I
Mit gesenktem Kopf betrat er den Saal. All die Schaulustigen, die sich hier versammelt hatten, standen auf und drehten ihren Kopf zur Seite, um denjenigen zu beobachten, der durch die große Holztür, die mit gusseisernen Verzierungen bestückt war, geschritten kam. Getuschel durchbrach die Stille, welche zuvor geherrscht hatte. In meinen Ohren klang es wie Lärm, obgleich sich jeder bemühte, noch leiser als sein Nachbar zu raunen. Alle Blicke folgten demjenigen, der soeben eingetreten war. Für einen kurzen Moment herrschte wieder Stille. Ein bedrohliches Schweigen, welches die Stimmung im Raum zum Bersten spannte, legte sich wie ein Schleier, über die Anwesenden.
Doch dann wurde sie jäh unterbrochen. Ein gewaltiger Blitz schoss durch die Luft, durchquerte alle Bänke, bis er schließlich sein Ziel erreicht hatte und sich darauf wie ein Raubtier stürzte. Dies war erst der Startschuss gewesen. Innerhalb eines Augenblicks wurde er von unzähligen weiteren gefolgt.
Immer stärker und stärker prasselten die Lichter auf ihn ein. Bei jedem einzelnen Mal erhellte sich alles um ihn herum so sehr, dass es wirkte, als würde die Sonne selbst mit ihren Strahlen auf ihn zielen. Ganz so als hätte er sich an diesem Lichterregen verbrannt, zuckte der Eindringling mit schmerzverzehrtem Gesicht zusammen.
Innerhalb eines Wimpernschlags war all das Gesehen aufgezeichnet und in den Kameras festgehalten. Gespeichert für die Ewigkeit. Für ihn gab es kein Entkommen mehr. Geblendet begann der Getroffene sein Gesicht mit den Akten, die er in der Hand hielt, abzuschirmen. Langsam beugten sich seine Knie leicht, damit er in geduckter Haltung hinter einer der noch nicht besetzten Bänke Schutz finden konnte. Zu seinem Unglück verdeckte diese lediglich seinen Körper bis zu seiner Hüfte. Trotz doppelter Bedeckung war die Sicht auf seinen Oberkörper dem Betrachter immer noch freigegeben.
„Treten Sie vor.", befahl der Anwalt des Klägers. Mit einem Ausdruck von Zufriedenheit in meiner Miene lächelte ich ihm zu. Was für ein treffender Zufall, dass er mir diese klägliche Aufgabe abgenommen hatte. Wie ich es hasste, wenn man die Angeklagten noch auffordern musste, sich ihrem gerechten Urteil zu stellen. Man hatte sich gefälligst vorher zu überlegen, wen man hinterrücks ermordete.
Mit zitternder Stimme stammelte uns der Eingetretene eine Antwort entgegen, doch er hauchte sie so leise in den Wind, dass die Luft nicht dazu im Stande war, den Schall bis zu uns nach vorne zu tragen. Was für ein Trauerspiel! Aus welchen Gründen war sein Anwalt eigentlich noch nicht eingeschritten. Hatte er kein Erbarmen mit mir? Meine wertvolle Zeit wurde vergeudet! Ich hatte eindeutig Besseres zu tun, als darauf zu warten, bis sich der Herr endlich dazu entschieden hatte, sich hierher zu der hölzernen Anklagebank, die direkt vor uns aufgebaut war, zu bewegen. Wird's bald! Ich hatte nicht ewig Zeit!
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