II
Wenn Sie dann so freundlich wären.", unterbrach die Stimme des Anwalts des Klägers meine Gedanken. Es war doch äußerst lobenswert, wie er immer die Initiative übernahm. Doch wo steckte bloß dieser Nichtsnutz von Anwalt der Verteidigung. Wahrscheinlich war es einer derjenigen, der einem vom Staat bezahlt wurde, da man sich in solchen Fällen nicht ohne Anwalt vor den Richtern präsentieren durfte. Im Grunde genommen sollte mir das Recht sein. Doch auch, wenn man nicht besonders viel an einem Fall verdiente, sollte man allen Beteiligten wenigstens den mindesten Respekt entgegenbringen. Bekanntlicherweise steht Pünktlichkeit auf der Liste der zu beachteten Dinge in meinem Gerichtssaal an erster Stelle.
Mit verbissener Miene warf ich einen Blick auf meine teure Armbanduhr der Marke Androni. Ein wahrhaftig prachtvolles Modell und zudem eine limitierte Ausgabe. Ihre Zeiger aus Blattgold schimmerten leicht im Schein des Neonscheinwerfers, der sein grelles Licht direkt über mir abfeuerte. Das Ziffernblatt war aus Elfenbein angefertigt worden und mein Armband bestand aus feinstem Schlangenleder. Alles maßangefertigt wie der Anzug, welche ich für den heutigen Anlass gewählt hatte. Eine schwarze Ausgabe mit einem leichten Glanz, der an Samt erinnerte, meinen Wünschen entsprechend. Natürlich war der Stoff des Sakos handgewebt so wie auch mein Hemd. Was meine Schuhe anging, so hatte ich heute zur Feier des Tages zu den ledernen Lackschuhen gegriffen, zu denen auch der Gürtel abgestimmt war. Niemals wäre mir eine modischer Faux-Pas unterlaufen. Selbst meine Haare hatte ich mir beim Friseur richten lassen. Unter keinen Umständen hätte ich auch nur das kleinste Detail meines Erscheinungsbildes dem Zufall überlassen. Gewiss nicht heute.
Inzwischen war es elf Uhr, was auch die Kirchturmuhr bestätigte, die mich durch ihr Geläut auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Punkt um diese Uhrzeit hätten wir beginnen sollen, keine Minute später. Doch anscheinend sah dies ein geladener Gast der Veranstaltung anders. Was bildete sich dieser einfache Anwalt eigentlich ein?
Schritte waren im Gang zu vernehmen. Ich horchte auf. War es der seit Langem Ersehnte, auf den wir alle warteten? Die Schritte kamen näher und näher. Schwer schlugen die Absätze auf den Holzdielen im Flur. Ich hörte, wie sich die Tür vorsichtig öffnete. Ein Kopf lugte durch den Türspalt und eine Haarsträhne rutschte dem Eindringling vor die Augen und verdeckte seine Sicht. Leider schien es nicht derjenige zu sein, den wir so sehnlichst erwarteten, denn sofort fiel die Tür mit einem lauten Knall wieder ins Schloss. Es konnte sich nur um Stunden handeln, bis diese gottverdammte Verteidigung endlich ihren Platz einnehmen würde. Wo zum Teufel hatte diese Person ihre Disziplin gelassen?
Oder...
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