II


Mit nur eilig abgetrockneten Händen griff Gustav nach dem heruntergekommenen Mobiltelefon und ließ es in seiner Hast beinahe aus den Fingern gleiten.

„Gustav Carl Erikson, freischaffender Bildhauer. Was kann ich für sie tun?", stieß er in einem Atemzug hervor.

Es rauschte am anderen Ende der Leitung, was Gustavs Gedanken Zeit gab eine Runde Karussell zu fahren. Sein Handy klingelte selten. Niemand hatte seine Nummer, außer seinem Freund Andrew, in dessen Apartmentgebäude sich sein Atelier befand, und seiner Vermieterin Elizabeth und seinen beiden studentischen Mitbewohnern, welche aber nie bei ihm anriefen. Sein Kontakt stand aber in den Inseraten und auf den Werbeflyern, die er mit Andrews Hilfe überall in und um Downtown Manhattan und der Upper West Side verteilt hatte. Mit mäßigem Erfolg bisher. Also war entweder etwas geschehen oder jemand hatte sich verwählt –

Endlich räusperte sich jemand am anderen Ende.

„Hermes Hermoso. Ich brauche einen Künstler für einen Auftrag von zwölf Skulpturen. Die genauen Details kann ich nicht am Telefon mit Ihnen besprechen. Nur so viel, ich werde Sie gut bezahlen, sehr gut. Hätten Sie Zeit, sich auf einen Kaffee mit mir zu treffen und alles weitere zu besprechen?"

Gustav brauchte nicht lange nachzudenken. „Ja, ja, natürlich!"

Wer nicht einmal einen Spatz in der Hand hatte, brauchte an die Taube auf dem Dach gar nicht erst zu denken oder an all die Ungereimtheiten, die dieser überraschende Anrufer mit seiner sonoren Stimme mit undefinierbarem Akzent, dem Großauftrag und der Geheimnistuerei mit sich brachte – und so wurde ein Meeting in einem Café gar nicht weit der Location des Morgens verabredet. Absagen, sagte sich Gustav, konnte er immer noch, sollten ihm die genaueren Umstände oder der Auftraggeber nicht zusagen. Aber gute Bezahlung – sehr gute Bezahlung, das klang verlockend und zwölf Skulpturen, ein Auftrag, der ihn eine Weile beschäftigen und seine Sorgen im Zaum halten könnte, das war alles, wo von Gustav seit Monaten träumte. Insgeheim wusste er schon, dass er das nicht ablehnen wollte.

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