VIII
Mit einem Mal bewegte sich etwas hinter der Mülltonne. Etwas, das grösser war als sie selbst. Eindeutig konnte ich es im milden Schein des Dämmerlichts erkennen. Unmöglich konnte es sich hierbei um einen gemeinen Straßenköter handeln. Jemand anderes steckte dahinter.
Bedacht trat eine menschliche Gestalt in das fahle Licht einer Straßenlaterne, deren Umrisse mit jeder Bewegung klarer zu erkennen war. Nun war es besiegelt. Der Mensch näherte sich mir. Reflexartig griff ich an meinen Gürtel, was sogleich ein wenig mehr Selbstsicherheit durch meinen Körper fließen ließ. Es sollte doch gelacht sein, wenn ich mit einer Person nicht fertig werden wurde. Da hatte ich schon einige schwierigere Situationen gemeistert.
Inzwischen waren die Umrisse so klar zu sehen, dass ich mir sicher war, dass es sich bei meinem Gegenüber um einen Mann meines Alters handelte. Sein Gesicht kam mir seltsam bekannt vor. Bestimmt war es reine Einbildung. Manchmal kann ein Gehirn ja durchdrehen, wenn man sich bedroht fühlt.
„Erkennst du mich?", fragte mich eine Stimme, die ich mit Sicherheit schon einmal irgendwo gehört hatte. Mit der Zeit begann ich daran zu zweifeln, dass all diese Zufälle nur meiner Fantasie entsprangen.
Ein wenig beugte ich mich nach vorne, um ihm besser in die Augen sehen zu können. Und da leuchtete es mir mit einem Mal sternenklar ein. Er war eindeutig nicht gekommen, um mir hallo zu sagen.
„Was willst du?" Meine Stimme klang ruhig und fest. Könnten Blicke töten, hätte ich ihn mit tausend Pfeilen durchbohrt und ausbluten lassen.
„Das fragst du noch?", erwiderte er mit einer Stimme, die leicht vor Wut zitterte. Alle seine Muskeln schienen sich zusammen zu krampfen. Er musste wirklich einen folgenschweren Entschluss gefasst haben.
„Das wirst du nicht durchziehen. Nicht du!", verkündigte ich gelassen. Ich kannte ihn jetzt schon seit einiger Zeit aus dem Business. Seinen Charakter konnte ich in jedem Fall einschätzen.
Augenblicklich wurde mir der Lauf einer Pistole direkt vor die Augen gehalten. Ich wusste, dass jetzt zum Abwarten keine Zeit mehr blieb. Mit einem Schwung holte ich aus und warf die Milch nach ihm. Meine Tochter würde mich dafür lynchen, doch darauf konnte ich in diesem Moment wirklich keine Rücksicht nehmen.
Mit dem dumpfen Knall prallte sie auf seinem Gesicht auf, platzte auf und der Inhalt ergoss sich über ihn. Hoffentlich hatte sie ihm zudem noch eine ordentliche Beule verpasst. Getroffen kam er ins Straucheln. Endlich blieb mir genug Zeit, um zu handeln. Schnell hatte auch ich meine Schusswaffe zur Hand. Doch gerade als ich abdrücken wollte, um ein für alle Mal dieses elende Leben zu beenden, tauchte eine neue Gestalt vor mir auf. Eine kleinere mit weiblichen Formen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top