II
Des Wahnsinns erster Tag
Paris 1900, 29. 04.
Graue Wolken türmten sich über Paris und ließen den Eiffelturm wie eine lauernde Kreatur über der Stadt schweben. Weit unter diesem schaurigen Bild jagte ein Mann in einem weiten Mantel, mit vielen roten und goldenen Fäden bestickt, dahin. Sein Zylinder hatte sichtlich gelitten und Schweiß lief trotz des kühlen Wetters über sein gerötetes Gesicht. In den Gassen von Paris hallte sein Atem laut von den Hauswänden wieder und der schwarze Gehstock mit dem goldenen Knauf klapperte ab und zu über das Kopfsteinpflaster. Er machte sich Sorgen. Schatten schienen selbst im hellsten Licht durch Paris zu wandern, hinzu kam noch, dass er am Morgen wieder schweißgebadet aus einem Albtraum erwacht war.
Seit vor zwei Wochen der erste Stromausfall stattgefunden hatte wachte er jeden Morgen so auf. Jedes Mal, wenn er sich zwei Minuten später wieder erholt hatte, sein Puls sich beruhigt hatte, sein Atem ruhiger geworden war, jedes Mal dann hatte er den Traum vergessen und die Erinnerung weigerte sich standhaft, zurückzukehren.
Ein köperloser Schatten huschte über die offene Straße und der Mann wimmerte auf. Seine Finger verkrampften sich um seinen goldenen Spazierstockknauf, während seine Knie unkontrolliert zu Zittern begannen. Seine Augen suchten unruhig die Umgebung ab, doch weder andere Bürger noch der Schatten zeigten sich nochmal. Er schickte ein Stilles Gebet zum Himmel, dann rannte er weiter. Sobald er bei seiner Familie zurück war, würde er Paris verlassen. Gnade ihm Gott.
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