II

Mit verbundenen Händen wurde Jakub zu einem Dorf gebracht. Lief er nicht schnell genug, trat die Frau ihm in den Rücken. Einige blaue Flecken würde er davontragen, das war ihm klar. Und auch seine Hose war ihm durch das Hinfallen bereits gerissen. So oft wollte er sie schon beleidigen, doch dieser Ort schien es ihm zu verbieten. Es lag ihm auf der Zunge, doch er konnte es nicht aussprechen.

Währenddessen sah er sich um, ob er vielleicht irgendeinen Hinweis dafür fand, wo sein derzeitiger Standort war – doch nichts. Kein Schild, kein anderer Mensch, nichts. Er konnte bisher auch noch keinen Blick zu seiner Entführerin erhaschen. Als er im Dorf ankam, wurde er nicht so behandelt, wie erwartet; Nachdem die Frau, ihr Name war Dietlinde, aufgefordert wurde, Jakub loszumachen, wurde ihm Essen und Kleidung angeboten, die er dankend annahm. Ihm wurde erklärt, dass er im Dorf Kajam war und dass er umgeben von Elfen war. Die leicht spitzen Ohren waren ihm zu Beginn nicht aufgefallen. Es fiel erst auf, als die ersten Elfen flogen. Ihre Flügel waren höher als ihr Kopf und ihre Haut sah unfassbar weich aus. Auch Dietlinde hatte Flügel; ihre waren so orange wie ihre Augen und sahen so zart aus wie Bienenflügel. Sie war die Einzige, die nicht flog. Deshalb wurde es ihre Aufgabe, Jakub zu betreuen und ihm die Welt der Fabelwesen zu zeigen. Die Elfen hassten dieses Wort: ,,Fabelwesen". Ihre Welt wurde dort ,,Manasikra" genannt. Übersetzt bedeutete es sowas wie ,,Weltenmagie". Eine genaue Übersetzung gab es nicht.

Dietlinde hatte keinen Drang dazu, einen Menschen zu betreuen. Vor allem schien sich keiner die Frage zu stellen, wie er nach ,,Manasikra" gekommen war. Also entschloss sie zu fragen, wie es ihm gelungen war.

,,Ich hatte diese Steine in der Hand und-" ,,Steine, welche Steine", fragte Dietlinde nach. ,,Ja, Steine mit Runen drauf und dann-", wieder unterbrach Dietlinde ihn. ,,Zeig mal her." Verwirrt sah Jakub sie an. ,,Ich haben die Steine nicht." ,,Hör auf zu lügen!" Wütend sah sie Jakub an. Sie kam sich verarscht vor. ,,Aber ich lüge nicht!" ,,Tja, dann wirst du mit mir auf die Suche nach den Steinen gehen."

Auf dem Weg sagten sie so wenig wie möglich. Zumindest war das bei Dietlinde der Fall. Jakub wollte einfach nicht aufhören, Fragen zu stellen. Sie fand ihn ungeheuer nervig und ignorierte ihn die Meiste Zeit über. Solange, bis er fragte:

,,Warum bist du so unfair mir gegenüber? Alle anderen sind nett zu mir."

,,Ich bin nicht alle anderen." ,,Nein, aber du könntest mir wenigstens erklären, warum du so gemein zu mir bist."

,,Hör mal... Jakub, du bist ein Mensch. Das letzte Mal, dass ein Mensch hier war, ist bereits 528 Jahre her. Menschen kommen nicht einfach zum Plaudern vorbei. Sie sind gierig und machtsüchtig und sie töten alles, was sie nicht verstehen." ,,Aber das trifft nicht auf alle zu", verteidigte Jakub sich und seine Art. ,,Mag sein. Der Rest landet hier. Eure Spezies ist ein leichtes sie auf die andere Seite zu ziehen. Und wer leidet darunter? Wir. Nur weil ihr eure Meinung nicht lang genug vertreten könnt! Was meinst du, warum hier kein Mensch reinkommen kann? Bestimmt nicht, weil wir so gute Erfahrungen mit euch gemacht haben."

,,Aber jetzt bin ich hier", antwortete Jakub, ,,Und ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich hier wieder wegkomme."

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