen aus. „Als nächstes sollten wir die Gästeliste planen und von wem ich gerne eine Rede hören würde", er reichte mir eine Liste mit Namen und einem Marker. „Das sind alle Familienmitglieder, Verwandte, Bekannte und so weiter. Ich möchte, dass Sie mir die Namen vorlesen und die, die kommen sollen markieren", lautete meine Anweisung und so las ich ihm die annähernd dreihundert Namen vor und markierte rund die Hälfte. Auch die Liste wurde in seine schwarze Mappe abgeheftet. Er gab mir eine erneute Namensliste mit den Worten „das sind die Leute, die eine Rede halten sollen. Sieh dir die Liste erst nach meinem Tod an, sie befindet sich ganz hinten in der Mappe". Damit nahm er mir die Liste wieder aus der Hand und heftete sie ganz hinten ein.

Wir hatten noch eine halbe Stunde Zeit also gingen wir noch weitere Punkte durch. Er hob eine CD hoch und erklärte mir, dass dies die Lieder seien, die er auf seiner Beerdigung hören wolle und keine anderen. Als nächstes heftete er ein Bild von einem Anzug ein, mit der Begründung, dass dies sein Hochzeitsanzug sei und er wolle, dass man ihn in diesem beerdige. Somit waren der Ort, die Bestattung, die Kleidung, die Gäste und die Musik geklärt. Ich lief pünktlich um dreizehn Uhr aus seinem Büro und begab mich in meins. Mein Rechner fuhr hoch und auf meinem Schreibtisch stapelten sich mittlerweile die Unterlagen. Die Produktion hatte mir Bilder von den Prototypen meines Spielzeuges zukommen lassen und ich war begeistert von ihnen. Bevor ich sie jedoch zur Produktion freigeben konnte, mussten Jayden und William diese absegnen. Also scannte ich die Bilder ein und sendete eine Mail an die beiden. Kurze Zeit später klopfte es auch schon an meiner Tür. Ich erwartete einen der beiden Scott's, doch als sich die Tür öffnete stand da ein kleines blondes Mädchen. Ihr Äußeres glich einem Engel, langes blondes, lockiges Haar, leuchtend blaue Augen und eine Statur, die so zerbrechlich wirkte. „Hallo, kleines. Wer bist du denn?", fragte ich sie mit zuckersüßer Stimme, um sie nicht zu erschrecken.

„Ich suche Onkel Jayden. Und auf der Suche hab ich dich gefunden", piepste sie und sie war ein wahrer Engel. „Soll ich dich zu ihm bringen? Wie heißt du eigentlich?", fragte ich sie und euphorisch nickte sie. „Ich heiße Jessi und du?", sagte sie, während sie die Tür hinter sich schloss und sich auf mein kleines Sofa setzte. „Ava", erwiderte ich und das kleine Mädchen vor mir erinnerte mich stark an mich selbst. Langsam lief ich auf sie zu und setzte mich neben sie. „Wie alt bist du denn?", wollte ich weiter wissen und auch darauf antwortete sie. Sie sei fünf Jahre alt und suche nach ihrem Onkel Jayden, was sie bereits erwähnt hatte, wobei mir auffiel, dass ich gar nicht wusste, dass William außer Jayden noch andere Kinder hatte. „Also wollen wir los?", wollte ich wissen und begeistert nickte sie. Als ich aufgestanden war streckte sie mir ihre Arme entgegen und symbolisierte mir somit, dass sie getragen werden wollte. Mit einem Ruck hob ich sie hoch und machte mich, mit ihr auf dem Arm auf den Weg in Jayden's Büro.

Da ich keine Hand frei hatte wendete ich mich Jessi zu. „Also gut, du musst jetzt einmal ganz kräftig klopfen", wies ich sie an und kichernd haute sie gegen die Tür. Statt einem ‚herein', öffnete er dieses Mal die Tür direkt und erblickte mich erstaunt mit der kichernden Jessi auf dem Arm. „Dein Damenbesuch ist bei mir gelandet", kicherte ich und richtete dabei meinen Blick auf die kleine Jessi. Er verstand die Anspielung und verdrehte seine Augen, während er versuchte nicht zu schmunzeln. Im Hintergrund ertönte die Stimme eines Mannes, der vor sich hinfluchte. „Wo ist denn dieses Kind schon wieder?!", schimpfte er vor sich hin und Jayden und Jessi begannen gleichzeitig zu lachen. „Sie ist hier", erklang seine tiefe Stimme und augenblicklich zog sich eine so schlimme Gänsehaut über meinen Körper, dass auch Jessi das spürte. Der Mann kam zu uns und sah mich erstaunt an. „Wie...wie hat sie das geschafft?", richtete er sich an Jayden und deutete dabei auf mich. „Sie hat sich das Kind geschnappt, nachdem es in ihrem Büro aufgetaucht ist, weil ein gewisser jemand zu inkompetent war auf sie aufzupassen", zischte ich und erntete darauf erneut erstaunte Blicke.

Jessi kicherte wieder freudig vor sich hin und schien die Situation zu genießen. Beide Männer schienen erstarrt, sodass sie gar nicht mitbekommen haben, dass Jessi mir etwas ins Ohr flüsterte. „Ich mag dich, Ava. Darf ich bei dir bleiben. Jayden ist ein Blödmann", seufzte sie. Darauf erklang ein lautes Lachen, was ich erst als meins identifizierte als sich vier Augen gespannt auf uns richteten. „Ich dich auch, Jessi. Und gerne, aber das musst du erst deinen Papa fragen", flüsterte ich zurück und tippte ihr auf die Nasenspitze. Euphorisch nickte sie und bewegte sich hektisch auf meinem Arm. „Papa, Papa", kreischte sie und sah ihn mit großen Kulleraugen an. Eins musste man ihr lassen, sie wusste wie sie die Waffen einer Frau einzusetzen hatte. „Was willst du", seufzte er, aber lächelte sie freundlich an. „Darf ich den Tag mit Ava verbringen", quengelte sie und als er seinen Blick auf mich richtete und ich nickend zustimmte, sagte er ja. „Werde ich etwa gar nicht mehr gefragt?", motzte Jayden und auch wenn das nicht sonderlich erwachsen war, streckten Jessi und ich ihm gleichzeitig die Zunge raus.

„Also worauf hast du Lust, Kleine?", fragte ich an sie gewandt, was sie zum grübeln brachte. „Gehen wir in den Park", quietschte sie und sofort stimmte ich ihr zu. Ich sah die beiden vor uns an, die uns aufmerksam beobachteten. Als sie sich nach zwei Minuten immer noch nicht rührten, schnaubten Jessi und ich. „Du oder ich?", fragte ich sie und sie nickte mir zu. „Wo ist ihre Jacke?", schnaubte ich und da schien es anscheinend Klick zu machen. Jayden ging in sein Büro und holte einen kleinen pinken Mantel, den er mir reichte. Ich ließ Jessi auf den Boden und zog ihr die Jacke an, bevor sie mir ihre Hand reichte und mit mir in Richtung Aufzüge lief. „Miss Wright", hörte ich jemand nach mir rufen. „Ja, Mr. Scott", rief ich zurück. „Sollten Sie nicht arbeiten?", neckte er mich und Jessi begann zu kichern. „Sollten Sie das nicht auch, statt nutzlos hier rum zu stehen", erwiderte ich und verschwand ohne eine weitere Aussage abzuwarten mit der Kleinen im Aufzug.

Wir fuhren runter in mein Büro, in dem ich meinen grauen Mantel anzog und mich anschließend mit ihr auf den Weg in den Park zu machen. Die frische Herbstluft wehte uns durch die Haare und Jessi sprang durch sämtliche Laubhaufen am Wegrand. „Wie kommt es, dass ich dich nie zuvor gesehen habe", fragte ich sie nach einer Weile. „Naja, Papa ist viel am Arbeiten und deshalb können wir Onkel Jayden selten besuchen", wimmerte sie. „Du hast ihn echt gerne oder?", hakte ich nach und Jessi begann zu kichern. „Ja, genauso wie du", grinste sie mich an und mir verschlug es dabei die Sprache, doch bevor ich ihr widersprechen konnte rannte sie wieder kichernd durch die Laubblätter. Mein Handy klingelte nach circa zehn Minuten und ich sah, dass Jayden der Anrufer war. „Was gibt's?", meldete ich und hörte ein Schnauben am anderen Ende. „Seid ihr noch im Park?", fragte er nach und als ich mit ja antwortete, erwiderte er, dass er in zehn Minuten da seie. Tatsächlich war er zehn Minuten später bei uns, was mich überraschte. „hast du Angst, dass sie keine halbe Stunde mit mir überlebt?", fragte ich ihn, was ihn anscheinend amüsierte. „Nein, aber ich sehe sie so selten, da Alec viel zu tun hat. Und ich habe dich vermisst", erklärte er zum Schluss hin sarkastisch. „Und ich dachte es ging nur mir so. Aber ich wüst gar nicht, dass du einen Bruder hast", gestand ich, woraufhin er sich nicht mehr halten konnte und begann zu lachen. „Alec ist mein bester Freund und nicht mein Bruder", lachte er und das ergab für mich dann schon mehr Sinn. Wir liefen eine Zeit lang stillschweigend nebeneinander her, während Jessi durch die Natur rannte und fasziniert Eichhörnchen und Vögel beobachtete.

Doch mitten im Weg blieb er auf einmal stehen und drehte mich zu ihm. „Was wird das?", schluckte ich. „Wonach sieht es aus? Wir werden tanzen", erklärte er und begann mich zu drehen. Ich konnte nicht fassen, dass wir tatsächlich hier im Park standen zwischen all diesen Menschen und tanzten. Wir hatten jedoch beide ein wachsames Auge auf Jessi gerichtet. Diese kam geradewegs auf uns zu gerannt, sodass sie uns umwarf und wir zu dritt auf den harten, mit Laub übersäten Boden fielen. Wir sahen uns an und in seinen Augen sah ich zum ersten Mal so etwas wie Freude aufblitzen und als unsere Blicke zu dem schockierten Gesicht von Jessi glitten begannen wir zu lachen über die Situation. Sie legte sich zwischen uns und begann einen Laubengel zu machen, was wir ihr nachmachten. Lachend drehte ich meinen Kopf auf die linke Seite und sah zum ersten Mal einen völlig unbeschwerten Jayden und erst da fiel mir auf, dass es einem vielleicht zusetzt in so jungen Jahren eine so erfolgreiche Firma zu übernehmen, dass er vielleicht gar nicht so ein Macho ist wie er immer tut, sondern seine Unsicherheit und Menschlichkeit hinter dieser dominanten Hülle zu verstecken versuchte. Vielleicht durfte man in diesem Beruf nicht zeigen, dass man menschlich ist, vielleicht ist Menschlichkeit in den Augen dieser Menschen eine Schwäche, obwohl uns genau das zu dem macht was wir sind. Verletzlichkeit und ein Gewissen ist das, was uns ein Mensch sein lässt, aber auch die Freude und das Glück, welche wir empfinden, wenn wir uns bei Menschen, die uns am Herzen liegen befinden machen uns aus, sie sind der Grundstein für unsere Persönlichkeit und Empathie. Aber die Erkenntnis, dass ich gerade glücklich war und das in seiner Nähe setzte mir eher zu. Konnte es denn wirklich sein, dass ich mich wohl bei ihm fühlte und die noch wichtigerer Frage, konnte es wirklich sein, dass ich ihn gerne hatte?! Und so als hätte ich die Frage laut gestellt antwortete eine Stimme, die sich als Jessis herausstellte mit ‚ja'.

Ich war so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht merkte, dass Jessi sich auf Jayden geschmissen hatte und sie sich unterhielten. „Schau dir mal die süße Familie an. Sie sind genauso wie wir damals", hörte ich eine ältere Frau zu ihrem Mann sagen, während sie uns lächelnd beäugten. Sie hatten das was ich mir immer wünschte. Sie hatten einen Partner gefunden und ihn bis ins hohe Alter und wahrscheinlich auch bis ans Ende ihres Lebens behalten. Liebe ist etwas schönes, wenn man jemanden findet, der einen genauso zurück liebt, aber sie kann auch weh tun. Sie ist wie eine Rose, wunderschön und verletzlich zugleich. Eine Hand berührte mich sanft an der Schulter und riss mich so mit aus meinen Gedanken. Es war Jayden's, der mich jetzt liebevoll anlächelt. „Alec hat mir geschrieben. Wir sollen Jessi zurückbringen, die beiden müssen noch weiter", erklärte er mir und Jessi, genauso wie ich sahen ihn schmollend an. „Ich sehe schon da haben sich zwei gesucht und gefunden, aber du musst jetzt wirklich zu deinem Vater, Jessi", fügte er hinzu, stand auf und reichte uns die Hand, damit wir aufstehen konnten. Nachdem wir standen holte er sein Handy aus seiner Jackentasche und tippte etwas darauf herum und lief anschließend mit uns zurück zur Firma. Jayden Scott wurde für mich zu einem größeren Mysterium als gedacht, denn er konnte ja doch ein bisschen liebe zeigen. Die Betriebsprostituierte war mir jedoch lieber, denn wenn er so anders war fing ich langsam an ihn gern zu haben und das könnte noch gefährlich für mich werden.

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