Am Ziel
[Same here - auch entstanden im Rahmen eines Schreibprompts.]
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Fast könnte man das Wesen übersehen, das da still und reglos auf einem Felsen in der Brandung sitzt. Die Wellen rauschen, brechen sich an den Steinen, suchen sich ihren Weg zwischen Kiesel und Sand. Aufwärts, abwärts. Immerzu, immergleich. Mal sanft, mal aufgepeitscht.
Ihr Blick ist starr geradeaus gerichtet, als suche sie etwas in der Ferne am Horizont. Etwas, das noch nicht da ist.
Sie ist nicht allein. Jemand lehnt im Schatten an den steil aufragenden Klippen. Er stößt sich ab und verlässt sein Versteck, wagt sich ins Offene.
Sie hört seine Schritte auf dem nassen Gemisch aus Kieselsteinen und Sand. Wasser strömt um seine nackten Füße, erzeugt ein Rauschen. Sie wendet ihm den Kopf zu.
"Das nördliche Meer", murmelt sie. "Wir haben unser Ziel erreicht."
Er macht einen letzten Schritt auf sie zu, legt ihr eine Hand auf die Schulter. "Wir sind noch lange nicht am Ziel."
Eine Weile verharren sie schweigend. Den Blick nach vorne gerichtet, auf eine Zukunft, die erst noch zur Gegenwart werden muss.
"Wir sind schon so weit gekommen. Diese letzte Etappe werden wir auch noch schaffen."
Sie seufzt. "Wir müssen."
Ihre Hände ruhen auf ihrem Bauch. Sie trägt ein Kind unter dem Herzen.
"Ihr zuliebe."
"Wir haben das alles nur ihr zuliebe auf uns genommen", erinnert sie der Dunkelelf.
"Ich weiß. Und ich habe meine Entscheidung keinen Augenblick bereut."
"Ich auch nicht." Er beugt sich zu ihr und haucht ihr einen Kuss auf das feuchte Haar. "Ich liebe dich, Cahaya und ich werde dich immer lieben. Und ich werde alles tun was ich kann, um unser Kind zu beschützen."
Sie dreht sich zu ihm um, zieht ihn zu sich herunter, bis er neben ihr auf dem Felsen zu sitzen kommt. "Hier sollten wir fürs Erste in Sicherheit sein."
"Wir sind so weit gekommen. Alles wird gut. Wir sind den Fängen meines Vaters entkommen, haben alle Feinde hinter uns gelassen. Auch diese Prophezeiung wird sich nicht bewahrheiten. Nicht so weit fort von den Reichen der Elfen. Hier ist es nicht mehr von Bedeutung. Wir können neu anfangen."
Sie seufzt erneut, ihre Finger streichen gedankenverloren über ihren gewölbten Leib.
"Ich hoffe es, Dorchadas. Ich hoffe es so sehr."
Er zieht sie in seine Arme, murmelt ihr beruhigende Worte ins Ohr und haucht ihr Küsse auf die Wange.
"Ruh dich aus, Cahaya. Es war eine lange Reise."
Es folgt ein langer und inniger Kuss, ehe sich das Nixenmädchen zurück in die Fluten begibt, um sich einen sicheren Ort für die Nacht zu suchen.
Ihr Geliebter schaut ihr nach, lange noch liegt sein Blick auf der Stelle, an der sie im Meer verschwunden ist. Der Mond steht schon hoch am Himmel, nur noch die Wellen rauschen, als er sich abwendet und auf die Felswand zuschreitet. Dort, verborgen in der Dunkelheit, wird er Schutz suchen in den Höhlen und Felsspalten. Dort tief in der Dunkelheit ist sein Reich.
Sie mögen vielleicht an unterschiedlichen Orten leben, aber ihre Liebe zueinander wird sie immer vereinen. Einerlei, wo auf dieser Welt sie sich auch befinden, ihr Herz schlägt im Gleichklang.
Friedlich liegt die Bucht unter dem Licht des Mondes, weit weg, von allen Fehden und Kriegen ihrer Völker. Am Ende der Welt, wo niemand das Meeresrauschen vernimmt.
Aber es ist da, aufwärts, abwärts. Immerzu, immergleich.
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