Schattenjäger

Der schwarze Schemen flog über die Mauern, durch die Gassen der Stadt, hoch in der Luft wachte der Eiffelturm mit seinen dunklen Umrissen über ihn. Das Wesen schien erst an den Wänden zu kleben, dann war es wieder mitten in der Luft und flog dahin, alles in einer immensen Geschwindigkeit. Kurz kam es auf dem Boden auf, der Mantel wallte auf und gab den Blick auf einen großen, gezackten Säbel frei. Weiter draußen in der Nacht gellte der Schrei eines Rabens laut über die Stadt, als ob er sie vor der Gefahr warnen wollte. Der Schatten stieß sich mit immenser Kraft ab und landete auf einer der breiten Prachtstraßen von Paris. 

Jedes Mal wenn er einen Schritt tat schleuderte er eine kleine Kugel von sich und die Straßenlaternen beendeten ihr Leben mit einem leisen Klirren, höchstens ein winziger Funke zeugte davon, dass sie je ihren warmen Schein auf die sorgsam gepflasterten Straßen geworfen hatten. So wie er in schwarz durch Paris jagte so verschwand auch jedes einzelne Licht hinter ihm, er schien die Dunkelheit mit jedem weiteren Fußbreit, den er machte, tiefer ins Stadtzentrum zu führen. Eine Katze sprang auf, als sie ihn sah und verschwand eiligst in einer Seitenstraße. 

Kein einziger Stern schien noch am Himmel zu prangen und der Mond hatte sich selbst in Luft aufgelöst, kein einziges Geräusch kam von der sonst so bevölkerten Stadt, als wenn die gesamte Welt den Atem anhielt, um von dem Schatten bloß nicht bemerkt zu werden. Der krächzende Rabe flog erschrocken auf, als das dunkle Wesen in seine Richtung jagte, glühende Augen strahlten ihm entgegen. Der fast unsichtbare Vogel machte zwei schnelle Flügelschläge um sich weiter in die kalte Nachtluft von Paris zu erheben, doch der Schemen sprang mit unmenschlicher Kraft ab und segelte mit ausgebreiteten Armen und gezogenem Säbel auf ihn zu. Einen Augenblick später zeugte nur noch ein erschlafftes Federkleid im Licht einer erlöschenden Straßenlaterne von seinem vergeblichen Fluchtversuch und auch die letzte Warnung hatte Paris im Schlaf verpasst.